Als fleißiger Lieferant uninspirierter Videospielverfilmungen und anderer Rohrkrepierer hat sich Uwe Boll einen Namen gemacht. Doch wie ist der berüchtigte Regisseur denn nun im persönlichen Gespräch? Das erfährt man in Visiting Uwe, einer besonderen „Homestory“.
Visiting Uwe: Die Uwe Boll Homestory
Dokumentation Deutschland 2008. FSK: ohne Alterscbeschränkung. 60 Minuten (Extended und Remastered Version 2011, PAL-DVD). Regie: Fabian Hübner.
Boll ganz privat
Juli 2008. Uwe Boll, promovierter Germanist und berüchtigter Regisseur/Produzent meist schwacher Videospiel-Adaptionen sowie anderer Filme, öffnet für zwei Dokumentarfilmer die Türen seines deutschen Domizils. Fabian Hübner, Moderator und Erfinder von avant*garde, einer Video-Reihe über Independentfilme der Zeitschrift Widescreen, interviewt den Filmemacher.
In seinem Haus in Mainz, das auch als Büro für die BOLL AG fungiert, empfängt Uwe Boll, ganz leger in „Dungeon Siege“-T-Shirt und Jogginghose Interviewer Hübner und Kameramann Daniel Kunoth. In seiner Küche darf der umstrittene Filmemacher ausführlich zu Wort kommen.
Gleich zu Beginn wird Boll nach seinen Idolen und Vorbildern gefragt, wobei er hier ganz klar Orson Welles (Citizen Kane) und John Ford (Rio Grande) benennt. Davon ausgehend gibt Boll in seiner direkten Art seine Ansichten zu diversen Filmschaffenden zum Besten. Dabei wird nicht nur erklärt warum sein teuerstes Werk, der Fantasyfilm Schwerter des Königs: Dungeon Siege, so brutal gefloppt ist, sondern auch verdeutlicht, warum es Blockbuster-Regisseur wie Michael Bay oder Roland Emmerich im Gegensatz zu Boll so leicht haben, da sie ja immer große Budgets zur Verfügung haben, trotzdem aber viel Müll produzieren würden. Aber Boll ist nicht nur für Genrefilme oder Mainstream zu haben, auch beim Arthouse-Kino kann der Wahl-Kanadier mitreden. Boll meint, dass es in beiden Welten gute und schlechte (langweilige) Filme gibt und dass nach seiner Meinung auch die Werke von großen europäischen Regisseuren wie Jean-Luc Godard (Außer Atem) oder Michelangelo Antonioni (Blow Up) nicht alle wirklich sehenswert seien.
Einfach die Kamera aufstellen, das Interview machen und dann alles zu wohl dosierten Häppchen zusammen schneiden. So einfach haben es sich die Macher von Visiting Uwe nicht gemacht. Gleich drei Kameras aus mehr oder weniger festen Positionen verfolgen das Gespräch. Die im irgendwo zwischen Nüchternheit und stilistischer Prägnanz gehaltenen Schwarzweiß-Bilder sind auch dynamisch montiert, vor allem durch gelegentliche Split-Screen-Sequenzen.
Zwischendurch werden immer wieder Szenen eingestreut, in welchen Boll seine Gäste durch Haus und Garten führt und ein buntes Sammelsurium von DVDs, Filmrollen von Trailern sowie andere Andenken sind in jedem Zimmer in großer Menge vorhanden.
Glücklicherweise gibt sich das Team der Doku gegenüber Uwe Boll völlig unvoreingenommen und hat einige wichtige Fragen parat. Doch leider versteht man Regisseur Hübner akustisch vor allem am Anfang sehr schlecht. Das wirkt etwas dürftig. Richtig schade ist aber, dass nach einer Stunde Schluss ist, obwohl mit den 60 Minuten die Extended Version vorliegt. Vor allem von den analytischen und selbstkritischen Aussagen hätte man gut und gerne noch mehr mitbekommen. Ansonsten hat Visiting Uwe freilich den ungemeinen Vorteil gegenüber den berühmt-berüchtigten und spannenden Audiokommentaren von Dr. Boll, dass man sich die betreffenden Filme dabei nicht (erneut) ansehen muss.
Fazit: Unvoreingenommenes Interview, das einige interessante Seiten des berüchtigten Uwe Boll zeigt. Insgesamt leider etwas kurz. 6 von 10 Punkten.
Marius Joa, 21. Juli 2013. Bilder: Alive.
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