Archiv 2002

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Hier haben wir diejenigen Filme zusammengestellt, die vor der Auslagerung der Kino-Seite auf Main Vieraugen zu finden waren.

Minority Report --- Signs - Zeichen --- Austin Powers 3 --- Insomnia


Minority Report

SF-Thriller USA 2002. Regie: Steven Spielberg. Musik: John Williams. Nach einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick. Darsteller: Tom Cruise, Colin Farrel, Samantha Morton, Max von Sydow u.v.a. 145min. FSK ab 12.

Washington, D.C. im Jahre 2054. Der neueste Meilenstein in der Verbrechensbekämpfung, die Spezialeinheit "Precrime", die mit Hilfe dreier Medien, den "Precogs", die unter Schmerzmitteln in Nährflüssigkeit gehalten werden, zukünftige Morde voraussehen und verhindern kann. Chef dieser Einheit ist John Anderton, der an das "perfekte" System glaubt und sich an seinen Job klammert, um seine nach dem Tod seines Sohnes aufgekommene Sucht nach der High-Tech-Droge "Clarity" zu überspielen. Alles scheint perfekt zu laufen und das "Precrime"-Projekt wie eine Erlösung für das ehemals von Verbrechen heimgesuchte Washington. Doch plötzlich steht Anderton selbst im Visier seiner Kollegen, den er wird in 36 Stunden einen Mann töten, so die Vision der "Precogs". Von allem verraten, an das er geglaubt hat, flieht Anderton und versucht seine Unschuld zu beweisen, in dem er nach einem "Minority Report" sucht, der beweisen soll, dass die "Precogs" doch eine geringe Fehlerquote haben. Ein fast unmögliches Unterfangen für Anderton, in einem Staat, in dem Überwachungsanlagen überall zu finden sind und man deshalb auch überall identifiziert werden kann.
Der Film wirkt zu Beginn wie ein billiger 08-15-SF-Streifen, wird aber von Minute zu Minute besser. Nicht nur das Traumduo Spielberg/Cruise bürgt für Qualität, auch Star-Wars-Effekteschmiede Industrial Light & Magic und der Star-Wars-Komponist John Williams machen den Film zu einem spannenden Kinoerlebnis. Die Story ist logisch durchdacht und keineswegs so dürftig, dass sie durch die guten Spezialeffekte kompensiert werden müsste. Gegen Ende wird er Film immer undurchsichtiger und spannender. Auch wenn die Kurzgeschichte von SF-Kultautor Philip K. Dick mit dem Film soviel zu tun hat, wie Moby Dick mit den Sissy-Filmen, so wird man bei "Minority Report" nicht nur gut unterhalten, nein es werden auch philosophische Fragen in den Raum gestellt, über die sich der Zuschauer zwangsläufig Gedanken macht. Gibt es eine alternative Zukunft für die, die wegen zukünftigen Verbrechen verurteilt wurden, in denen sie keinen Mord begehen? Ist das ganze System der "Precrime" nicht ein einziges Paradoxon und folglich hinfällig?
Fazit: Ein guter Zukunftsthriller mit philosophischen Denkanstössen und einem Tom Cruise, wie man in aus "Mission: Impossible" kennt, als Gejagter, der seine Unschuld beweisen muss. Steven Spielberg ist ein guter SF-Film gelungen, den ich als sehenswert empfehlen kann.

Marius Joa, 06.10.2002


Ein etwas anderer Film

Signs - Zeichen

Mysterythriller, USA 2002. Regie: M. Night Shyamalan, Musik: James Newton Howard. Darsteller: Mel Gibson, Joaquin Phoenix, Cherry Jones u.a. 106min. FSK ab 12.

Die heutigen Kinofilme sind im Allgemeinen recht Technik lastig. Computer übernehmen immer mehr die Rolle von Schauspielern, der Zuschauer wird mit Special Effects überladen. „Signs – Zeichen“ ist ein ganz anderer Film. Er reiht sich nicht in diese Entwicklung ein.
An einem zunächst ganz normalen Morgen entdeckt der Farmer, Witwer und ehemalige Geistliche Graham Hess in einem seiner Maisfelder einen 200 Meter weiten Kornkreis. Die Fläche ist Teil eines komplizierten Musters im Getreide, das nur aus großer Höhe erkannt werden kann. Zunächst glauben Hess und sein Bruder Merril an einen Scherz. Doch die rätselhaften Muster breiten sich auf der ganzen Welt aus. Schließlich werden auch massenweise Ufos gesichtet, die in Formation fliegen.
Während sich Grahams Sohn Morgan aus Mystery-Büchern Wissen über Außerirdische anliest, fühlt sein Vater die Bedrohung näher rücken. Er beobachtet in der Nacht eine seltsame Gestalt, die von einem neu entstandenen Kornkreis flüchtet. In einem benachbarten Farmhaus durchlebt Hess eine seltsame Begegnung der Dritten Art, auch wenn er das Alien, das in einer Besenkammer eingesperrt ist, gar nicht zu sehen bekommt, nur eine fremdartige Hand.
Die Lage eskaliert. Das von der Familie Hess vernagelte Haus wird in der Nacht von Aliens umstellt, die sich Zugang verschaffen wollen. Ausgerechnet in dieser Situation erleidet Morgan einen asthmatischen Anfall. Gerade als es den Anschein hat, dass die Fremden wieder abgerückt sind, kann doch noch einer ins Haus gelangen. In diesem Moment stellt sich heraus, dass die Familie Hess besser auf die Invasion vorbereitet ist, als ihr selber bewusst war.
Graham Hess ist ein ehemaliger Pfarrer, der nach dem Unfalltod seiner Frau den Glauben an Gott verloren hat. Dem Zuschauer wird klar, dass das Ziel der Handlungen von Hess sein muss, zum Glauben zurück geführt zu werden. Mel Gibson verkörpert diese Person äußerst glaubwürdig.
Auch wenn „Signs“ durchaus als Science-Fiction-Film verstanden werden kann, ist er nicht mit Produktionen wie „Independence Day“ zu vergleichen. Einen Fehler hat Regisseur Shyamalan meiner Meinung nach aber gemacht: Gegen Ende wird einer der Außerirdischen in der Totalen gezeigt, noch mehr Spannung hätte erzeugt werden können, wenn der Kinobesucher während des ganzen Films nur immer Teile eines Außerirdischen – wie bis zu angesprochener Szene praktiziert – hätte sehen können.
Der Film bleibt dennoch spannend bis zum Schluss, die zwischendurch eingebauten „Schockeffekte“ sorgen für gelegentliche Aufschreie im Publikum. Mega-Kino wird hier nicht vorgeführt, aber davon haben wir in letzter Zeit auch wirklich genug gesehen und werden noch mit einigen Filmen in diesem Jahr verwöhnt.

Johannes Michel, 12.10.02


Zotige Wortspiele: Austin Powers (Mike Myers)
mit den japanischen Zwillingen Fook Mi und Fook Yu.

Austin Powers in Goldständer
(Austin Powers in Goldmember)

Agentenparodie USA 2002. Regie: Jay Roach. Mit Mike Myers, Beyoncé Knowles. Michael Caine, Seth Green, Verne Troyer, Michael York, Robert Wagner, Mindy Sterling, Fred Savage u.v.a. 94 Minuten. FSK ab 12.

Gut einen Monat vor dem 20. James-Bond-Film startete am 24.10 der dritte Streifen der Austin-Powers-Reihe, die 007-Streifen ja bekanntlich ziemlich gnadenlos parodiert, in unseren Kinos.
Die Story des Films: Nigel Powers (gewohnt britisch: Michael Caine), Vater des Top-Agenten Austin und selbst ein alter Spion ihrer Majestät, wurde von Goldständer (Mike Myers, wer sonst), einem durch Gold mutierten abgedrehten Holländer, entführt. Um den Aufenthaltsort seines Vaters herauszufinden, lässt sich Austin Powers mit Dr. Evil, der im Hochsicherheitstrakt sitzt, auf einen Deal ein. Für seine Verlegung in ein normales Gefängnis verrät Evil, dass Goldständer Powers senior im Jahre 1975 gefangen hält. Dort trifft Austin seine alte Flamme Foxxy Cleopatra (nur schmuckes Beiwerk: Beyoncé Knowles) wieder. Goldständer entkommt mit Nigel Powers und zu allem Überfluss brechen Dr. Evil und sein Klon Mini-Me aus dem Gefängnis aus. Gemeinsam mit Goldständer plant Dr. Evil mit Hilfe eines Traktorstrahls einen Meteoriten auf der Erde einschlagen zu lassen, was zu einer gewaltigen Überschwemmung aller Kontinente führen würde. Wie immer versucht der glatzköpfige Fiesling die Welt zu erpressen. Doch Austin Powers ist natürlich wieder zur Stelle...
Obwohl Mike Myers zu einem dritten Teil überredet werden musste, ist der Film durchaus gelungen und zu meist sehr witzig. Zotige Wortspiele, Schattenspiele zum Totlachen, perfekt inszenierte Gastauftritte vieler Stars (u.a. Britney Spears) und natürlich die obligatorischen musikalischen Einlagen machen den Streifen zu einem lachmuskelstrapazierenden Vergnügen. Doch es ist nicht alles Gold, was Goldständer heißt. Die Synchronisation lässt leider einige Wortspiele verloren gehen und der sich teilweise stark unter der Gürtellinie befindende Humor sorgt nicht immer für Lachen, sondern gelegentlich auch für peinliches Kopfschütteln. Die neue Synchronstimme von Dr. Evil nimmt dem Bösewicht viel von seinem Charisma und auch die deutsche Stimme von Beyoncé Knowles alias Foxxy Cleopatra empfindet man als Zuschauer schon nach dem ersten Satz als ätzend. Die "Destiny's Child"-Sängerin wirkt mit ihrer Rolle zumeist fehl am Platz. Doch die anderen Darsteller überzeugen zumeist. Fazit: Wer zotigen Humor nicht mag, wird dieser Agentenkomödie nichts abgewinnen können. Jeder andere wird zumindest mit einem Schmunzeln oder Lächeln aus dem Kino spazieren. Für Freunde jedes Humors ein abgedrehtes Agentenspektakel.

Marius Joa, 25.10.2002


Insomnia - Schlaflos

Thriller USA 2002. Regie: Christopher Nolan. Darsteller: Al Pacino, Robin Williams, Hilary Swank, Martin Donovan. Maura Tierney u.a. 118 Minuten. FSK ab 16.

Ein idyllisches Städtchen in Alaska. Hierhin fliegen die Polizisten Will und Hap, um mit der dortigen Polizei den Mord an der 17jährigen Kay aufzuklären. Als der Täter auftaucht und Will ihn im Nebel verfolgt, erschießt er ausgerechnet seinen eigenen Partner Hap. Die ganze Ermittlung ändert sich für den erfahrenen Cop aus dem Morddezernat, jetzt muss er seine eigene Tat vertuschen und seine Spuren verwischen, der Mordfall selbst wird nebensächlich. Die Mitternachtssonne bereitet Will nächtelange Schlaflosigkeit, die seine Sinne von Tag zu Tag mehr beeinträchtigen. Doch dann meldet sich auch noch der Mörder des Mädchens, der Will bei seiner "Tat" beobachtet hat...
Wer nach Christopher Nolans bahnbrechendem Debütfilm "Memento" auf etwas ähnliches gehofft hat, wird enttäuscht. Doch auch dieser Thriller ist sehenswert. Al Pacino als alternder Cop, der in die Psyche der Mörder blicken kann, Robin Williams als scheinbar harmloser Schriftsteller und Hilary Swank als ehrgeizige und lernwillige Jungpolizistin überzeugen. Durch die hervorragende Kameraführung werden die Schlafentzugserscheinungen der Hauptfigur wie Halluzinationen und Flashbacks so unmittelbar für den Zuschauer gezeigt, so dass man meinen könnte, selbst diesen Zustand zu durchleben. "Insomnia" ist kein ununterbrochen spannender Schocker, sondern vielmehr ein subtiler Thriller, der hauptsächlich auf Optik, aber auch auf Akustik (stimmungsuntermalende Musik) setzt. Am Ende bleibt nur eine Frage: War der Tod Haps ein Unfall?
Fazit: Ein subtiler, aber spannender und kameratechnisch gut inszenierter Thriller von Regietalent Christopher Nolan, der ohne große Schockeffekte auskommt. Genau deshalb ist "Insomnia" sehenswert, weil es sich vom Thrillerkino-Einheitsbrei aus Hollywood unterscheidet.

Marius Joa, 03.11.2002

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