Archiv I-2004

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Filme im 1. Quartal 2004:

Sams in Gefahr – Unterwegs nach Cold Mountain – Last Samurai – Die Passion Christi

Sams – in Gefahr

Spielfilm, Deutschland 2003. 101min. Ohne Altersbeschränkung
Mit:, Ulrich Noethen, Christine Urspruch, Dominique Horwitz, Armin Rohde, Eva Mattes, Ina Weisse, Jasmin Tabatabai, Konstantin Gastmann, Gert Burkard, Laura Roll, Gottfried John, Ernst Jacobi; Regie: Ben Verbong

Elf Jahre ist es her, dass der schüchterne Herr Taschenbier (Ulrich Noethen) vom Sams (Christine Urspruch) vom Duckmäuser zum coolen Hecht resozialisiert wurde. Nun könnte sein elfjähriger, in der Schule allseits gehänselter, Sohn Martin (Constantin Gastmann) eine ähnliche Therapie gebrauchen. Als ausgerechnet Martins Erzfeind, der gemeine Turnlehrer Daume (Dominique Horwitz), das wieder aufgetauchte Sams entführt, gehen Vater und Sohn gemeinsam auf Befreiungsmission.
Auch wenn „Sams in Gefahr“ als Kinderfilm angelegt ist – weniger sehenswert macht ihn das kein Stück. Hervorragende Schauspielerleistungen, gelungene Spezialeffekte und schöne Bilder (gedreht wurde der Film übrigens in der Altstadt von Bamberg) beweisen einmal mehr, dass das deutsche Kino nicht tot ist.
Wer kömodienhafte Unterhaltung schätzt, ist mit dem Sams auf jeden Fall gut beraten. Selten musste ich bei einem Kinofilm mehr lachen. Und das restliche Publikum sah das ähnlich und wurde vorzüglich unterhalten.
Besonders hervorheben möchte ich die schauspielerische Leistung von Dominique Horwitz, der eine brillante und urkomische Vorstellung bietet. Es wäre super, ihn zukünftig in mehr Komödien zu sehen.
Alles in allem: Sowohl ein Film für Erwachsene als auch für einen gemütlichen Familienkino oder -DVD-Abend.

Johannes Michel, 05.01.03


Unterwegs nach Cold Mountain
(Cold Mountain)

Liebesdrama USA / Großbritannien / Rumänien 2003. Regie: Anthony Minghella.
Musik: Gabriel Yared. Nach Charles Frazier. 154 Minuten. FSK ab 12.
Mit: Jude Law, Nicole Kidman, Renée Zellweger, Kathy Baker, Brendan Gleeson, Philip Seymour Hoffman, Natalie Portman, Donald Sutherland, Ray Winstone u.v.a.

Zur Zeit des Sezessionskrieges: Die junge Ada zieht mit ihrem Vater, dem Prediger Monroe von Charleston ins Bergdorf Cold Mountain, in North Carolina. Dort lernt sie den wortkargen Einzelgänger Inman kennen. Obwohl sich die beiden kaum kennen und Inman kurze Zeit später in den Krieg zieht, verlieben sie sich ineinander. Ada schreibt Inman unzählige Briefe an die Front, die er zu Beginn auch noch beantworten kann. Nachdem er drei Jahre die Grauen des Krieges erlebt hat, beschließt Inman zu desertieren. Dem Fahnenflüchtigen ist nun die Heimatgarde auf den Fersen. Auch in Cold Mountain treibt diese ihr Unwesen, in Gestalt von Teague und seinen Männern, die den Bewohnern allmählich das Leben zur Hölle machen. Als Adas Vater überraschend stirbt und sie mit dem Leben auf der Farm total überfordert ist, kommt ihr die resolute Bäuerin Ruby Thewes zur Hilfe, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Währenddessen setzt Inman seine gefährliche Reise nach Hause fort...
Oscar-Preisträger Anthony Minghella (Der talentierte Mr. Ripley) inszenierte mit der Verfilmung des Romans von Charles Frazier eine moderne Odyssee. Auffallend sind hier die schönen Naturaufnahmen. Der Film wurde nicht etwa, wie erwartet, in den USA, sondern in Rumänien gedreht. Trotzdem geben die Drehorte einem das Gefühl, man befinde sich in den Staaten. Überraschenderweise sind nicht die Hauptdarsteller besonders herausragend, sondern eher die Nebendarsteller. Hier müssen vor allem der Ire Brendan Gleeson als Rubys Vater Stobrod Thewes und der Engländer Ray Winstone als Bösewicht Teague erwähnt werden. Gute Leistungen liefern Jude Law und Renée Zellweger ab (beide für den Oscar nominiert) sowie Nicole Kidman zwar ab, jedoch nicht so überragend wie in den Medien immer angepriesen. Pluspunkte des Films sind dagegen der fast schonungslose Realismus darüber, was für Auswirkungen die Grauen des Krieges auf die Menschen haben, die Kameraführung, die ansprechende Geschichte und die beiden Songs „You Will Be My Ain True Love“ und „Scarlet Tide“. Beide Songs, die Kamera, der Schnitt, die Filmmusik und die Darsteller Jude Law und Renée Zellweger sind für Oscars nominiert, die am Sonntag vergeben werden.
Doch hat der Film auch einige Schwächen. Die Synchronisation ist für zwei davon verantwortlich, denn die deutsche Stimme von Renée Zellweger ist einfach eine Zumutung und man fragt sich den ganzen Film hindurch, warum sich Ada und Inman immer noch siezen. Die Problematik der Sklavenhaltung (die Handlung spielt in den Südstaaten) scheint vollkommen Nebensache zu sein. Auch wenn der Film ziemlich realistisch ist, was die Grausamkeit des Krieges betrifft (und damit weniger für Zuschauer ab 12 geeignet), so ist er für den Zuschauer wenig mitreißend und die Wahrscheinlichkeit, das man ihn nach einiger Zeit wieder vergisst, ist nicht unbedingt gering.
Fazit: Guter Antikriegs-Odyssee mit einer besonderen Liebesgeschichte, die in keiner Weise zu schnulzig ist und schönen Bildern.

Marius Joa, 24.02.2004. mariusjoa@vieraugen.com


Werden Sie sich je wiedersehen? Ada (Nicole Kidman) und Inman (Jude Law).


Zweite Filmkritik zu „Unterwegs nach Cold Mountain“

Endlich wieder ein „schöner Film“

Da Marius Joa in seiner oben stehenden Kinokritik schon ausreichend auf den Inhalt von „Unterwegs nach Cold Mountain“ eingegangen ist, möchte ich hier direkt zur eigentlichen Filmkritik kommen.
Im Vorfeld meines Kinobesuches wurde ich schon durch Zeitungen und Kinomagazine mit ersten Eindrücken bestürmt. Da hieß es negativ, eine größere Schnulze habe es in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Positiv wurde angemerkt, dass „Unterwegs nach Cold Mountain“ endlich ein würdiger Nachfolger für „Vom Winde verweht“ sei. Ob gleich so weit zu gehen ist, sei einmal dahingestellt.
Klar ist, dass sich der Film von der Masse der Hollywood-Produktionen unserer Zeit deutlich abhebt. Zwar wird auf Action nicht verzichtet – die Darstellung des Bürgerkrieges in seiner brutalen und ernsten Realität –, dennoch lebt der Film hauptsächlich von seinen schönen Bildern und von den Dialogen. Gut gelungen ist dies deshalb, da zwar zu Beginn des Films und auch in einigen Szenen später durchaus Gewalt gezeigt wird, aber keine ekligen Elemente einfließen; meint: Blut bekommt der Zuschauer nicht zu sehen.
Die schauspielerische Leistung weiß, außer in einem Punkt, auf den ich noch eingehen werde, sehr zu überzeugen. Jude Law spielt den nach Hause irrenden Inman sehr überzeugend, auch Renée Zellweger in der Rolle der Bäuerin Ruby Thewes wirkt überzeugend. Einzig Nicole Kidman scheint nicht ihre 100-Prozent zu geben. Besonders ihre Mimik passte manchmal nicht zu ihrer Rolle. Dies tut der insgesamt sehr guten schauspielerischen Leistung aber keinen Abbruch.
Fazit: Ein Film, der dem Zuschauer noch einige Zeit in Erinnerung bleiben wird. Auf jeden Fall ein Kandidat für den nächsten DVD-Kauf.

Johannes Michel, 25.02.2004


THE LAST SAMURAI

Kriegsdrama USA/ Japan/ Neuseeland 2003.
Regie: Edward Zwick. 154 Minuten. FSK ab 16.
Darsteller: Tom Cruise, Ken Watanabe, Koyuki, Timothy Spall, Tony Goldwyn, Masato Harada u.a.

1876: Der vom Krieg psychisch schwer gezeichnete und alkoholkranke amerikanische Captain Nathan Algren wird von Japanern angeworben, die Armee des Kaisers mit modernen Schusswaffen zu trainieren, für den Kampf gegen die „abtrünnigen“ Samurai. Algren willigt aufgrund der guten Bezahlung ein. Beim ersten Kampf der japanischen Armee mit den Samurai werden die Soldaten abgeschlachtet und Algren von Katsumoto, dem Anführer der Samurai, gefangen genommen. Da die Menschen ihn gut behandeln und Algren längere Zeit bei den Samurai (vor allem bei Katsumotos Familie) verbringt, versucht er sich allmählich zu integrieren. Und lernt dadurch die Lebensweise der Samurai schätzen und lieben...
Tom Cruise bereitete sich akribisch auf die Rolle des Nathan Algren vor, indem er zwei Jahre lang Japanisch lernte und sich im Schwertkampf trainierte. Und das hat sich gelohnt. The Last Samurai ist ein bewegendes Drama über Tradition und Moderne sowie Freundschaft und darüber dass man sogar seinen Feind schätzen lernen kann. Der Film erhielt vier Oscar-Nominierung, u.a. für die Kostüme, den Ton und die Ausstattung sowie für den japanischen Schauspieler Ken Watanabe als bester Nebendarsteller, der den charismatischen Samurai Katsumoto verkörpert und so seinem Kollegen Tom Cruise bisweilen etwas die Show stiehlt. Der Verzicht auf Computereffekte bei den Schlachtszenen hat sich ebenfalls ausgezahlt, die Kämpfe wirken sehr realistisch und authentisch. Ein absoluten Rohrkrepierer bietet dagegen die Filmmusik des deutschen Starkomponisten Hans Zimmer, die fast die ganze Zeit belanglos dahinplätschert. Dies nimmt dem Film viel an Magie. Außerdem wirkt das Ende zu idealisiert und konstruiert.
Fazit: Bildgewaltiges Drama um sterbende Tradition, indem die Amerikaner ausnahmsweise mal nicht die Guten sind.

Marius Joa, 08.02.04


Die Passion Christi
(The Passion Of The Christ)

Historiendrama USA 2004. Regie: Mel Gibson. Musik: John Debney.
127 Minuten. FSK ab 16. Aramäisch / Latein mit Untertiteln.

Darsteller:
Jesus von Nazareth --- James Caviezel
Maria, seine Mutter --- Maia Morgenstern
Maria Magdalena --- Monica Bellucci
Johannes --- Hristo Jivkov
Kaiphas, der Hohepriester --- Mattia Sbragia
Pontius Pilatus --- Hristo Naumov Shopov
Claudia, seine Frau --- Claudia Gerini
Petrus --- Francesco De Vito
Abenader --- Fabio Sartor
Judas --- Luca Lionello
Satan --- Rosalind Celentano

Die letzten 12 Stunden im Leben Jesu Christi: Im Garten Gethsemane begegnet Jesus der Teufel, der ihm weissagt, dass er scheitern wird, weil kein Mensch diese Qualen aushalten kann. Jesus betet verzweifelt zu Gott. Da erscheinen die Palastwachen mit dem Verräter Judas und nehmen Jesus trotz des Widerstandes von Johannes und Petrus fest. Die Wachen bringen Jesus vor den Hohepriester Kaiphas, der mitten in der Nacht eine Versammlung einberufen hat, auf der der Gefangene verhört wird. Am Morgen wird Jesus dem römischen Statthalter Pilatus vorgeführt. Die Menge fordert Tod durch Kreuzigung. Pilatus erklärt, dass er Jesus’ Taten nicht als Schuld bewerten kann. Er ordnet jedoch eine Bestrafung an, die von römischen Legionären durchgeführt werden, die Jesus halb tot schlagen. Als Pilatus die Angelegenheit in die Hände der Priester gibt, ist das Schicksal von Jesus besiegelt. Völlig verstört verfolgen Maria, Maria Magdalena und Johannes das Geschehen...
Die wohl umstrittenste Bibelverfilmung aller Zeiten sorgte bereits im Vorfeld für Trubel. Nachdem Regisseur Mel Gibson im letzten Jahr verkündete, er wolle den Film, der in Aramäisch (der Sprache, die zu Jesu Zeiten in Jerusalem gesprochen wurde) und Latein gedreht wurde, ohne Untertitel ins Kino bringen, um die Bilder für sich selbst sprechen zu lassen. Da Gibson aber lange Probleme hatte, einen Verleih zu finden, sah er von seinem Vorhaben hab und fügte Untertitel hinzu. Bei einigen Vorab-Vorstellungen warfen die Oberen einiger jüdischer Organisation dem Hollywoodstar vor, sein Film würde den Antisemitismus schüren. Der Vatikan segnete das Werk zwar ab, doch kamen zu den Antisemitismusvorwürfen noch hinzu, dass fast alle Medien den Film als dümmliche Splatter-Orgie verrissen. Bei der Premiere am Aschermittwoch in den USA und Australien verließen außerdem entsetzte Zuschauer die Kinosäle, weil sie die Folterszenen nicht verkrafteten. Eine 56-jährige Frau erlitt einen Herzinfarkt und starb. Viele christliche Organisation kritisierten denn Film als Predigt der radikalen Ansichten Mel Gibsons, der als sehr gläubig und konservativ gilt. So weigerte sich auch der Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele, den Film anzusehen. Trotz des Wirbels spielte der Film bisher rund 300 Millionen Dollar ein und brach in den USA einige Rekorde.
Zusammenfassend könnte man es so formulieren: Unnatürlich viel Gerede über einen guten Film. Denn Die Passion Christi ist weder antisemitisch noch eine plumpe Blutorgie. Die Gewaltdarstellung ist zwar brutal, aber nicht so brutal, dass man schreiend aus dem Kino rennen müsste. Der Film bemüht sich stattdessen um eine realistische Darstellung der Leiden Jesu und nicht um eine beschönigte oder harmlose Gewaltverherrlichung wie in den meisten anderen Filmen. Und extrem lang sind die Folterszene und die Kreuzigung nicht. Außerdem werden diese Szenen immer wieder durch Rückblicke, zum Abendmahl, zur Bergpredigt, zu Jesu vergangenem Leben, unterbrochen. Trotzdem wirkt alles sehr eindringlich und auch bewegend, so dass es durchaus sein kann, dass dem Zuschauer Tränen übers Gesicht laufen. Die Darstellung der Juden im Film beschränkt sich nicht auf die Jesus feindliche gesinnten Hohepriester, Pharisäer und die aufgestachelten Mengen, sondern zeigt auch solche, die mit Jesus auf seinem beschwerlichen Kreuzweg Mitleid haben. Das Volk der Juden an sich wird also nicht als durch die Bank böse dargestellt. Nur die römischen Soldaten werden teilweise als erbarmungslose Sadisten dargestellt. Die Geschichte ist zum großen Teil relativ nah am Bibeltext, nimmt sich aber auch einige Freiheiten, vor allem in der Darstellung Satans als androgynes, mysteriöses Wesen, das immer wieder mal in der Menge auftaucht.
Einen besonderen Touch und einen Hauch von Authentizität verleihen die Sprachen Aramäisch und Latein dem Film. Ehemalige oder aktuelle Lateinschüler werden wahrscheinlich den Großteil der lateinischen Dialoge auch ohne die Untertitel verstehen. Die Optik des Films besticht nicht durch pompöse Ausstattung und Kostüme, sondern eher durch Zweckmäßigkeit und die realistische Wirkung. Der sich immer mehr verdunkelnde Himmel wirkt als Stimmungsraum. Caleb Deschanel zeigt in seiner Kameraführung nicht nur die erschütternden Bilder des blutverschmierten Jesus, sondern auch Einstellungen aus der Perspektive des Mannes. Die Geißel- und Kreuzigungsszene wirken und vor allem dadurch so eindringlich und realistisch, weil die Geräusche und der Ton hier etwas übertrieben werden. Die Musik von John Debney unterstreicht das Geschehen mit stimmungsvollen Stücken und wird erst gegen Ende etwas ergreifender und epischer.
Als Schauspieler engagierte Mel Gibson neben dem Hauptdarsteller und Monica Bellucci vor allem allgemein eher unbekannte italienische, rumänische und bulgarische Darsteller. Neben dem leidend-charismatischen Jim Caviezel als Jesus überzeugt vor allem Hristo Naumov Shopov als Pontius Pilatus, der vor einer schweren Entscheidung steht, vor allem da er Jesus nicht als schuldig anerkennen will und kann. Maia Morgenstern und Monica Bellucci wirken in ihren Rollen etwas blaß und können die Gefühlszustände ihrer Charaktere nicht ganz dem Zuschauer nahe bringen.
Fazit: Ein atmosphärischer, brutaler und bewegender Film über die Passion Jesu. Trotz aller Unkenrufe keine antisemitische Blutorgie. 7 von 10 Punkten.

Marius Joa, 21.03.2004, mariusjoa@vieraugen.com

 

Zweite Filmkritik zu “Die Passion Christi”:

„Unnatürlich viel Gerede über einen guten Film“,

schrieb Redaktionskollege Marius Joa in seiner Filmkritik zum Mel Gibsons „Die Passion Christi“. Gerade nach überwiegend negativen Kritiken und Einschätzungen in einigen großen deutschen Tageszeitungen möchte ich auch einige Aspekte beisteuern.
Wenn sonst auch unüblich, möchte ich mein Fazit hier voranstellen. „Die Passion Christi“ ist ein sehr guter Film, der von mir eine Wertung von 8 von 10 Punkten erhält.
Besonders gelungen sind nach meiner Meinung die ersten beiden Drittel des Films. Jesus betet am Ölberg, wird verhaftet, dem jüdischen Rat und dem römischen Statthalter Pontius Pilatus vorgeführt. Anschließend folgt eine viertelstündige Gewaltorgie, in der Jesus von den römischen Soldaten gefoltert wird. Danach flaut der Film aber leicht ab. Der Weg Jesu über die „Via Dolorosa“ hinauf zur Kreuzigungsstätte und auch die Kreuzigung selbst wirken nicht überzeugend. Ein Beispiel: Mel Gibson beruft sich darauf, sich in seinem Film möglichst nahe an die biblische Vorlage gehalten zu haben. So spricht Jesus kurz vor seinem Tod die Worte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“ Ein römischer Soldat soll kurze Zeit später feststellen, ob Jesus wirklich tot ist und sticht ihm mit einer Lanze in die Seite, woraufhin aus der Wunde Blut und Wasser ausströmen. Daraufhin äußert in der biblischen Vorlage ein Soldat die Worte: „Wahrlich, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ Interessanterweise lässt Mel Gibson diese Worte allerdings weg.
Zu brutal ist der Film keineswegs. Die Gewaltdarstellung wirkt realistisch und wirklichkeitsnah. Vielen Christen werden die Gewaltszenen zwar sehr nahe gehen, aber sie gehören durchaus zum Glauben. Christentum bedeutet nun mal nicht nur Feste Feiern, Geschenke bekommen und mit Jugendliche im städtischen Jugendheim Partys feiern. Von dieser Warte aus betrachtet bringt Mel Gibson die biblische (Leidens-)Botschaft sehr gut an den Mann.

Johannes Michel, 05.04.2004

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