Archiv I-2005

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Filme im 1. Quartal 2005:

Hautnah – House of Flying Daggers – Aviator – Hitch, der Date Doktor

H a u t n a h
(Closer)

Wer mit wem?

Liebesdrama USA 2004. Regie: Mike Nichols. Nach dem Theaterstück von Patrick Marber.
Mit Julia Roberts, Jude Law, Natalie Portman und Clive Owen. 104 Minuten. FSK ab 12.
Ausgezeichnet mit 2 Golden Globes. Nominiert für 2 Oscars.

London. Auf dem Weg zur Arbeit lernt der erfolglose Schriftsteller Dan die junge Amerikanerin Alice kennen, als diese von einem Auto angefahren wird. Die beiden verlieben sich in einander. Einige Zeit später lernt Dan bei einem Fotoshooting für sein Buch die Fotografin Anna kennen und verliebt sich in sie. Dan bringt jedoch ungewollt Anna mit dem Dermatologen Larry zusammen. Eine etwas verworrene Vierecksgeschichte nimmt ihren Lauf…
Nach dem preisgekrönten Theaterstück des Briten Patrick Marber, der auch das Drehbuch schrieb, inszenierte Mike Nichols (Die Reifeprüfung) ein etwas verworrenes Beziehungsdrama mit exzellenter Starbesetzung.
Erstaunlicherweise steht Julia Roberts in der Rolle der Fotografin Anna nicht im Vordergrund. Wenn sich überhaupt einer der vier Charaktere (außer Statistenrollen gibt es im Film nur diese) als Hauptfigur herauskristallisiert, so ist es Dan, gespielt von Jude Law. Natalie Portman überzeugt in der bisweilen freizügigen Rolle der jungen Amerikanerin Alice. Clive Owen beweist nach der Verkörperung eines sehr eindimensionalen Charakters in King Arthur seine schauspielerischen Fähigkeiten und schafft es, den Dermatologen Larry recht lebensnah darzustellen. Portman und Owen gewann kürzlich als beste Nebendarsteller jeweils einen Golden Globe und wurden auch für den Oscar nominiert.
Die Story ist wie ein Theaterstück aufgebaut. Zwischen einzelnen Szenen vergeht meist eine größere Zeitspanne und dies wird anschließend in den extensiven Dialogen erwähnt. Überhaupt ist der Film sehr dialoglastig. Wer prickelnde Liebes- bzw. Sexszenen, der wird enttäuscht, denn diese werden ausgeblendet und lediglich davon erzählt und das meist in direkter und recht tabuloser Sprache, die manchem Zuschauer vielleicht weniger zusagen wird. Und so bleibt auch die FSK-Freigabe ab 12 höchst fraglich.
Eins ist klar: Hautnah ist kein klassischer Hollywood-Liebesfilm mit Taschentuchverbrauchsgarantie, sondern eine Beziehungsgeschichte, die recht nachvollziehbar und fast aus dem Leben gegriffen wirkt.

Fazit: Leicht verworrenes Beziehungsdrama mit exzellenter Starbesetzung, das sich glücklicherweise vom Liebesschnulzeneinheitsbrei abhebt. 8/10.

Marius Joa, 31.01.2005.

Larry und Alice.


Anna und Larry.


Alice und Dan.


Dan und Anna.


House Of Flying Daggers
(Shi Mian Mai Fu)

Drama China/Hongkong 2004. Regie: Zhang Yimou. Musik: Shigeru Umebayashi.
Mit Takeshi Kaneshiro, Andy Lau, Zhang Ziyi und Song Dandan. 119 Minuten. FSK ab 12.
Nominiert für einen Golden Globe und einen Oscar.

China im Jahr 859. In der Tang-Dynastie herrscht Korruption. Die geheimen Untergrundkämpfer vom „Haus der fliegenden Messer“ führen einen namenlosen Kampf gegen das Regime. Als den beiden Polizei-Beamten Jin und Leo die blinde Tänzerin Mei, angeblich die Tochter des ehemaligen Anführer, ins Netz geht, fassen die beiden einen Plan. Jin befreit das schöne Mädchen und will sie dazu bringen, ihn zum Versteck der „Fliegenden Messer“ zu führen.
Zhang Yimou, der mit Hero ein bildgewaltiges Historiendrama schuf, liefert hiermit seinen zweiten Martial-Arts-Film ab. Und wieder gelingt es ihm, das Genre neu zu erfinden, ohne andere Filme zu kopieren. Und doch darf man als Zuschauer hier keinen Realismus und keine hoch anspruchsvolle Story erwarten. Dafür wird ein rauschendes Festival der Sinne geboten. Wenn Menschen schweben, Messer. Bambusstäbe und andere Dinge minutenlang durch die Luft fliegen und stimmungsvolle Töne bilden, könnte man meinen, von einem gigantischen Musikinstrument zu träumen. Sehr stimmungsvoll ist auch der Score von Shigeru Umebayashi und in einer Szene darf sogar Zhang Ziyi ihre Gesangskünste unter Beweis stellen. War sie in Hero noch mehr zu einer Nebendarstellerin zurückgestuft, so beweist Zhang Ziyi hier, dass sie auch eine schwierige Hauptrolle grandios meistern kann. Die Schauspieler fügen sich nahtlos in diesen atemberaubenden Sinnesrausch. Doch leider ist die Story an sich doch etwas dünn, auch wenn am Anfang nichts so scheint, wie es sich schließlich herausstellt. Der fade Beigeschmack des Films ist das vollkommen überzogene Ende, das teilweise an wüste Metzelstreifen erinnert.

Fazit: Faszinierender Bilderrausch mit oscarreifen Toneffekten und einer überragenden Zhang Ziyi. 8/10.

Marius Joa, 07.02.2005


AviatoR
(The Aviator)

Filmbiographie USA/Deutschland 2004. Regie: Martin Scorsese. Musik: Howard Shore.
Mit Leonardo DiCaprio, Cate Blanchett, Kate Beckinsale, John C. Reilly, Alan Alda, Alec Baldwin, Ian Holm, Danny Houston, Gwen Stefani, Jude Law, Adam Scott, Matt Ross. Frances Conroy, Brent Spiner u. v. a. 170 Minuten. FSK ab 12.

Die Geschichte des Flugpioniers, Multimillionärs, Filmemachers und Frauenhelden Howard Hughes in Martin Scorseses knapp dreistündigem Hollywoodepos. Seine technischen Meisterleistungen, seine Filme, seine Frauen und sein Kampf gegen die Konkurrenz. Doch auch seine Zwangsneurosen werden hier nicht ausgespart. Der Film beginnt im Jahre 1927, als Hughes am Beginn der dreijährigen Dreharbeiten zum ultrateuren Fliegerepos Höllenflieger (Hell’s Angels) steht und endet mit dem Niedergang des texanischen Millionenerben. Hughes’ Leben ist geprägt von seinen filmischen Visionen, seinen großen Luftfahrt-Projekten (u.a. gründete er die Fluglinie TWA) und seinen Romanzen (mit Katharine Hepburn, Ava Gardner, Jean Harlow und Faith Domergue).

Bild links: Kate Beckinsale als Ava Gardner

Was die großen Namen angeht, konnte sich für einen solchen Streifen kaum eine bessere Besetzung finden, als man sie hier vorfindet. Leonardo DiCaprio beweist einmal mehr seine schauspielerischen Fähigkeiten, vor allem wenn er die Abgründe des von Zwängen geplagten Howard Hughes erkundet und darstellt. Cate Blanchett (Elisabeth, Der Herr der Ringe) steht ihm in der Verkörperung der Hollywood-Ikone Katharine Hepburn in nichts nach. Die übrigen Schauspieler fügen sich recht nahtlos in das Ensemble ein, das bis in die Nebenrollen prominent besetzt ist: Jude Law (als Errol Flynn), Kate Beckinsale (als Ava Gardner), Sängerin Gwen Stefani (als Jean Harlow), Ian Holm, Alan Alda, Alec Baldwin, Willem Dafoe, Brent Spiner, Danny Houston, John C. Reilly um nur einige zu nennen. Die Kostüme und Kulissen müssen sich genau wie die Kameraarbeit nicht verstecken. Man fühlt glatt in die 20er, 30er und 40er Jahre versetzt.
Und doch ist Aviator nicht der große Renner, auch wenn er mit ziemlicher Sicherheit bei den diesjährigen Oscars abräumen wird. Die Story ist etwas zu kompliziert und hat zuviele Längen, so dass man sich nicht wundern darf, wenn manche Zuschauer fast einschlafen. Die deutliche Anspielung auf die in den USA vorherrschende Polit-Korruption (Fluglinienmogul kauft Senator, um sich ein Monopol für seine Firma zu erschleichen) wird leider nicht konsequent weiter geführt. Teilweise hat man auch das Gefühl, dass die Neurosen von Howard Hughes zu sehr in den Vordergrund gerückt werden und die restliche Geschichte zu sehr zurückgedrängt wird.
Auf jeden Fall ist der im Film dargestellte Howard Hughes ein Amerikaner, wie ihn die Massen sehen wollen: ein erfolgreicher Strahlemann, der sich in die Welt der Reichen und Schönen hochgearbeitet hat und trotz seiner Geisteskrankheit seine Visionen verwirklichen konnte, wobei ihn letztere schließlich doch eingeholt hat.

Fazit: Langatmige Biographie mit einem herausragenden Leonardo DiCaprio und einer oscarverdächtigen Cate Blanchett. 6/10.

Marius Joa, 21.02.2005

 

 

 

 

 

Bild links: Cate Blanchett als Katharine Hepburn –
Bild rechts: Jude Law als Errol Flynn


Hitch – Der Date Doktor
Will Smith bietet vergnüglichen Kinospaß

Komödie, USA 2005. FSK: ohne Altersbeschränkung. 118 Minuten.
Mit: Will Smith, Eva Mendes, Kevin James, Amber Valletta u.a. Regie: Andy Tennant

Alex „Hitch“ Hitchens (Will Smith) genießt einen legendären Ruf in der Männerwelt von New York: Er ist der erfolgreichste „Date-Doktor“ des Big Apple - gegen Bezahlung immer anonym und unauffällig zur Stelle, um Männer zu beraten, wenn sie die Frau ihrer Träume gewinnen wollen. Als er im besonders schweren Fall von Albert (Kevin James), einem sanftmütigen Buchhalter, dabei hilft, das glamouröse Society-Girl Allegra Cole (Amber Valletta) für sich zu interessieren, lernt Hitch die hinreißende und schlagfertige Klatschkolumnistin Sara Melas (Eva Mendes) kennen, die Allegra auf Schritt und Tritt folgt. Ehe er sich versieht, ist es um ihn geschehen: Der ultimative Profi-Junggeselle verliebt sich Hals über Kopf ausgerechnet in die Frau, der die große Story fehlt, um ihr Karriereziel zu erreichen: Eine Enthüllungsgeschichte über Manhattans berühmtesten Date-Doktor und seine wahre Identität.

Bild links:
Albert zeigt Hitch seine Tanzkunst.

Egal wie, egal wann, egal wer: Jeder Mann hat die Chance, eine Frau von den Füßen zu fegen – vorausgesetzt, er hat den richtigen Besen.“ Mit diesem Motto vermittelt Hitch die scheinbar chancenlosesten Männer an die hübschesten Frauen. Selbst aber hat er genau die gleichen Probleme wie der Durchschnittsmann von nebenan. Denn in der (auch filmischen) Realität sieht die Sache mit dem „Ranschmeißen“ nun einmal ganz anders aus. Sehr beruhigend .
Will Smith, der bisher fast ausschließlich in Actionfilmen mit einem Komödientouch zu finden war, erfreut den Filmfan diesmal mit einer „reinen“ Komödie. Und es darf getrost festgehalten werden: hoffentlich tut er das noch öfters.
Klar, Hitch – Der Date Doktor erzeugt nicht die Lacher, die American Pie hervorrufen würde. Aber das möchte der Film auch nicht leisten. Humor unterhalb der Gürtellinie findet sich kaum. Die Schauspieler scheinen sich allesamt in ihren Rollen wohlzufühlen und leiten dieses Gefühl direkt an den Zuschauer weiter. Der kann sich – besonders wenn er ein Mann ist – sehr gut in die Lage von Albert, aber auch in die von Hitch versetzen. Wie schwierig ist es doch, beim ersten Date die richtigen Worte zu finden, sich nicht durch gewagte Tanzschritte zu blamieren oder mit Senf zu bekleckern… Zu den letzteren beiden Punkten: es soll aber auch Frauen geben, die gerade das wiederum süß finden. Und somit erreicht Albert das, wonach er strebt und Hitch muss erkennen, dass fast sein komplettes Flirtprogramm prinzipiell reiner Schwachsinn war. Getreu der Devise: Sei einfach, wie du bist.

Fazit: Eine (Liebes-)Komödie mit leichtem Tiefgang, die einen schönen Kinoabend (womöglich mit dem Partner/der Partnerin) garantiert. 7 von 10 Punkten.

Johannes Michel, 09. März 2005. Inhaltszusammenfassung: Sony Pictures

Hitch und die Klatchreporterin Sara.


Der Schwarm von Albert: Allegra Cole.

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