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Einmal Krieg und Zurück
Kriegsdrama Deutschland 2003/2004. Regie: Oliver Kienle. 120 Minuten. S/W. Mit: Oliver Kienle, Johannes Löw, Bettina Weidt,
Florian Denk, Franziska Bock, Quirin Fischer, Felix Ursprung, Jochen Meißner u.v.a.
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Zwei Sektoren, der Norden und der Süden stehen in einem jahrelangen Konflikt miteinander. Als der
Norden mit der sogenannten „Schläfer“-Technologie die Heilung von Wachkoma-Patienten durchführen will, drohen die Radikalen des Südens mit weiteren Anschlägen auf die Bevölkerung des
Nordens, da die Technologie auch zum Lahmlegen militärischer Fahrzeuge benutzt werden kann. Ein junger Mann (Oliver Kienle), der den Kriegsdienst verweigert hat, kümmert sich um einen dieser
Patienten. Dann eskaliert die Situation völlig und der Krieg bricht aus. Drei Jahre später lebt der junge Mann, nachdem er schwer verletzt wurde, mit einem Freund (Joachim Löw) in einer großen Villa und
versucht die erlebten Schrecken des Krieges zu verarbeiten... Nach dem Psychothriller Inkubation liefert der Nachwuchsfilmemacher Oliver Kienle (22) mit Einmal Krieg und Zurück sein zweites Werk in Spielfilmlänge ab. Die Premiere fand am 29. Februar im
CineWorld im Mainfrankenpark in Dettelbach bei Würzburg statt. Vorneweg ist zu sagen, dass der Film wahrlich kein leichter Stoff ist, was weniger an verstörenden
Kriegsbildern, sondern an der Komplexität liegt. Das ganze Werk wirkt wie ein Dokudrama über tatsächliche Geschehnisse, die scheinbar vor nicht allzu langer Zeit stattfanden. Der Zuschauer
bekommt nicht nur einfache Spielszenen, sondern auch Voice-Over, Interviews, Trickfilmsequenzen und Texttafeln gezeigt, wodurch eine gewisse scheinbare Authentizität erreicht wird. Außerdem
entsteht dadurch eine etwas verwirrende Abwechslung. Der Film ist komplett in Schwarz-Weiß und auch anderweitig, weiß Oliver Kienle sein Faible für das Surreale zu zeigen. In einer Szene wird die
Zeit angehalten und die Bilder sehen wie Storyboardzeichnungen aus. Einige Szenen sind ohne Ton und nur mit Musikuntermalung. Meisterhaft ist wieder der Schnitt, denn die einzelnen Szenen fügen
sich nahtlos ineinander. Die Geschichte ist ziemlich verworren, wird aber zum großen Teil gegen Ende des Films aufgelöst. Musikalisch wird auf Instrumentalstücke mit Klavier und E-Gitarre gesetzt,
die sehr stimmungsuntermalend sind. Die Schauspieler, allen voran Oliver Kienle und Joachim Löw überzeugen, vor allem als sich gegen
Ende die Situation zuspitzt. Die Botschaft des Films um Krieg und seine Auswirkungen auf den Menschen ist jedoch nach einmaligen Anschauen des Films nicht gleich einleuchtend, da sie hinter
der komplexen Geschichte etwas verborgen bleibt. Der Film hat auch einige etwas unnötige Längen, die die Story nicht wirklich voranbringen. Aber Langeweile kommt dennoch nicht auf. Obwohl es sich
um einen Kriegsfilm handelt, sind hier so kaum Kampfszenen oder Feuergefechte zu sehen und wenn dann nur in Form von Bundeswehr-Archivaufnahmen.
Fazit: Ein komplexer und abwechslungsreicher Antikriegsfilm, der trotz der fiktiven Geschehnisse einen gewissen Realitätsbezug hat, weil er sich allgemein mit den menschlichen Konflikten befasst.
Gute Darsteller, stimmungsvolle Musik, surreale und doch authentisch wirkende Kameraarbeit, eine vielschichtige Story und ein überraschender Schluss. All dies zeigt erneut die filmische Begabung von
Oliver Kienle und seiner Crew. 8 von 10 Punkten
Marius Joa, 21.03.2004, mariusjoa@vieraugen.com
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