Goldfinger

Der beste Bond aller Zeiten? Warum „Goldfinger“ dieses Prädikat wirklich verdient, beantwortet Johannes Michel in einer DVD-Filmkritik im Rahmen der James Bond Reihe bei Vieraugen Kino.

Agententhriller, GB/USA 1964. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 112 Minuten. Kinostart: 14. Januar 1965.
Mit: Sean Connery, Honor Blackman, Gert Fröbe, Shirley Eaton, Tania Mallet, Harold Sakata, Bernard Lee, Martin Benson, Cec Linder, Austin Willi, Lois Maxwell, Bill Nagy, Michael Mellinger, Peter Cranwell, Nadja Regin, Richard Vernon, Burt Kwouk, Desmond Llewelyn u.a. Regie: Guy Hamilton

Superschurken braucht die Welt

Im dritten 007-Film bekommt es James Bond (Sean Connery) mit dem Unternehmer Auric Goldfinger (Gert Fröbe) zu tun. Dieser kauft überall auf der Welt große Mengen Gold auf und hortet diese. Um den Wert seines Goldes zu vervielfachen, plant er einen Einbruch in das Golddepot der Vereinigten Staaten in Fort Knox. Da es aber unmöglich ist, binnen kurzer Zeit eine derartig große Menge des Edelmetalls abzutransportieren, hat er sich zum Ziel gesetzt, den Goldschatz mit einem kleinen „Atomgerät“ radioaktiv zu machen und damit die internationalen Währungsmärkte in die Knie zu zwingen.

„James Bond 007 – Goldfinger“ zählt bis heute zu den besten Filmen der Reihe, vielleicht ist er sogar der beste. Warum sich dem auch die Redaktion von Vieraugen Kino nicht verschließen kann, soll im Folgenden angeführt werden.

Bond zwischen zwei Schurken: Goldfinger (rechts) mit seinem „Golfcaddy“.

Würdiger Gegner
Ein Held, ob es nun ein Superheld wie Superman ist oder einfach ein Agent wie James Bond, braucht vor allem eines: Einen ihm würdigen Gegner. In den beiden vorangegangnen Filmen, „Dr. No“ und „Liebesgrüße aus Moskau„, musste noch die Verbrecherorganisation Phantom herhalten, auf deren Anführer James Bond noch einige Male treffen wird. In „Goldfinger“ allerdings versucht sich ein einzelner Bösewicht. Sein Ziel ist nicht etwa die Weltherrschaft oder die Verbreitung von Terror, sondern schlich und einfach Kapitalismus. Er möchte seine Finanzen aufbessern, indem er einen zu tiefst ausgeklügelten Plan durchführt. Das dabei sämtliche in Fort Knox stationierten Soldaten seinem Angriff zum Opfer fallen, quittiert er mit dem Satz: „Autofahrer bringen in zwei Jahren genauso viele Menschen um.“

Auric Goldfinger, grandios gespielt von Gert Fröbe, gilt als James Bonds gefährlichster Gegner. Er ist in keinster Weise ein Psychopath und trifft seine Entscheidungen rational. Sein einziger Fehler ist, dass er Bond nicht rechtzeitig aus dem Weg räumt, sondern der Meinung ist, lebend sei er wertvoller für ihn. Aber diesen Fehler begehen schlicht und einfach alle Gegner, die Bond jemals in ihrer Gewalt hatten.

Selbst, als sein Plan zu scheitern droht, hat er noch immer ein Ass im Ärmel. So wird er zum Schluss noch einmal für kurze Zeit vom Gejagten zum Jäger und verliert nur aufgrund einer kleinen Unachtsamkeit gegen den Agenten Bond, der hier nicht durch sein Talent, sondern durch Glück zur richtigen Zeit, seinen Gegner zur Strecke bringt.

Bonds Charmeoffensive
Interessanterweise kann sich Bond in „Goldfinger“ kaum mit Waffen verteidigen. Nachdem er in die Hände von Goldfinger geraten ist, hilft nur eine Charmeoffensive, um dessen Privatpilotin Pussy Galore (Honor Blackman) auf seine Seite zu bringen. Diese zeigt sich zuerst zwar so gar nicht beeindruckt, wird aber in Bonds Armen genauso weich wie alle Frauen in der bis heute langen James Bond-Geschichte. Wie schon in „Liebesgrüße aus Moskau“ muss Bond also „nur“ die Frau „rumkriegen“, um ans Ziel zu kommen. Diese Schwäche des „schwachen Geschlechts“ (heißt das vielleicht deswegen so?) wird Goldfinger schlussendlich zum Verhängnis.

Bond, der Technikfreak
Erstmals fährt Bond in „Goldfinger“ seinen legendären Aston-Martin DB5, ein Auto, dessen Geschichte sich bis zu „Goldeneye“ weiterverfolgen lässt. Dieses Auto ist nicht nur mit Schleudersitz und Maschinengewehren hinter den Frontscheinwerfern ausgestattet, es bietet auch ein für die damalige Zeit supermodernes System, mit dem Bond seine Gegner verfolgen kann, indem er an deren Wagen einen Funksensor befestigt.

Ebenso grandios: Ein, nennen wir es einfach wie es heute heißen würde, GPS-Sender, den Bond in der Schuhsohle verstecken kann und somit von seinem Team jederzeit geortet werden kann.

Q (Desmond Llewelyn), der Bonds technische Spielereien beim MI6 entwirft, tritt in „Goldfinger“ erstmals als eigenständiger Charakter auf, dessen Erfindungen von Bond zwar immer eingesetzt und gelobt, aber nie gewürdigt werden. Das meint: Selten ist er in der Lage, eines der Geräte auch heil nach England zurückzubringen, was Q sehr negativ aufstößt.

Sean Connery, der „beste Bond“?
Über Sean Connery mag man denken, was man will. Ihm wird zwar nachgesagt, dass er ungern 007 gewesen sei, davon ist aber in „Goldfinger“ nicht einmal ansatzweise etwas zu erkennen. Connery geht in der Rolle auf, mimt den Gentleman-Agenten mit viel Witz, Charme und lockeren Sprüchen, die selbst heute noch leicht anzüglich wirken können. Wie mag das nur in den 1960ern rüber gekommen sein …?

Als Bond in die Fänge von Goldfinger geraten ist, zeigt sich, dass auch einem Superagent kurz vor dem möglichen Tod der Angstschweiß nicht nur auf der Stirn steht. Als Bond somit auf einem Tisch liegt und in den nächsten Sekunden von einem Laser in zwei Teile geteilt werden könnte, entsteht eines der berühmtesten Bond-Zitate überhaupt:
Bond: „Erwarten Sie von mir, dass ich rede?“
Goldfinger: „Nein, Mister Bond, ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben!“
Klar, der Zuschauer weiß, Bond wird nicht sterben. Dennoch läuft es einem gut und gerne eiskalt den Rücken herunter.

Gute Story (mit kleinem Denkfehler)
Die Story von „Goldfinger“ gehört bis heute zu den besten und spannendsten, kommt sie doch fast vollständig ohne Explosionen oder übertriebene Schusswechsel aus, sondern lebt durch sich selbst. Allerdings sorgt sie ebenfalls dafür, dass der Film knapp an unserer Höchstwertung vorbeischrammt.

Goldfinger möchte die Soldaten, die Fort Knox bewachen, mit einem Nervengas (Delta 9) zu Strecke bringen. Dieses soll durch Flugzeuge von Pussy Galores Fliegerstaffel aus der Luft über der Militärbasis abgesprüht werden. Und hier liegt der Denkfehler: Niemals wäre es möglich
a) das Gift gleichmäßig zu versprühen, so dass auch Soldaten, die sich innerhalb von Gebäuden aufhalten, das Gift einatmen und
b) ebenso das Gift zur gleichen Zeit überall zu versprühen, so dass noch „intakten“ Soldaten nicht ermöglicht wird, Verstärkung anzufordern.

Fazit: „James Bond 007 – Goldfinger“ ist einer der besten Filme der Reihe. Aufgrund leichter Schwächen in der Story leider „nur“ 9 von 10 Punkten.


Von Bond „bekehrt“: Pussy (!) Galore.

Gert Fröbe als Auric Goldfinger.

DVD-Ausstattung:

Sprachen: Deutsch (Mono), Deutsch (Dolby Digital 1.0), Spanisch (Dolby Digital 1.0), Englisch (Mono), Englisch (Dolby Digital 1.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

Bonusmaterial:
Making Of
Interview (Radio) mit Sean Connery
Fotogalerie
Kinotrailer
verschiedene Radio- & TV-Spots

Die Ultimate Edition mit noch mehr Bonusmaterial erscheint am 19. November 2006. Bereits ab 13. November gibt es alle 20 Filme in der Monsterbox.

Johannes Michel, 10. Oktober 2006. Bilder: United Artists/MGM.


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Kommentare

2 Antworten zu „Goldfinger“

  1. […] gewissen Agenten namens James Bond. Gekonnt werden hier diverse 007-Streifen zitiert, vor allem Goldfinger (der mit Schuhen werfende Handlanger Random Task als Parodie auf den Hüte schleudernden Oddjob […]

  2. […] Film gibt es von meinem Vieraugen Kino-Mitstreiter Johannes Michel vom 10. Oktober 2006 kann man HIER nachlesen.—James Bond: GoldfingerAgententhriller UK, USA 1964. FSK 16. 110 Minuten. […]

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