Die mittlerweile vier Jahrzehnte umfassende Filmreihe des von Ian Fleming erdachten Geheimagenten gilt als das erfolgreichste Kino-Franchise der Welt. Zum Start der James-Bond-Rubrik bei Kino Vieraugen hat sich Marius Joa den allerersten offiziellen 007-Film angesehen.
(Dr. No)
Agententhriller UK 1962. Regie: Terence Young. Nach dem Roman von Ian Fleming.
107 Minuten (PAL-DVD). FSK ab 12. Kinostart: 25. Januar 1963.
Mit Sean Connery, Ursula Andress, Joseph Wiseman, Jack Lord, John Kitzmiller, Anthony Dawson, Zena Marshall, Bernard Lee, Eunice Gayson, Lois Maxwell, Peter Burton u.v.a.
Störradiowellen verhindern Raketenstarts im amerikanischen Cape Canaveral. Deren Quelle ist die Gegend um Kingston, Jamaika. Als der örtliche Verbindungsoffizier des britischen Geheimdienstes samt Sekretärin verschwindet, wird James Bond geschickt, der beste Agent seiner Majestät. Auf der geheimnisvollen Insel Crab Key findet Bond Hinweise und die leicht bekleidete Muschelsammlerin Honey Ryder.
Die Mutter aller Bond-Girls: Ursula Andress als Honey Ryder im weißen Bikini.
Ian Fleming (1908-1964), ehemals selbst beim britischen Geheimdienst tätig, erfand in den fünfziger Jahren die Figur des Agenten James Bond. Mit „Casino Royale“ veröffentlichte er 1953 den ersten Roman über den Doppel-Null-Agenten. Der berühmten Name „James Bond“ beruht auf dem Autor eines Vogelkunde-Buches. 1954 wurde der erste Roman als Fernsehspiel verfilmt, doch erst 1962 sollte James Bond bei seiner Jagd auf Dr. No (auf Basis des dritten Romans) den Weg auf die Kinoleinwand finden und den Startschuss für die erfolgreichste Kinofilmreihe der Welt geben, die nun mehr seit 44 Jahren erfolgreich läuft und mit einer offiziellen Neuadaption von „Casino Royale“ am 23. November in die 21. Runde geht.
Im allerersten Kinoabenteuer von 007 verzichtete man noch auf den später üblichen technischen Schnick-Schnack. Nachdem Schauspieler wie David Niven, Cary Grant, James Mason, Rex Harrison, Steve Reeves, Richard Burton oder auch Roger Moore (der die Rolle später übernahm) als 007 nicht verfügbar waren, entschieden sich die Produzenten Albert „Cubby“ Broccoli und Harry Saltzman für den damals 31jährigen Schotten Sean Connery, der bereits damals ein Toupet trug. Die berühmte „Gunbarrel“-Eingangssequenz spielte in den ersten drei Filmen jedoch Stuntman Bob Simmons, obwohl er knapp 15 cm kleiner war als Connery. Autor Ian Fleming wollte, dass sein Cousin Christopher Lee die Rolle des Bösewichts Dr. No spielt, doch man entschied sich für Joseph Wiseman, der einzige der frühen Bond-Gegner dessen Original-Stimme verwendet wurde. Lee spielte über zehn Jahre später die Titelfigur in „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ (1974). Sowohl die Stimme von Neuentdeckung Ursula Andress (Honey Ryder) als auch die von Eunice Gayson (als Sylvia Trench, die wohl die Mutter von Bonds weltbekannter Art, sich vorzustellen, ist) wurden von einer anderen Schauspielerin nachsynchronisiert. Die exotischen Schauplätze beschränkten sich damals noch auf die Karibikinsel Jamaika. Die Produktionskosten waren mit geschätzten 1,1 Millionen Dollar seinerzeit sehr hoch, doch entwickelte sich der Streifen dank weltweiter Enspielergebnisse von etwa 60 Millionen Dollar zum Kassenschlager, so dass Fortsetzungen nichts im Wege stand.
Auch wenn um den Bösewicht Dr. No ein großes Mysterium gemacht wird und er erst gegen Ende des Films zu sehen ist, so fehlt aus heutiger Sicht doch ein wenig die Spannung. Mit dem überbordenden Spektakel heutiger Actionfilme kann „James Bond jagt Dr. No“ kaum mithalten. Im Vergleich zu vielen heutigen Produktionen von der Stange verfügt er aber über eine gewisse Klasse und einen zeitgenössischen Stil. Gegenüber der literarischen Vorlage wurde die Story an einigen Stellen entschärft bzw. verändert, was bei den folgenden 007-Filmen, in denen die Filme kaum mehr als den Titel mit der Vorlage gemein hatten, üblich wurde. So wirkt Bonds Odyssee durch den Luftschacht in Dr. Nos Hauptquartier stark gekürzt und auch Honey Ryder muss weniger durchmachen als im Roman. Der Grundstein für den futuristischen Aspekt späterer Bondfilme wurde hier gelegt. Glaubt man einem Pentagon-Bericht von Anfang 1962 so ist die Störung von Weltraum-Raketenstarts durch Radiowellen keineswegs weit hergeholt. Damals spürte man nämlich merkwürdige Signale aus Kuba auf, die aber keine Bedrohung darstellten.
Auf jeden Fall dient der Film der Einführung und Etablierung von typischen Bond-Charakteristiken, seinem Umgang mit Frauen, dem Flirten mit Miss Moneypenny, seiner Leidenschaft für Glücksspiel und geschüttelten Wodka Martini sowie seiner „neuen“ Waffe, der Walther PPK. Das weltberühmte James-Bond-Thema von Monty Norman war hier noch der „Titelsong“ und einen Teaser vor dem Vorspann gab es (noch) nicht. Die meisten Zutaten, die das 007-Franchise zu dem machten, für das es berühmt ist, waren aber zum großen Teil schon vorhanden.
Fazit: Zwar nach heutigen Maßstäben wenig spannend, aber sicher ein Klassiker unter den Bond-Filmen und nicht nur für 007-Fans sehenswert. 7 von 10 Punkten.
Bösewicht Dr. No (Joseph Wiseman).
DVD-Ausstattung:
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch (jeweils Mono)
Bonusmaterial:
Audiokommentar von Regisseur Terence Young und weiteren Mitgliedern der Crew
Bildergalerie und Texttafeln
Inside Dr. No (Making of, 45 Min.)
8-seitiges Booklet mit Filminfos
Am 17. November 2006 erscheint eine Ultimate Edition aller Filme mit noch mehr Bonusmaterial auf jeweils 2 DVDs. Bereits am 13. November 2006 kommt ein Ultimate Edition Monster Case mit allen bisherigen 20 Filmen auf 40 DVDs im edlen Koffer auf den Markt.
Marius Joa, 22. September 2006. Bilder: MGM.
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