8 Blickwinkel

8 Blickwinkel. So heißt das Werk von Regisseur Pete Travis auf Deutsch. Der englische Titel „Vantage Point“ würde ebensoviel bedeuten wie Blickwinkel, nur kommt hier keine Zahl vor. Nach der Vorstellung werden sich viele Besucher gefragt haben: Wo waren die acht Blickwinkel – und vor allem: warum nennt der deutsche Verleih einen Film mit einer Zahl im Titel, die mit ihm selbst nichts zu tun hat? Johannes Michel geht der Frage nach.

8 Blickwinkel (Vantage Point)
Thriller, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 90 Minuten. Deutscher Kinostart: 28. Februar 2008
Mit: Dennis Quaid, Matthew Fox, Forest Whitaker, Sigourney Weaver, William Hurt, Edgar Ramirez, Ayelet July Zurer, Eduardo Noriega, Saïd Taghmaoui u.v.a. Regie: Pete Travis

Warum nur dieser deutsche Titel?

Einen Namen hat sich Regisseur Pete Travis im internationalen Filmgeschäft noch nicht gemacht – 8 Blickwinkel ist seine erste große Hollywood-Produktion. Auch Drehbuchautor Barry Levy ist bisher vollkommen unbekannt. Ein Wunder, dass die Produktionsfirma Columbia ihr Vertrauen in die beiden legte, ganz erfüllt haben sie es ohne Frage nicht.

Im spanischen Salamanca haben sich die Staatschefs der Welt zusammen gefunden, um ein Abkommen zur Terrorbekämpfung zu unterzeichnen. Ebenfalls anwesend ist der amerikanische Präsident Ashton (William Hurt), der bei der feierlichen Bekanntgabe der Ergebnisse einem Attentat zum Opfer fällt und mit zwei Schüssen niedergestreckt wird. Auch sein Bodyguard Thomas Barnes (Dennis Quaid) kann den Anschlag nicht verhindern. Und als wäre das noch nicht genug, explodieren nur Minuten später zwei Bomben in der Stadt. Mitten im entstandenen Chaos versucht Barnes zusammen mit seinen Kollegen, den Attentätern auf die Spur zu kommen.

Dirigiert die Medien: Rex Brooks (Sigourney Weaver).

Die Geschichte von 8 Blickwinkel mag zwar nicht ganz neu sein – Anschläge auf den US-Präsidenten gab es in der Filmgeschichte schon zur Genüge, nein, im Mittelpunkt des Films steht etwas ganz anderes, nämlich die Betrachtung der Katastrophe aus verschiedenen Blickwinkeln. Als da wären: Agent Thomas Barnes, Rex Brooks in ihrem TV-Übertragungswagen, ein spanischer Polizist, ein kleines Mädchen, der Tourist Howard Lewis (Forest Whitaker) mit seiner Kamera sowie Agent Kent Taylor (Matthew Fox). Macht insgesamt: sechs Perspektiven – und nicht acht, meine Damen und Herren von Sony Pictures, Abteilung Deutschland. Wer zählen kann, ist klar im Vorteil. Andere Zählsysteme versagen hierbei, weitere Personen sind zwar vorhanden, spielen für die Blickwinkel allerdings keine Rolle. Die Aussagen anderer Filmkritiker haben sich somit bestätigt.

Aber zurück zu den Blickwinkeln. Der Film beginnt mit Thomas Barnes, der den Anschlag und die anschließenden Explosionen erlebt, dann wird die Zeit auf 12 Uhr mittags zurückgesetzt und auf die nächste Person umgeschwenkt. Würde der Film dieses Konzept konsequent verfolgen, würde es absolut aufgehen. Die Rückblenden erzeugen durchaus Spannung und es gelingt, dem Zuschauer nach und nach ein weiteres Teil des Puzzles zu servieren.

Spätestens aber nach einer dreiviertel Stunde ist es mit dem Glanz vorbei und der Film beginnt, im Sand zu verlaufen. Besonders ärgerlich ist, dass er, ohnehin auf 90 Minuten beschränkt, sich dennoch Zeit für gefühlt stundenlange Verfolgungsjagden nimmt, die zudem vollkommen unrealistisch von Statten gehen. Aber natürlich überlebt der Held den Crash mit einem geklauten Opel Corsa unverletzt und ohne jegliche Abschürfungen.

Auch ein weiterer Aspekt der Geschichte wird nicht weiter verfolgt. In den ersten Minuten liest sich 8 Blickwinkel fast wie eine böse Satire auf den Medienbetrieb unserer Zeit. Die kritische Fernsehmoderatorin wird von Chefin Rex Brooks gnadenlos zurückgepfiffen, dem US-Publikum sollen nur die positiven Seiten aus Salamanca gezeigt werden. „Solange sich die Demonstranten nicht anzünden, interessieren sie uns nicht“, meint Brooks dazu. Und wir als Zuschauer denken in diesem Moment einmal mehr: Genauso läuft es ab in der schönen bunten Medienwelt. Leider geht auch dieser Aspekt im Laufe des Films verloren, Brooks und ihr TV-Team sind in der zweiten Hälfte von 8 Blickwinkel nicht mehr vertreten.

Fazit: Guter Start, Flug ohne besondere Vorkommnisse und miserable Landung. Aufgrund der guten Ansätze und einer dennoch spannenden Konzeption 6 von 10 Punkten.


Thomas Barnes soll den US-Präsidenten beschützen.

Tourist Howard Lewis verfolgt alles mit seiner Kamera.

Nur noch Sekunden werden bis zum Anschlag verstreichen …

Barnes diskutiert, wie es weitergehen soll.
Johannes Michel, 08. März 2008. Bilder: Sony Pictures.

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