Nach dem überfälligen Ende der Serie 2002 folgt nun, sechs Jahre später, mit Jenseits der Wahrheit doch etwas überraschend der zweite Kinofilm zur großen Mystery-Serie Akte X. Marius Joa war im Kino.
Akte X – Jenseits der Wahrheit (X-Files: I Want To Believe)
Mysterythriller USA/Kanada 2008. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 105 Minuten. Deutscher Kinostart: 24. Juli 2008.
Mit: David Duchovny, Gillian Anderson, Amanda Peet, Billy Connolly, Alvin „Xzibit“ Joiner, Callum Keith Rennie, Adam Godley u.v.a. Originalkonzept und Regie: Chris Carter. Drehbuch: Chris Carter und Frank Spotnitz.
Jenseits der Serie
Fans von Akte X erinnern sich nur ungern an das ziemlich schlechte Serienfinale am Ende der neunten Staffel. Obwohl Chris Carter und sein Team ihren Job über mehrere Jahre hinweg mehr als hervorragend machten, so verpassten sie es, zum richtigen Zeitpunkt mit der Serie aufzuhören. Und so liefen Die unheimlichen Fälle des FBI (so der bekannte deutsche Untertitel) geschätzte ein bis zwei Staffeln zu lang. Umso überraschender kommt da für den ein oder anderen, dass jetzt mit Akte X – Jenseits der Wahrheit ein zweiter Kinofilm erschienen ist. Eine filmische Fortsetzung einer Serie, die am Ende nur noch ein Schatten ihrer selbst war? Das kann doch nichts werden, oder?
Im US-Bundesstaat West Virginia sind mehrere junge Frauen, darunter auch eine FBI-Agentin, verschwunden. Weil das FBI mit konventionellen Methoden nicht weiterkommt, kontaktiert die leitende Agentin Dakota Whitney (Amanda Peet) die beiden Ex-Agenten Scully (Gillian Anderson) und Mulder (David Duchovny). Scully arbeitet mittlerweile als Ärztin in einem katholischen Krankenhaus und Mulder hat sich zurückgezogen. Während Mulder sich schnell für den Fall begeistert kann, ist Scully äußerst skeptisch. Dies liegt vor allem an Pater Joe (Billy Connolly), ein katholischer Priester mit scheinbar hellseherischen Fähigkeiten, dem die Ermittler erste Hinweise überhaupt erst zu verdanken haben. Der Geistliche ist ein verurteilter Kinderschänder, der 37 Messdiener missbraucht hat. Doch schon bald gibt es die erste heiße Spur.
Liest man sich durch Kommentare von Zuschauern im Netz oder einige Filmkritiken so könnte man meinen, dass der zweite Akte X-Kinofilm entweder ein durchschnittlich 0815-Thriller oder gar eine mittlere Katastrophe sei und Chris Carter seine X-Akten endgültig zu Grabe getragen habe. Solcher Meinungen können eigentlich nur durch extrem hohe Erwartungen zustande kommen. Denn Akte X – Jenseits der Wahrheit ist ein solider und gelungener Mysterythriller.
Bereits im November 2001, während der neunten und letzten Staffel, hatten Serienerfinder Chris Carter und seine Autoren die Idee zu einem zweiten Kinofilm, mit einer geplanten Veröffentlichung im Jahr 2004. Doch rechtliche Angelegenheiten zwischen Carter und dem Studio 20th Century Fox sowie das Fehlen eines geeigneten Drehbuchs führten zu einigen Verzögerungen. Im Oktober 2007 begann schließlich die Vorproduktion. Die Dreharbeiten fanden von Dezember 2007 bis März 2008 unter höchster Geheimhaltungsstufe statt, um zu verhindern, dass vorab Details der Story an die Öffentlichkeit geraten.
Die kurze Produktionszeit von kaum mehr als einem halben Jahr lässt die Vermutung zu, dass hier ein liebloser Schnellschuss vorliegt. Doch das ist nicht der Fall. Zugegeben, etwas detaillierter hätte man die Story vielleicht ausarbeiten können. Und die Nebendarsteller um Amanda Peet (Syriana), Billy Connolly (Last Samurai) und Rapper Alvin „Xzibit“ Joiner werden nicht unbedingt sehr gefordert. Und leider hat Mitch Pileggi alias Direktor Skinner nur einen kurzen Auftritt.
Insgesamt hinterlässt Jenseits der Wahrheit aber einen guten Eindruck. Neben der soliden Story, die inhaltlich an klassische Folgen der Serie ohne Mythologie-Plot erinnert, können die beiden Hauptdarsteller Anderson und Duchovny mehr als überzeugen. Die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren ist auch das, was den Film ausmacht und auszeichnet. Die bekannte Vertrautheit der beiden wird durch eine besondere Zuneigung ergänzt. Und natürlich liefert sich das Paar auch wieder kleine, amüsante Wortgefechte.
Überhaupt wird hier eine ausgewogene Mischung aus Altem und Neuem geboten. Es sind ja auch im Film sechs Jahre vergangen. Während die Rollenverteilung zwischen Mulder und Scully bezüglich ihrer Einstellung gegenüber dem Übersinnlichen die gleiche geblieben ist, so fühlt sich doch manches anders an. Das liegt wohl daran, dass beide nicht mehr beim FBI tätig sind. Während Scully als Ärztin arbeitet und dabei sehr vom Schicksal eines todkranken Jungen mitgenommen wird, scheint sich Mulder in seinem Haus verschanzt zu haben. Beide sind nun mehr nicht die „Rackerer“ beim FBI, sondern haben als außenstehende Sachverständige einen besonderen Status.
Als doch sehr störenden Randaspekt muss man Mulders andere deutsche Synchronstimme ansehen. Der ursprüngliche Sprecher Benjamin Völz (Sohn von Wolfgang Völz) forderte angeblich 20 000 € Gage für die Synchronisierung, die der deutsche Verleih nicht zahlen wollte. So engagierte man Johannes Berenz, der nur ein Zehntel der Summe kostete. Generell bleibt aber zu hoffen, dass es möglicherweise irgendwann eine Neusynchronisation von Mulders Stimme gibt und/oder mögliche weitere Filme wieder mit Völz als deutschem Sprecher von Fox Mulder.
Weitere Akte X-Kinofilme sind je nach Erfolg des aktuellen wohlmöglich machbar. Weil das Studio 20th Century Fox aber nicht gleich ein finanzielles Risiko eingeben wollte, hat Jenseits der Wahrheit ein für einen Sommerblockbuster eher geringes Budget von etwa 30 Millionen Dollar. Damit waren natürlich keine großen Actionszenen möglich.
Fazit: Gelungene Fortsetzung der Serie mit solider Story. Überzogene Erwartungen sollte man aber zuhause lassen.
Ermittlungen im Schnee.
Wie glaubwürdig ist Pater Joe?
Marius Joa, 28. Juli 2008. Bilder: 20th Century Fox.
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