Wie die letzten drei Jahre zuvor gibt es 2016 quasi auch einen Weltraum-Film im Kinoherbst. Mit dem Unterschied, dass in Denis Villeneuves Arrival die Erde nicht verlassen wird.
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Arrival
Science-Fiction-Film USA 2016. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 116 Minuten. Kinostart: 24. November 2016.
Mit: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg u.a. Regie: Denis Villeneuve. Drehbuch: Eric Heisserer. Nach der Kurzgeschichte Die Geschichte deines Lebens von Ted Chiang.
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Unheimliche Begegnung der komplexen Art
In verschiedenen Ländern der Erde „landen“ 12 riesige, muschelförmige Raumschiffe, die einige Meter über dem Boden schweben. So auch im US-Bundesstaat Montana. Unter Führung von Colonel Weber (Forest Whitaker) und CIA-Agent Halpern (Michael Stuhlbarg) wird die renommierte Lingustin Dr. Louise Banks (Amy Adams) gemeinsam mit dem Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) beauftragt, Kontakt mit den Außerirdischen aufzunehmen, ihre Sprache zu entschlüsseln und so eine grundlegende Frage zu klären: Zu welchem Zweck seid Ihr auf der Erde? Die Verständigung mit den tintenfischartigen Heptapods (Siebenfüßlern) gestaltet sich jedoch äußerst schwierig. Allmählich spitzt sich die Situation zu, als manche der anderen betroffenen Staaten weniger besonnen reagieren und einen Militärschlag gegen die undurchsichtigen Besucher vorbereiten…
Seit dem Entführungsdrama Prisoners sowie Sicario, einem Film über den mexikanischen Drogenkrieg und dessen Verbindungen in die USA, ist der Frankokanadier Denis Villeneuve (Enemy) in Hollywood angekommen. Sein aktuelles Werk Arrival, die Verfilmung der preisgekrönten Kurzgeschichte Die Geschichte deines Lebens (Originaltitel The Story Of Your Life) von Ted Chiang (in Deutschland 2012 als Teil der Sammlung Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes im Golkonda Verlag erschienen), passt im Grunde in eine Reihe mit den Raumfahrt-Filmen der letzten Jahre, Gravity (2013), Interstellar (2014) und Der Marsianer (2015), hat jedoch noch mehr zu bieten.
Als krassen Gegenentwurf zu Roland Emmerichs Alien-Invasions-Kracher Independence Day (1996) und dessen unnötiger Wiederkehr 2016 verzichtet man hier völlig auf großräumige Schlachten oder andere Actionszenen. Dabei liefert Kameramann Bradford Young (A Most Violent Year) epische Bilder mit zum Teil beeindruckenden Panoramen. Die schwebenden Raumschiffe wirken fast als wären sie den Gemälden der surrealistischen Künstler Salvador Dalí und René Magritte entsprungen. Dazu breitet isländische Komponist Jóhann Jóhannsson (Prisoners, Die Entdeckung der Unendlichkeit, Sicario) eigentümliche Klanglandschaften aus, die von einer anderen Welt oder aus einer anderen Dimension stammen könnten.
In seiner organisch komponierten, zudem wunderschön aufgelösten Geschichte konfrontiert Arrival (übrigens nicht zu verwechseln mit The Arrival von 1996) seine Protagonistin und damit die Zuschauer mit existenziellen Fragestellungen. Auch wenn die Erkenntnisse über die außerirdischen Besucher, weltpolitische Konsequenzen haben und sich in einigen Metropolen Unruhen ausbreiten, so bleibt es über weite Strecken bei einem Kammerspiel mit Fokus auf die beiden Wissenschaftler. Thematisch könnte der Film auch auf einer Vorlage des Science-Fiction-Autors Philip K. Dick (1928-1982) basieren, dessen visionäre Kurzgeschichten und Romanen bereits desöfteren verfilmt wurden (siehe Blade Runner, Minority Report, A Scanner Darkly). Da passt es ja irgendwie ins Bild, dass Denis Villeneuve als nächstes bei der Fortsetzung Blade Runner 2049 (Kinostart: 5. Oktober 2017) Regie führt.
Fazit: Nicht zum ersten Mal treffen Menschen auf Aliens, doch selten war es bisher derart stimmungsvoll inszeniert und intelligent geschrieben. 9 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 30. November 2016. Bilder: Sony Pictures.
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