Batman V Superman: Dawn Of Justice

Karfreitag, der Tag der Leiden Jesu. Welches Datum könnte besser passen, um sich den neuesten Comicfilm-Mega-Blödbuster Batman V Superman: Dawn Of Justice anzusehen?!

2-10Batman V Superman: Dawn Of Justice
Actionfilm USA 2016. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 151 Minuten. Kinostart: 24. März 2016.
Mit: Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Laurence Fishbourne, Gal Gadot, Holly Hunter, Jeremy Irons, Diane Lane u.v.a. Regie: Zack Snyder. Drehbuch: Chris Terrio und David S. Goyer. Nach Comic-Charakteren von DC.

 

Batman V Superman_Poster

„Ein Bulimie-Film, der alles was er weiß auf die Leinwand kotzt.“

Der Kampf von Clark Kent/Superman/Kal-El (Henry Cavill) gegen den größenwahnsinnigen Generel Zod, der vom gleichen Planeten stammt, hat in Metropolis und Umgebung nicht nur eine Spur der Verwüstung und Zerstörung hinterlassen sowie dabei viele unschuldige Opfer in Mitleidenschaft gezogen. Es machen sich in Politik und Gesellschaft auch Zweifel breit, ob Superman nicht eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt und was alles passieren könnte, sollte der allmächtige Extraterrestrier der Menschheit irgendwann einmal nicht mehr so wohlwollend gegenüber stehen. Diese Zweifel hegt auch Milliardär Bruce Wayne (Ben Affleck), der nachts als dunkler Ritter im Fledermauskostüm im benachbarten Gotham City auf Verbrecherjagd geht. Supermans Alter Ego in Person von Starreporter Clark Kent vom Daily Planet wiederum ist Batmans Selbstjustiz ein Dorn im Auge. Das gegenseitie Misstrauen der beiden Superhelden nutzt der wahnsinnige Lex Luthor (Jesse Eisenberg in einer Fortführung seiner Rolle als Mark Zuckerberg, nur schlecht gespielt und noch schlechter geschrieben) um sie gegeneinander auszuspielen. Außerdem reißt sich der junge Konzernerbe die nach dem Tod von General Zod zurückgebliebende Technologie der Kryptonier unter seinen Nagel, um sie für seine sinistren Zwecke zu missbrauchen…

Batman V Superman_Lego-Batman und Superman „Lego-Batman“ trifft auf Superman

Mit großem Neid dürfte die Chefetage des Comicriesen DC auf die Erfolge der eigenproduzierten Filme des hauseigenen Kinouniversums von Konkurrent Marvel blicken. Vor allem die wachsenden Einspielergebniss dürften hier und da Begehrlichkeiten geweckt haben. Der 2013 erschienene Man Of Steel (erstmals ein halbwegs gelungener Film über Superman) fungiert als „Kick Off“ für das sogenannte „DC Extended Universe“, an dessen vorläufigem Höhepunkt sich voraussichtlich 2017 die Gerechtigkeitsliga („Justice League“) erstmals zusammenschließen wird. Auch wenn durch Christopher Nolans starke Dark Knight-Trilogie das Thema Batman in Kinofilmen sich eigentlich für die nächsten 50 Jahre erledigt haben müsste, so legitimieren groß angelegte Rebootpläne jedes noch unsinnige Wiederauflebenlassen von beliebten Comicfiguren. Als Hinführung auf weitere Filme in Form eines mächtigen, aber schalen Appetizers mag Batman V Superman: Dawn Of Justice vielleicht für Hardcorefans brauchbar sein, als eigenständiger, in sich stimmiger Film ist der neue Streifen im „DCEU“ eine mittlere Katastrophe.

Inhaltlich wirkt die ganze Chose als hätte man fünf Drehbuchentwürfe mäßig zu einem Skript verwurstet. Tausende Themengebiete und Tropen werden angerissen, wie Kollateralschäden durch Superhelden (übrigens das „Haupthema“ im kommenden Captain America: Civil War von Marvel), staatliche Kontrolle, Selbstmordattentate, größenwahnsinnige Pläne, die Schattenseiten des Vigilantendaseins usw. Erstes Problem: fast alles gab es in früheren Filmen schon und wurde in diesen besser ausgearbeitet. Außerdem – Problem Nr. 2 – verhindert diese Überfrachtung, dass die verschiedenen Elemente irgendwie in einen Kontext gebracht oder gar adäquat entwickelt werden können. Im Grunde besteht Batman V Superman fast ausschließlich aus Exposition und das in einem Ausmaß, dass nicht einmal ein Meister dieser oberflächlichsten „Erzählweise“ wie Uwe Boll es schlechter hätte hinbekommen können.

Mit dem Fingerspitzengefühl eines verirrten Blauwals im Porzellanladen soll die innerliche Zerrissenheit von Bruce Wayne/Batman durch dessen „schräge“ Albträume dem Publikum verklickert werden, wobei seine Zukunftsvision eines postapokalyptischen Wüsten-Terrorregimes eher in einen Mad Max-Film gehört. Gleich zu Beginn dieses Mega-Streifens sieht man den Mord an Bruces Eltern (die mit ihrem Sohn an jenem Abend übrigens eine Vorstellung des Fantasyfilms Excalibur besuchten) als effektheischend-peinliche Montage aus alberner Zeitlupe und noch dämlicheren 3D-Effekten. Fast ein Wunder dass die tödlichen Kugeln Papa und Mama Wayne nicht in Bullet-Time durchbohren!

Aber vor allem in den Comicverfilmungen der letzten Jahre hat Hollywood das fragwürdige Prinzip „Quantität statt „Qualität“ bis zur Verblödung getrieben, wobei Batman V Superman als trauriger Höhepunkt dieser „Entwicklung“ betrachtet werden darf. Welche Darsteller dann ihre Gesichter in die Kamera halten und ob dieses Mimen mehr oder minder gut sind, ist reichlich egal. Denn das den beiden Hauptfiguren angedichtete Innenleben bleibt weitgehend nur Behauptung. Und wenn die Ereignisse dann einmal drohen, emotional/bewegend zu werden, würgt eine Actionsequenz oder der nächste expositorische Handlungsschnipsel diese Anwandlung ab.

„Bei Batman V Superman nach den Schauspielern zu fragen, ist als würde man sich bei McDonalds nach dem Koch erkundigen.“

Natürlich wurde der neue Film von Comicverfilmungsguru Zack Snyder (300, Watchmen, Man Of Steel) in der aufwändigen, über ein Jahr dauernden Post-Produktion in 3D konvertiert. Schließlich wird der Zuschauer so mit Überwältigungsirrsinn zugedröhnt, dass keiner merkt, wie hohl die ganze Angelegenheit wirklich ist. Zwar gibt es die ein oder andere beeindruckende Panorama-Aufnahme mit Tiefenschärfe, aber die CGI-Hintergründe sind dann doch zu offensichtlich, um irgendwelche Illusionen aufrecht zu erhalten. Im großen Showdown müssen die Fledermaus und der stählerne Außerirdische erst gegeneinander und dann (gemeinsam mit der zufällig gerade auftauchenden Wonder Woman) gegen Doomsday kämpfen, ein Monster, das herauskommt wenn man Lex Luthor mit dem Leichnam von General Zod sowie der Technologie eines geborgenen kryptonischen Raumschiff allein lässt und welches genauso (!) wie die Trolle aus Peter Jacksons Tolkien-Hexalogie aussieht. Es muss halt irgendein Endgegner her, damit sich die Fledermaus (die in ihrer schweren Rüstung sehr an Lego-Batman erinnert) und der freundliche Herr vom Planeten Krypton nicht versehentlich gegenseitig totschlagen.

Der optische Overkill zwischen blau-grau-brauner Düsternis und gleißenden Lichtern, die selbst Lensflare-Fetischist J.J. Abrams Tränen in die Augen treiben dürften, scheint den „Ansprüchen“ der Macher an ihr Werk nicht zu genügen. Das überaus lärmenden Sounddesign und der alles niederwalzende Bombastscore von Hans Zimmer (dem Dieter Bohlen unter den Filmkomponisten) müssen auch die Zuschauer-Ohren vergewaltigen, bis man nicht mehr weiß, was man sich alles zuhalten soll. Vielleicht sollten Kinobetreiber zusätzlich zu 3D-Brillen auch Ohrstöpsel und Schlafmasken ausgeben.

Warum gibt man 250 Millionen Dollar Budget (und weitere geschätze 150 Millionen an Marketingkosten) für so ein aufgeblasenes Nichts von Film aus? Genügt es für die Fans nicht, wenn weiter ohne Unterlass Animationsfilme fürs Heimkino produziert werden? Denn der Rest der Menschheit braucht Batman V Superman: Dawn Of Justice nun wirklich nicht. Warum schaut sich ein kritischer Zuschauer wie Marius Joa dann überhaupt den ganzen Käse an und bespricht ihn? Nun ja, jeder Mensch ist irgendwie mehr oder weniger masochistisch veranlagt. Es war eben Karfreitag. Und die Hoffnung stirbt zuletzt, dass es vielleicht doch irgendwann einen „Dawn Of Creativity“ gibt.

Wer von Batman V Superman auch nach zweieinhalb Stunden, die sich ziehen wie elastischer Kaugummi, noch nicht genug hat, der wird sich darüber freuen, dass Warner eine ca. 30 Minuten längere „Ultimate Edition“ auf BluRay und DVD veröffentlichen wird. Sicherlich beinhaltet diese Fassung weitere Nebenfiguren, die halt irgendwie eingeführt werden und/oder zusätzliche Storyfragmente, die man für so etwas wie Tiefgang halten könnte. Oder aber wie bei Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere einfach noch mehr dumme Action.

Fazit: Batman V Superman beschränkt sich freudestrahlend darauf, nicht mehr als eine lose Aneinanderreihung von expositorischen Szenen zu bieten, die daraufhinarbeiten, dass sich der Dunkle Ritter und der Mann aus Stahl irgendwann prügeln sowie der Aussicht auf das Formieren der „Justice League“ in kommenden Filmen. Das taugt nicht einmal mehr als „Nummernfilm“, sondern eher als cineastische Nullnummer. 2 von 10 Punkten.

Batman V Superman_Trio
Trio mit zwei Capes
Batman V Superman_Lex Luthor
Lex Luthor hat nicht mehr alle Sammeltassen im Schrank

Marius Joa, 26.03.2016. Bilder: Warner/DC.

Hinweis:
Die sehr treffenden, fettgedruckten Zitate stammen aus der
Videokritik von Wolfgang Schmitt jun. von www.die-filmanalyse.de


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner