Black Panther

Nach seinem Debüt in The First Avenger: Civil War (2016) bestreitet der afrikanische Held im Raubkatzenanzug seinen eigenen Film: Black Panther.


Black Panther
Science-Fiction/Comicverfilmung USA 2018. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 134 Minuten. Kinostart: 15. Februar 2018.
Mit: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Letitia Wright, Martin Freeman, Daniel Kaluuya, Winston Duke, Angela Bassett, Forest Whitaker, Andy Serkis, John Kani u.v.a. Regie: Ryan Coogler. Drehbuch: Ryan Coogler und Joe Robert Cole. Nach Comics von Stan Lee und Jack Kirby.

 

Der Prinz von Wakanda und das Beste beider Welten

Nachdem sein Vater T’Chaka (John Kani), König der afrikanischen Nation Wakanda, bei einem Anschlag auf eine UN-Versammlung in Wien (siehe Civil War) getötet wurde, steht Prinz T’Challa (Chadwick Boseman) kurz vor seiner Inthronisation. Wakanda präsentiert sich in der Weltöffentlichkeit als armes Dritte-Welt-Land. Der Absturz eines Meteoriten mit dem seltenen, extrem wertvollen sowie vielseitigen Metall Vibranium vor Jahrtausenden hat seine Landschaft aber von Grund auf verändert. Vibranium und seine Erzeugnisse haben Wakanda zu einem hochentwickelten, fortschrittlichen Staat gemacht, der den meisten Ländern des Planeten technologisch überlegen ist, dennoch seine frühzeitlichen Traditionen bewahrt hat, zu denen ein Zweikampfritual zwischen Mitgliedern der hiesigen fünf Stämme gehört. T’Challa besteht diesen Test und erhält die Königswürde. In Zeiten von Flüchtlingskrise und anderen globalen „Baustellen“ beginnt sich der junge Monarch zu fragen, ob sein Land weiterhin den eigenen Reichtum und die technische Möglichkeiten geheimhalten soll anstatt diese für eine Verbesserung der Welt einzusetzen. Doch erst einmal muss T’Challa seine „Black Panther“-Rüstung anlegen, u, den ruchlosen Waffenhändler Ulysses Klaue (Andy Serkis) zu jagen, der gestohlenes Vibranium an den Meistbietenden verkaufen will. Ein geheimnisvoller Ex-Söldner (Michael B. Jordan) sorgt ebenfalls für Zwietracht und Zerstörung. Wie gut, dass Black Panther mit General Okoye (Danai Gurira), seiner Ex-Freundin und Spionin Nakia (Lupita Nyong’o) sowie seiner Schwester Shuri (Letitia Wright), einer hochbegabten Wissenschaftlerin, starke Frauen an seiner Seite hat…

 T’Challa wird herausgefordert

Die Marvel Studios, der Filmproduktionsszweig des Comic-Giganten, veröffentlichten 2008 mit Iron Man den ersten Streifen seines neuen, eigenproduzierten Kinouniversums. Zehn Jahre und mehr als ein Dutzend Filme (und diverse TV-Serien) später erweitert sich der Kreis unterschiedlicher Helden immer weiter. Black Panther widmet sich einem Heroen aus der Wiege der Menschheit. Dabei gelingt Regisseur Ryan Coogler (der mit Creed die Saga um Sylvester Stallones nimmermüden Boxer Rocky fortführte) eine Comicverfilmung, die sich in weiten Teilen von bisherigen Genre-Beiträgen unterscheidet und gleichzeitig doch allzu bekannte Muster bedient.

Im Mainstream-Kino Hollywoods spielen weiße Schauspieler die erste Geige bei der Besetzung der Rollen. Black Panther stellt diese Formel auf den Kopf und bedient sich eines Casts, der bis auf zwei Ausnahmen (die gemeinsam schon in Mittelerde wirkten) komplett von afro-amerikanischen oder afrikanisch(stämmig)en Darstellern besteht. Aber der 18. Beitrag des Marvel Cinematic Universe hat noch mehr ungewöhnliche Konstellationen zu bieten. Black Panther gehört zwar zweifelsohne zum amerikanischen Comic-Kosmos, bedient sich aber nicht des gängigen amerikazentrischen Weltbildes.

Was wäre wenn das technlogisch fortschrittlichste Land der Erde weder die USA, China, Russland noch irgendeine andere große Nation sondern ein scheinbar unbedeutender afrikanische Staat wäre? Dieser Utopie gehen Comicvorlage und Kino-Adaption nach. Aus Angst seine Souveränität und Identität zu verlieren hat das fiktive Wakanda (das irgendwo bei Nigeria liegt) seine unbegrenzten technologischen Möglichkeiten bisher geheimgehalten. Eine ähnlich antiquiert wirkende protektionistische Haltung kommt in der Realität derzeit leider wieder in Mode, siehe die geplanten US-Strafzölle. Wakanda hat die Isolation jedenfalls nicht geschadet. In diesem Paradies zwischen Futurismus und Tradition haben die fünf uralten Stämme ihre Identität bewahrt, was sich vor allem in den bunten, mannigfaltigen Gewändern und Kostümen zeigt. Die alten Brauchtümer und Rituale sind noch immer zentraler Bestandteil der wakandischen Kultur. Aus dem Besten beider Welten bezieht der Black Panther seine Stärke.

Im Titelheld vereinen sich unterschiedlichste Motive und Einflüsse. Seine Kräfte ähneln denen des Phantoms von Lee Falk, die hochentwickelte Rüstung mit den Waffen-Accessoires erinnert an Batman. T’Challas Schwester agiert als wissenschaftliches Genie wie eine weibliche Mischung aus Bruce Waynes Butler Alfred und James Bonds Ausrüster Q. Die Verfolgungsjagden und das Casino-Setting in Korea könnten fast aus einem der letzten 007-Filme stammen.

Was aber den Film von Ryan Coogler von fast allen anderen Superhelden-Blockbustern unterscheidet sind die starken Frauenrollen. So besteht die königliche Leibgarde Wakandas ausschließlich aus toughen Damen, angeführt von General Okoye. Als wichtigste Menschen in T’Challas Leben und Wirken fungieren außerdem, neben seiner Mutter Ramonda (Angela Bassett), die polyglotte Spionin Nakia und die bereits erwähnte Schwester namens Shuri. Die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern ist in weiten Teilen des Planeten noch lange nicht erreicht oder gar in extremer Ferne, in Wakanda dagegen völlige Selbstverständlichkeit. Eine nahezu bahnbrechende Sache, wenn man bedenkt was die bisherigen MCU-Filme überwiegend für Macho-Veranstaltungen waren.

Leider fehlt es dem Film insgesamt an Konsequenz. So nimmt uns dieser Streifen auf eine rasante, bunte und utopische Afrikareise mit, die aber leider in allzu bekannten Bahnen verläuft. Zugegebenermaßen wirkt der Antagonist für MCU-Verhältnisse schon fast tiefgründig und die Story geriet nicht völlig vorhersehbar. Aber insgesamt haben wir die gleichen Muster schon zu oft gesehen, was für mich persönlich den ansonsten überaus positiven Gesamteindruck doch ziemlich trübt. Somit hat Black Panther vermutlich das gleiche Problem wie Doctor Strange. Beide Werke erweitern das Kinouniversum Marvels um interessante neue Schauplätze und Aspekte, können aber aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu jener Filmreihe ihre Stärken nicht voll ausspielen.

Als nächstes steht uns übrigens Avengers: Infinity War (Kinostart: 26. April), die Mega-Zusammenkunft aller (!) bisheriger Helden im Kampf gegen den violetten Ultrasuperbösewicht Thanos. Sofern man den Trailern glauben kann, werden Wakanda und seine prominenten Bewohner eine entscheidene Rolle in diesem galaktischen Krieg spielen, der hoffentlich nicht nur unendliche Actionsequenzen aufbietet.

Fazit: Black Panther fügt mit schillernden Setting und aktuellem Sozialkommentar dem Marvel Cinematic Universe etwas Erfrischendes hinzu, setzt dramaturgisch aber eher wenig neue Akzente. 7 von 10 Punkten.

 


Die Katze auf dem Autodach

 

Shuri hat was Neues gebastelt

 

Die stolzen Kriegerinnen Wakandas


Marius Joa, 11. März 2018. Bilder: Marvel.

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