2009 beschloss die EU-Kommission das Verbot von Glühlampen, mit dem Ziel europaweit auf Energiesparlampen umzustellen. Die weitreichenden Konsequenzen und Hintergründe dieser Verordnung beleuchtet der Tiroler Christoph Mayr in Bulb Fiction.
Bulb Fiction
Dokumentation Österreich/Deutschland 2011. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 104 Minuten. Kinostart: 31. Mai 2012. Regie: Christoph Mayr.
Das Märchen von der Energiesparlampe
2009 beschließt die EU-Kommission die schrittweise Ersetzung der Glühbirnen durch Energiesparlampen (sog. Kompaktstoffleuchten). Herkömmliche Glühbirnen sollen nach und nach aus dem Verkauf genommen werden und durch Energiesparlampen ersetzt werden. Der geringe Stromverbrauch und deshalb geringere Kohlendioxid-Emissionen werden der Öffentlichkeit als reine Gewinn-Situation verkauft. Doch das die Kompaktstoffleuchte nicht das Nonplusultra ist, als das sie angepriesen wird, das beleuchtet ein österreichisch-deutscher Dokumentarfilm mit dem treffenden Titel Bulb Fiction.
Den größten Raum nimmt das Thema Quecksilber ein. Auch wenn die Energiesparlampen nur wenige Milligramm des hochgiftigen Elements enthalten, so ist das Gesundheitsrisiko für den Menschen enorm. Das zeigt das Beispiel eines vierjährigen Jungen aus Bayern. Monate nachdem in seinem Elternhaus eine eingeschaltete Energiesparlampe zu Bruch ging, bekam der Bub plötzlich Haarausfall und wird wohl bleibende Schäden am Nervensystem davontragen. Wie brutal sich eine Quecksilbervergiftung auf das Gehirn und andere Organe auswirken kann, zeigen Archivbilder aus den 1950ern von der Stadt Minamata in Japan, wo ein Chemiekonzern Quecksilberabfälle ins Trinkwasser entsorgte und dadurch Tausende an einer Vergiftung zugrunde gingen.
Ein weiteres Problem ist die nicht ausreichend geregelte Entsorgung der Kompaktstoffleuchten sowie die Gefahren für die Mitarbeiter der Entsorgungsanlagen durch völlig unzureichende Sicherheitsmaßnahmen. Der Film erforscht auch die rein lichttechnischen Nachteile der Energiesparlampen. Während althergebrachte Glühlampen das volle Farbenspektrum des Regenbogens kontinuierlich abdecken, so ist dieses Spektrum bei Energiesparlampen unterbrochen. Auch die Heizwirkung von Glühbirnen, die zudem Strom sparen würde, erreichen sie nicht. Außerdem liefern sie weniger Licht.
Es ist nicht nur bedenklich, wie gravierend die Nachteile der Kompaktstoffleuchte sind, dennoch wird sie von vielerlei Seite (z.B. Lampen-Konzerne, Greenpeace, Politiker) als die perfekte Lösung angepriesen wird, unter völliger Verharmlosung der Gefahren. Da ist es hinterher kaum noch überraschend, wenn die EU-Kommission die von einer „Expertenrunde“ ausgearbeitete Verordnung Nr. 24/2009 ohne Abstimmung durch gewunken hat.
Insgesamt ist Bulb Fiction hier und da etwas einseitig geraten. Dass es Alternativen zur Energiesparlampe gibt, wird nicht zur Sprache gebracht. Neben einer teilweise reißerischen Aufmachung bewegt sich die Doku teilweise in verschwörungstheoretisch anmutenden Gewässern. Dennoch ist sie ein sicherlich nicht unwichtiger Beitrag zum Thema. Daher wäre sie zur Primetime im öffentlich-rechtlichen Fernsehen besser als in der Nische des Programmkinos aufgehoben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Fazit: Aufrüttelnde und teilweise erschütternde Dokumentation über die gravierenden Nachteile der als Optimallösung propagierten Energiesparlampe, die leider etwas einseitig und reißerisch präsentiert wird. 7 von 10 Punkten.
Linktipp: Die offizielle Filmseite
Marius Joa, 15. Juni 2012. Bilder: Farbfilm-Verleih.
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