Endlich wieder einmal ein richtiger Krimithriller im Kino. Nicht nur Fans des Genres kann Das perfekte Verbrechen mit Anthony Hopkins und Ryan Gosling überzeugen. Dennoch hat Johannes Michel einen gravierenden Fehler entdeckt, der dem Film Punkte kostet.
Das perfekte Verbrechen (Fracture)
Thriller, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 113 Minuten.
Mit: Sir Anthony Hopkins, Ryan Gosling, David Strathairn, Billy Burke, Rosamund Pike, Embeth Davidtz, Cliff Curtis, Fiona Shaw, Robert Gunton u.a. Regie: Gregory Hoblit.
Klasse Akteure, gute Story, kleiner Denkfehler
Wieder einmal ist uns in Das perfekte Verbrechen ein ausschlaggebender Filmfehler begegnet, der sich auf die Punktevergabe deutlich auswirken muss. Da stellt sich schon die Frage, ob die Macher im entscheidenden Moment geschlafen haben.
Ted Crawford (Anthony Hopkins), in der Flugzeugbranche tätig, ist ein erfolgreicher Geschäftsmann mit eigenem Unternehmen. Als er entdeckt, dass seine Frau Jennifer (Embeth Davidtz) eine Affäre mit dem Polizisten Rob Nunally (Billy Burke) hat, ist es vorbei mit der heilen Welt: Im eigenen Haus erschießt er sie. Die von Hausangestellten verständigte Polizei trifft ein und verhaftet Crawford nach kurzer Verhandlung – war man doch zunächst von einer Geiselnahme ausgegangen. Der junge Staatsanwalt Willy Beachum (Ryan Gosling) wird auf den Fall angesetzt, obwohl er sich schon mit einem Fuß in der Privatwirtschaft befindet. Aus diesem Grund interessiert er sich nicht wirklich für seinen letzten Fall und geht vollkommen uninformiert in den Prozess, der zum Desaster wird: Erst stellt sich heraus, dass Crawfords Frau nicht mit dessen Waffe ermordet wurde, dann kommt das Verhältnis mit dem Polizisten Rob Nunally heraus, der zudem noch das Polizeiverhör geführt hat. Beachums neue Vorgesetzte Nikki Gardener (Rosamund Pike) unterstützt ihn zwar, möchte ihn aber auch zum Niederlegen des Falls Crawford bewegen. Kurz vor der Wiederaufnahme des Prozesses kommt es zum „Showdown“ zwischen Beachum und Crawford.
Ermordet seine Frau kaltblütig: Ted Crawford.
Von Beginn an ist der Zuschauer in Das perfekte Verbrechen über die Tat informiert. Es besteht kein Zweifel daran, dass Ted Crawford seine Frau ermordet hat. Interessant ist hierbei die Coolness des Verbrechers, der zuerst ein Geständnis unterschreibt und dieses dann anfechtet – war doch der Geliebte seiner Frau bei der Vernehmung dabei und hat dieses Geständnis sozusagen erpresst. Ab diesem Zeitpunkt beginnt ein regelrechtes Psychoduell zwischen Täter Crawford und Anwalt Beachum, zwei Charakteren, die erstklassig durch Anthony Hopkins und Ryan Gosling verkörpert werden. Der eine ist dabei der abgeklärte Killer, der andere der karrieregeile Staatsanwalt, der von Arroganz umhüllt glaubt, diesen Fall mit links erledigen zu können.
Rosamund Pike, die wir aus James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag als böse Miranda Frost kennen, mimt die Karrierefrau Nikki Gardner, die schon nach der ersten Begegnung Staatsanwalt Beachum um die Finger gewickelt hat, bald darauf mit ihm im Bett landet und sich zum Ziel gesetzt hat, Beachum zu einem willigen Untergebenen in ihrem Arbeitsteam zu machen. Dass er aber dennoch seinem alten Job ein derartiges Engagement entgegenbringt, damit hatte sie nicht gerechnet.
Am Ende steht Willy Beachum vollkommen allein da, düpiert von Ted Crawford, der den Prozess gewonnen hat, wieder auf freiem Fuß ist und seine Frau, die seit dem Mordversuch im Koma lag, durch Abschalten der lebenserhaltenden Maßnahmen endgültig beseitigt hat. Ein Ass hat Beachum aber noch im Ärmel, eher aus Zufall allerdings. Könnte Crawford die Waffen vertauscht haben? Der Kino geübte Zuschauer weiß das zwar schon längst, dennoch ist es höchst amüsant, wie lange Beachum braucht, um auf diese Idee zu kommen.
Schön und gut. Wo liegt das Problem und der schon in der Überschrift versprochene Fehler? Ted Crawford schießt auf seine Frau, verbrennt seine Kleidung, wäscht sich gründlich und tauscht seine Waffe gegen die des Verhandlungsführers aus, der sein Haus betritt. Schon während der polizeilichen Ermittlung stellt sich heraus, dass an Crawfords Händen keinerlei Schmauchspuren nachzuweisen waren. Wie bitte? Schließlich trug er keine Handschuhe und Schmauch lässt sich nicht etwa durch simples Händewaschen beseitigen – vielmehr bleiben die Spuren noch tagelang, zumindest für kriminaltechnische Untersuchungen – sichtbar. Wir empfehlen: Dringend besser recherchieren oder den Täter künftig einfach Einweghandschuhe tragen lassen.
Fazit: Das perfekte Verbrechen ist ein nahezu perfekter Thriller, der ungemein Spaß macht. Leider gewinnt doch wieder der „Gute“ – eine leider vertane Chance. Und den Schmauchspuren-Fehler verzeiht kein Krimifan. 8 von 10 Punkten.
Willy Beachum und seine neue Chefin, Nikki Gardner.
Begutachtet seine Tat: Ted Crawford.
Johannes Michel, 20. Mai 2007. Bilder: Warner.
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