Ein kriselnder Künstler baut sich ein Labyrinth aus Pappkartons und droht darin verloren zu gehen. Die amerikanische Low-Budget-Produktion Dave Made A Maze feierte ihre Deutschland-Premiere auf dem Internationalen Filmwochenende 2018 in Würzburg.
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Dave Made A Maze
Fantasy/Horror/Komödie USA 2017. 80 Minuten. Kinostart: unbekannt.
Mit: Meera Rohit Kumbhani, Nick Thune, Adam Busch, James Urbaniak, Frank Caeti, Scott Narver, Stephanie Allynne u.a. Regie: Bill Watterson. Drehbuch: Steven Sears und Bill Watterson.
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Maze Runner mal ganz anders
Dave (Nick Thune) ist ein Künstler, dem es allerdings bisher noch nicht gelang, ein nennenswertes Projekt zu vollenden. Aus Frust über seine trostlose Situation baut er sich ein Fort aus Pappkartons. Als Daves Freundin Annie (Meera Rohit Kumbhani) nach Hause kommt, findet sie das Ungetüm im gemeinsamen Wohnzimmer vor. Dave hat sich in das labyrinthische Gebilde zurückgezogen und scheint nicht mehr aus eigener Kraft herauszukommen. Entgegen seiner Warnung, das Labyrinth nicht zu betreten, trommelt Annie ein paar Freunde zusammen, darunter Daves langjährigen Kumpel Greg (Adam Busch) und den Dokumentarfilmer Harry (James Urbaniak) samt Zwei-Mann-Filmcrew. Die Gruppe betritt das Labyrinth, nur um festzustellen, dass Daves Schöpfung ein gefährliches Eigenleben entwickelt hat…
Die ersten Schaulustigen sind schon da!
Es mag etwas übertrieben sein, aber so manchen für 100 bis 200 Millionen Dollar (oder mehr) produzierten Mega-Blockbuster hätte man aufgrund der „Qualität“ des Drehbuchs/der Story für ganz wenig Geld mit billigen Pappkulissen drehen müssen. Der amerikanische Filmemacher Bill Watterson (geboren 1973, in Deutschland bekannt als Mann aus der Jever-Werbung) hat quasi den Spieß umgedreht. Die Lebenskrise eines erfolglosen Kunstschaffenden inszenierte er in seinem Regiedebüt, der Low-Budget-Produktion Dave Made A Maze, als schräge Reise in ein kurioses Karton-Labyrinth.
Bei der deutschen Uraufführung des Films auf dem 44. Internationalen Filmwochenende Würzburg am 26. Januar 2018 wurde von dessen Entstehungsgeschichte erzählt. Die Dreharbeiten dauerten sechs Wochen und fanden in einem ganz kleinen Studio ins Los Angeles statt, welches sich neben einer Bekleidungsfabrik befindet. Aus dem Altpapier und Verpackungsmaterial der Firma wurden die Sets gebaut. Wider Erwarten war der Kartonvorrat schon nach drei Wochen verbraucht, die Firma allerdings nicht mehr bereit, weiteren „Abfall“ zur Verfügung zu stellen. Bei einem ebenfalls benachbarten Solaranlagen-Unternehmen fand die Filmcrew weiteres Kartonmaterial in ausreichender Menge. Wegen der geringen Größe des Studios konnten immer nur zwei Kartonräume gleichzeitig aufgebaut werden. Während der Dreharbeiten in einem Raum wurde zeitgleich am anderen gewerkelt. Nach Drehschluss gingen die verwendeten Kartonmaterialien zurück an die Unternehmen und wurden ordnungsgemäß recycelt.
Die äußeren Bedingungen sind schon ungewöhnlich, aber was Watterson und seine Crew aus diesen gemacht haben, das ist pure Kinomagie. „It’s bigger on the inside!“, warnt Dave seine Freunde. Denn dank Stop-Motion-Animation, Puppentricksequenzen und optischer Illusionen erwacht das Labyrinth in dieser genialen Mischung aus Indiekomödie, Horror und Fantasy auf unglaubliche Art zum Leben. Annie und der „Rettungstrupp“ bekommen es in surrealen Szenerien mit gefährlichen Kreaturen zu tun und müssen tödliche Fallen überwinden. Dieses satirisch-überspitzte, aber gleichzeitig liebenswerte Abenteuer ist wahrlich kein Pappenstiel!
Fazit: Truly A-maze-ing! 9 von 10 Punkten.
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Das Labyrinth ist erwacht
Betreten auf eigene Gefahr!
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