Spätestens seit „Matrix“ sind Déjà-Vus ein beliebtes Stilmittel im Film. Das neueste Werk von Regisseur Tony Scott trägt nun diesen Titel. Johannes Michel schreibt, warum eine eigentlich gute Idee vollkommen in den Sand gesetzt wurde.
Thriller / Science Fiction, USA 2006. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 127 Minuten.
Mit: Denzel Washington, Paula Patton, Val Kilmer, James Caviezel, Adam Goldberg, Elden Henson, Erika Alexander, Bruce Greenwood u.a. Regie: Tony Scott.
Wo bitte war das Déjà Vu?
In New Orleans explodiert eine Bombe und versenkt eine Fähre auf dem Mississippi. Bei dem verheerenden Attentat sterben hunderte Fahrgäste. Der erfahrene ATF-Agent Doug Carlin (Denzel Washington) soll vor Ort untersuchen, wer für den Terroranschlag verantwortlich ist. Während der Ermittlung lernt Carlin eine Sondereinheit kennen, die es durch moderne Technik geschafft hat, alle Ereignisse, die eine bestimmte Zeit zurückliegen, nochmals in Echtzeit ablaufen zu lassen. Kurz: Sie haben eine Art Zeitmaschine erfunden, die es sogar erlaubt, Dinge oder Personen in die Vergangenheit zu transferieren. So sucht Carlin nach der Möglichkeit, den Anschlag zu verhindern und den Täter zuvor dingfest zu machen. Mitten drin steckt aber auch die junge Claire (Paula Patton), die nur mit der Sache zu tun hat, weil sie ihr Auto verkaufen wollte und der Attentäter einen Wagen zum Hochsprengen benötigte.
Erstaunt über die „abgefahrene“ Technik: Doug Carlin (Denzel Washington).
Schon oft hat der Kinotrailer viel versprochen und im Endeffekt hat sich dann herausgestellt, dass entweder die besten Bilder bereits in ihm enthalten waren oder dass der Trailer einen anderen Film angekündigt hat. Das Zweite trifft auf „Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit“ zu.
Die meisten Zuschauer werden sich fragen, was der Film mit einem wirklichen Déjà Vu zu tun hat. In einem Onlinelexikon findet sich folgender Eintrag zum Thema: „Als Déjà Vu bezeichnet man ein psychologisches Phänomen, das sich in dem Gefühl äußert, eine an sich völlig neue Situation schon einmal exakt so erlebt, gesehen oder geträumt zu haben. Dabei handelt es sich nicht um eine falsche Wahrnehmung, sondern um ein paradoxes Gefühlserleben.“ Eine derartige Situation findet sich im Film zu keiner Zeit, denn Agent Doug Clarin lässt sich in die Vergangenheit transferieren, um dort den Anschlag zu verhindern. Dabei kommt er um, taucht aber wenige Minuten später wieder auf, da er sozusagen zweimal in dieser Zeit vorhanden war. Die frühere Vergangenheit wird dabei zur neuen Gegenwart. Vielleicht hätte Regisseur Tony Scott („Spy Game“, „Der Staatsfeind Nr. 1“, „Top Gun“) ihn eher Die Zeitmaschine nennen sollen. Dumm nur, dass dieser Titel bereits belegt war.
Denzel Washington muss also gegen eine vollkommen wirre Story ankämpfen, die erst in den letzten 20 Minuten den Zuschauer fesselt, wenn er dann nicht schon eingeschlafen ist. Seinen Charme und Witz, den wir schon aus zahlreichen Filmen kennen und auch schätzen gelernt haben, kann er hier aber nur bedingt zeigen.
Wer von Regisseur Scott einen fesselnden Thriller wie „Der Staatsfeind Nr. 1“ erwartet hat, wird mit „Déjà Vu“ nicht glücklich werden. Es mag zwar interessant sein, die Spiele auf der Leinwand zu verfolgen, wie aber das Phänomen Zeitreise nun wirklich funktioniert, wird nicht aufgelöst. Dies führt dazu, dass der Zuschauer dem Film das Abgleiten in die Science Fiction nicht verzeihen kann.
Fazit: Gute Idee, aber vollkommen in den Sand gesetzt. Wäre nicht der einigermaßen überzeugende Schluss, hätte die Wertung nochmals schlechter ausfallen müssen. 3/10 Punkten.
Doug Clarin telefoniert, und wird kaum schlauer.
Zufälliges Opfer: Claire (Paula Patton).
Johannes Michel, 03. Januar 2007. Bilder: Buena Vista.
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