Departed – Unter Feinden

Showdown in Boston – Verbrecher gegen Polizisten. Neu ist die Idee von „Departed – Unter Feinden“ zwar nicht, dennoch überrascht Regisseur Martin Scorsese mit einem regelrechten Staraufgebot, das zu überzeugen weiß. Johannes Michel hat sich den Film angesehen.

Kriminalthriller, USA 2006. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 155 Minuten.
Mit: Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Martin Sheen, Vera Farmiga, Mark Wahlberg, Anthony Anderson, Ray Winstone, Alec Baldwin, Robert N. Anderson, Andrew Aninsman, Kevin W. Burns, John Cenatiempo, Lyman Chen, Johnny Cicco, David Conley, Patrick Coppola, Kevin Corrigan, Peter Crafts, James Badge Dale u.a. Regie: Martin Scorsese

Packender, schauspielerisch hervorstechender Krimi

Gangsterboss Costello (Jack Nicholson) kontrolliert einen Großteil der Bostoner Unterwelt. Daher entschließt sich die Polizei, einen verdeckten Ermittler einzuschleusen. Die Wahl fällt sehr schnell auf Billy (Leonardo DiCaprio), der gerade erst seine Ausbildung beendet hat, aufgrund seiner Abstammung aus einer schon immer kriminell gewesenen Familie seinen Vorgesetzten Dignam (Mark Wahlberg) und Queenan (Martin Sheen) aber ein Dorn im Auge ist.
Entgegen den Erwartungen löst er seine Aufgabe aber sehr gut und liefert detailreiche Informationen über die Geschäfte von Costello an seine Zentrale. Bald allerdings stellt sich heraus, dass auch Costello einen Mann bei der Polizei haben muss, da dieser der Polizei immer wieder ein Schnippchen schlagen kann. Nur der Zuschauer weiß von Beginn an, dass es sich dabei um Colin (Matt Damon) handelt, ebenfalls einem gesellschaftlichen Aufsteiger, der von Costello schon von Kindesbeinen an beeinflusst und gefördert wurde.
Im Laufe der Zeit fliegt die Deckung der Eingeschleusten immer weiter auf, so dass schließlich für beide höchste Gefahr droht. Klar, dass da ein Showdown nicht ausbleiben kann …

Eigensinnig und kaltblütig: Gangsterboss Costello (Jack Nicholson).

Fans von Jack Nicholson, Matt Damon oder Leonardo DiCaprio werden sich „Departed – Unter Feinden“ mit Sicherheit ohnehin anschauen, aber auch allen anderen Filmfans sei dieser Film unbedingt ans Herz gelegt. Warum?

1) Die Schauspieler
Neben den gerade genannten agieren weitere bekannte Namen. Dabei sind unter anderem Alec Baldwin und Martin Sheen, die beide schon eine beachtliche Filmografie aufweisen. Durch die Bank liefern sie glänzende Leistungen ab, allen voran natürlich wieder einmal Jack Nicholson, der den brutalen Gangsterboss Costello erstklassig mimt und gerade dann überzeugend wirkt, wenn er wieder einmal Blut verschmiert und leicht gestresst durchs Bild läuft.
Matt Damon und Leonardo DiCaprio als Polizisten – ebenfalls erstklassig. Gerade DiCaprio: Wer hätte wohl gedacht, dass aus dem schnulzigen Jungen in „Titanic“ ein ernsthafter Schauspieler werden könnte? In „Departed“ setzt er seine positive Entwicklung fort, und es muss die Frage gestellt werden, was wohl danach noch kommen kann.
Martin Sheen als Polizeichef bleibt zwar meist im Hintergrund, soll hier aber nicht übergangen werden, da er die Vaterfigur für Billy darstellt und als einer der wenigen einen vollkommen loyalen Eindruck hinterlässt. Dies ergibt sich aus seinem mehr als ordentlichen Spiel.

2) Story zum Mitdenken
Kennen Sie das? Sie sitzen im Kino und der Film da vorne plätschert so langsam, vollkommen selbsterklärend, vor sich hin. Das wird Ihnen bei „Departed“ nicht passieren.
Denn dieser Film erfordert Ihr Mitdenken, denn sonst verlieren Sie schnell den Anschluss, da Regisseur Martin Scorsese zwischen den beiden Undercover-Männern und ihrer Geschichte relativ häufig hin- und herschaltet. Ebenso kann der Beginn des Films leicht zu Verwirrungen führen, da hier erzählt wird, wie Costello den noch jungen Colin auf seine Seite zieht. Was man ebenfalls nicht so leicht mitbekommt, sind die Zeitsprünge – nach etwa anderthalb Stunden ist Billy schon für über ein Jahr als Undercover-Agent bei Costello eingeführt.
Klar: Nicht so ganz versierte Zuschauer werden dies als negativ auslegen, der Rest wird klar für das Mitdenken votieren.

3) Bis aufs Blut
Auch wenn sich der folgende Satz über die Jahr schon abgenutzt hat, sei der dennoch hier erwähnt: Zart beseidete Zeitgenossen sollten nicht immer so genau auf die Leinwand schauen. Denn mit Gewalt wird in „Departed“ nicht einmal ansatzweise locker umgegangen. Es ist genau das zu sehen, was auch passiert. Beispiel gefällig: Bei einem Kopfschuss aus nächster Nahe muss natürlich das Blut noch auf der anderen Seite des Kopfes herausspritzen. Alles klar?

Was gibt es zu kritisieren? 155 Minuten sind wirklich lang. Zwar ist „Departed“ größtenteils äußerst kurzweilig, lebt aber doch stark von seinen Dialogen, die nicht immer für das Fortkommen des Films notwendig wären. Auch die teilweise überaus harte Sprache mit einer sicher dreistelligen Anzahl an Schimpfwörtern und dem berühmten F***-Wort sind zu überdenken, besonders, wenn der Großteil von ihnen nicht den Verbrechern, sondern den Polizisten selbst über die Lippen geht.

Fazit: Gelungener Film von Starregisseur Martin Scorsese, der unterhält und erstklassige Schauspielerleistungen zeigt. 8 von 10 Punkten.


Von der Akademie direkt ins Gefängnis – zur Tarnung: Billy (Leonardo DiCaprio).

Über die Methoden sind sich die Polizisten nicht immer einig.

Einzige Frau im Film: Vera Farmiga als Psychologin, die zwischen zwei Männern steht.
Johannes Michel, 9. Dezember 2006. Bilder: Warner.


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Eine Antwort zu „Departed – Unter Feinden“

  1. […] Departed – Unter Feinden (8/10) Die Dolmetscherin (8/10) […]

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