Ehemänner, die ihre Frauen vergiften; Mütter, die ihre Söhne zum Putsch überreden; Söhne, die mit ihrer Stiefmutter schlafen; Liebespaare, die eigentlich Halbgeschwister sind … Der chinesische Monumentalfilm Der Fluch der goldenen Blume hat das epische Ausmaß einer Shakespeare-Tragödie. Sarah Böhlau sah sich Zhang Yimous neustes Werk an.
Der Fluch der Goldenen Blume
(Man Cheng Jin Dai Huang Jin Jia)
Martial-Arts-Epos, China/Hongkong 2006. Regie & Drehbuch: Zhang Yimou. Mit: Chow Yun-Fat, Gong Li, Ye Liu, Jay Chou, Qin Junjie, Man Li. 114 Minuten. FSK ab 12.
Farbrausch
China vor 1000 Jahren: Am Hof des mächtigen Kaisers Ping (Chow Yun-Fat) herrscht großer Wohlstand und strenges Hofzeremoniell, doch darunter fault bereits das Machtgefüge. Der Kaiser vergiftet heimlich in kleinen täglichen Portionen seine Frau (Gong Li), da diese schon länger ein Verhältnis mit Kronprinz Xiang (Ye Liu) unterhält, seinem Sohn aus erster Ehe. Die Kaiserin ist auch nicht untätig und plant einen Putsch, der am Tag des Chrysantemenfestes losschlagen und den Kaiser zu Abdankung zwingen soll. Die Schlüsselrolle dabei soll ihr ältester Sohn Jie (Jay Chou) spielen. So werden nach und nach auch die drei Prinzen in die Machtkämpfe des Kaiserpaares hineingezogen. Dazwischen erscheint eine mysteriöse Frau am Hof, die ein dunkles Geheimnis mit dem Kaiser verbindet. Während im Hof des Palastes ein Meer aus gelben Chrysanthemen aufgestellt wird, bahnt sich eine gewaltige Tragödie an.
Die Kaiserin (Gong Li).
Liebe, Macht, Intrigen, Blut … Der Fluch der goldenen Blume ist in Optik und Thematik genau so dekadent, wie es der Titel verspricht. Viel mutiger gehen die chinesischen Monumentalfilme mit Prunk und Farben um, und viel großzügiger mit den physikalischen Gesetzen. Wer das in Filmen wie Tiger and Dragon, Hero und House of the Flying Daggers mochte, wird auch bei Zhang Yimous neuestem Film nicht enttäuscht. Der Fluch der goldenen Blume ist wirklich atemberaubend gefilmt, da gibt es keinen Zweifel. Leider liegt nicht nur auf der kaiserlichen Familie ein Fluch, sondern auch auf dem Film selbst, nämlich der Fluch der goldenen Filmfinanzierung. Zhang Yimou ist etwas zu sehr damit beschäftigt, seine großzügigen Mittel zu verpulvern, um der Geschichte dazwischen wirklich Aufmerksamkeit zu widmen. Der Film verliert sich in seinen eindrucksvollen Bildern und perfekt einstudierten Massenszenen, dem akkurat gefilmten Teebrühen und der alles überlagernden Symbolik. Die Charaktere unter den goldenen Kostümen kommen kaum zum Vorschein, zwischen der hallozinogenen Farbgestaltung bleiben sie blass.
Immerhin bietet der Film dafür einiges an unfreiwilliger Komik. Wenn die königliche Garde im Namen der Kaiserin zum Putsch aufmarschiert, erinnern sie in ihren goldenen Rüstungen und roten Halstüchern an eine Armee von Lindt-Osterhasen.
Mit Chow Yun-Fat und Gong Li hat der Regisseur zwei auch in westlichen Kreisen bekannte Schauspieler engagiert. Vor allem Gong Li gibt eine wunderbare Vorstellung als von tiefem Schmerz geprägte und erstarrte Kaiserin, die letztlich nur nach Liebe sucht und am Ende alle verliert. Wirklich übel nehmen kann man der Dame ihren Putschversuch nicht. Zu gefühlskalt und grausam kommt Chow Yun-Fats Kaiser daher. Ein Mann, der sogar fähig ist, sein eigenes Kind zu Brei zu schlagen und sich danach seelenruhig und blutbespritzt mit dem überlebenden Teil der Familie zum Abendessen hinsetzt.
Am Ende werden die gelben Blumen im Hof des Palastes zum Schauplatz einer gigantischen Schlacht (Blau gegen Gold) und liegen zerstört unter Leichenbergen. Ob nun tatsächlich niedergetrampelt von kämpfenden Soldaten oder doch eher erdrückt von der Symbollastigkeit des Films, wäre eine berechtigte Frage.
Fazit: Obwohl die vernachlässigte Story ärgerlich ist (bei Hero etwa machte Zhang Yimou diesen Fehler nicht), machen die fantastischen Bilder viel wieder wett. Ansehen kann man sich diesen Film auf alle Fälle. 6 von 10 Punkten.
Lindt gegen Milka: Die Entscheidungsschlacht.
Ist Gold wert: Der Kaiser (Chow Yun-Fat).
Im Palast.
Die Chrysanthemen.
Kein guter Tag für Prinz Jie.
Sarah Böhlau, 30. April 2007. Bilder: Tobis.
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Hero (9/10)
House Of Flying Daggers (8/10)
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