Mit Die Schlacht der Fünf Heere beendet Regisseur Peter Jackson nicht nur die Hobbit-Trilogie, sondern auch seine filmischen Reisen nach Mittelerde. Ein Ende mit Schrecken oder doch ein gelungener Abschluss?
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Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere (The Hobbit: The Battle Of The Five Armies)
Fantasyfilm Neuseeland/USA 2014. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 144 Minuten. Kinostart: 10. Dezember 2014.
Mit: Martin Freeman, Ian McKellen, Richard Armitage, Luke Evans, Lee Pace, Evangeline Lilly, Orlando Bloom, Benedict Cumberbatch, Cate Blanchett, Christopher Lee, Hugo Weaving, Manu Bennett, James Nesbitt, Ken Stott, Graham McTavish, William Kircher, Stephen Hunter, Dean O’Gorman, Aidan Turner, John Callen, Peter Hambleton, Jed Brophy, Mark Hadlow, Adam Brown u.v.a. Regie: Peter Jackson. Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo del Toro. Nach dem Roman von J. R. R. Tolkien.
Showdown in Mittelerde
Durch eine etwas aus dem Ruder gelaufene List konnten Hobbit Bilbo (Martin Freeman) und die dreizehn Zwerge den Drachen Smaug (Benedict Cumberbatch) aus dem Berg Erebor vertreiben. Doch die geflügelte Echse macht sich sogleich daran, Feuer und Tod über die Bewohner von Seestadt zu bringen. Während sich die Menschen in Sicherheit bringen, gelingt es Fährmann und Bogenschütze Bard (Luke Evans) gemeinsam mit seinem Sohn Bain (John Bell) dem Drachen den Garaus zu machen. Die Überlebenden aus Seestadt fliehen mit Bard und seiner Familie zu den Ruinen von Thal. Als Thorin Eichenschild (Richard Armitage) im Erebor vom Tod Smaugs erfährt, beginnt er zusehendst dem Wahnsinn zu verfallen. Derweile marschiert vor dem Berg ein großes Heer der Elben unter Führung von König Thranduil (Lee Pace) auf, die ihren Anteil am großen Schatz fordern. In der düsteren Feste Dol Guldur wird Zauberer Gandalf (Ian McKellen) gefangen gehalten. Doch Rettung naht in unerwarteter Gestalt. Am Erebor spitzt sich die Lage zu. Ein Zwergenheer unter Thorins Vetter Dain (Billy Connolly) naht von den Eisenbergen heran. Doch auch die zahlreichen Scharen von Orks, unter Führung von Azog dem Schänder (Manu Bennett), lassen nicht lange auf sich warten…
Hobbit Bilbo abseits des Kampfgetümmels
Bereits früh erwies sich der Ansatz von Peter Jackson und seinem Autorenteam (bestehend aus Ehefrau Fran Walsh, Philippa Boyens und dem ursprünglich als Regisseur vorgesehenem Guillermo del Toro) bei der Adaption von Der Hobbit für die große Leinwand als unverhältnismäßig. Aus dem ca. 300 Seiten-Buch machten sie das gleiche wie aus dem über 1000seitigen Ringepos, nämlich eine Filmtrilogie. Beim ersten Teil Eine unerwartete Reise führte das zu einer äußerst ausführlichen und bisweilen recht zähen Exposition. In Smaugs Einöde wurde jedoch zugunsten von überflüssigen Nebencharakteren und -kriegsschauplätzen die Haupthandlung sträflich vernachlässigt. Für den letzten Teil kann aber Entwarnung gegeben werden. Die Schlacht der Fünf Heere bietet genau was der Titel verspricht und bringt die unerwartet lange Trilogie zu einem angemessenen Ende.
Mit 144 Minuten ist Teil 3 bei weitem der kürzeste Film der ganzen Mittelerde-Saga und das macht auch Sinn, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass das zentrale Ereignis in Tolkiens Roman nur ein Kapitel umfasst. Die Geschichte legt direkt (ohne langwierige Einführung) mit Smaugs Angriff auf Seestadt los. Anschließend sammeln sich die verschiedenen Parteien bis es zum großen Kampf kommt, der es wahrlich in sich hat. Etwa 45 Minuten Schlachtengetümmel lässt Jackson auf die Zuschauer los und springt immer wieder von einem Schauplatz zum nächsten, um den verschiedenen Charaktere ihren Platz zu geben. Nur leider wurde vergessen, dass die Zwergengruppe nicht nur aus fünf besteht; die übrigen acht sind zu völligen Statisten degradiert. Auch Hobbit Bilbo hat nicht unbedingt viel zu tun.
Zwar ist die für die Filme hinzuerfundene Figur der Elbin Tauriel (gespielt von Evangeline Lilly) im Vergleich zum Vorgänger weniger nervig und überflüssig, das kleine elbische Familiendrama, das hier noch schnell inszeniert wird, hätte man sich aber sparen können. Genauso wie den schmierigen Alfrid als Pausenclown und Drückeberger vom Dienst.
Insgesamt kranken die Actionszenen auch daran, dass Peter Jackson in seinem King Kong’schen Größenwahn ja unbedingt alles noch epischer und größer machen muss als in seiner herausragenden Ring-Trilogie. „Der Hobbit 3“ liefert wirklich beeindruckende Schlachtszenen und auch die zurecht gescholtene High Frame Rate (die zuvor noch für Seifenoperoptik sorgte) überzeugt hier mehr, der verstärkte Einsatz von Computereffekten lässt jedoch in allen drei Filmen die Szenerie allzu künstlich aussehen. Nicht zum ersten Mal sind die Kampfeinlagen von Legolas hemmungslos überzogen und wären in einem Videospiel sicherlich weniger deplatziert. Dass man die ganze Schlachtplatte etwas schlanker hätte abwickeln können, ist sicherlich keine neue Erkenntnis, auch wenn uns PJ hier dankbarerweise nicht mit drei Stunden K(r)ampf langweilt.
Doch erstmal genug gemeckert. Einige Dinge macht Die Schlacht der Fünf Heere wunderbar richtig. Lee Pace war schon in Smaugs Einöde ein herrlich arroganter und stolzer Thranduil. Hier gelingt es ihm die Rolle des Waldelbenkönigs noch etwas auszubauen und mit seiner Präsenz zu veredeln. Besonders gelungen ist auch die Sequenz im finsteren Dol Guldur als es Elrond, Saruman und Galadriel (!) mit dem dort lauernden Bösen aufnehmen. In Szenen wie diesen überzeugt auch „Mittelerde-Komponist“ Howard Shore. Mit den letzten Bildern gelingt ein fast nahtloser Übergang zu Der Herr der Ringe: Die Gefährten. Da bekommt man Lust sich die drei HdR-Filme wieder anzusehen.
Nicht nur als Gesamtwerk betrachtet muss sich die Hobbit-Trilogie klar hinter den drei Ring-Filmen anstellen. Der Qualitätsabfall ist freilich nicht so drastisch wie zwischen dem Original von Star Wars und den Prequels, aber der Versuch fehlende inhaltliche Substanz mit überbordenden Computertricks und redundanten Neuschöpfungen zu kompensieren, scheitert. Doch richtig schlecht ist Jacksons zweite Mittelerde-Saga nicht. Nur eben auch nicht wirklich gut.
Fazit: Mit Die Schlacht der Fünf Heere gelingt Regisseur Peter Jackson ein ordentlicher Abschluss seiner zur Trilogie aufgeblähten Hobbit-Verfilmung. Qualität und Charme der Herr der Ringe-Filme werden allerdings zu keiner Zeit erreicht. 6 von 10 Punkten.
Gesamtbewertung der Hobbit-Trilogie: 6 von 10 Punkten.
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Der stolze Thranduil
Galadriel schreitet zur Rettung
Es darf gekämpft werden
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