Jane Austen lebt zwar nicht mehr, kann aber trotzdem noch gebrochene Herzen heilen, Ehen kitten, Paare zusammenbringen und Freundschaften fürs Leben stiften. Doch, ehrlich! Vor allem dann, wenn man einen Jane Austen Club gründet. Sarah Böhlau war im Kino.
Der Jane Austen Club (The Jane Austen Book Club).
Romantikdrama, USA 2007. FSK: ohne Altersbeschränkung. 105 Minuten. Deutscher Kinostart: 07. Februar 2008.
Regie & Drehbuch: Robin Swicord. Mit: Kathy Baker, Emily Blunt, Maria Bello, Amy Brenneman, Hugh Dancy, Maggie Grace.
What would Jane do?
Sylvia (Amy Brenneman) wurde gerade von ihrem Ehemann für eine Andere verlassen und versinkt im Selbstmitleid. Aber wozu hat man Freundinnen: Um sie zu trösten, gründet die lebensfrohe Bernadette (Kathy Baker) einen Jane Austen Buchclub. In deren Romanen ist die Welt nämlich noch in Ordnung. Sechs Mitglieder sollen es werden, von denen jeder einen der sechs Romane der Schriftstellerin vorstellen soll.
Sylvias lesbische Tochter Allegra (Maggie Grace), eine Schuckdesignerin mit turbulentem Liebesleben und Hang zu Extremsport, wird direkt mitverplichtet. Als weiteres Mitglied gabelt Bernadette die junge Lehrerin Prudie (Emily Blunt) auf, die weinend hinter ihr in der Schlange eines Jane Austen Filmfestivals steht. Prudie ist todunglücklich und leidet als konservative Intellektuelle unter ihrer durchgedrehten Hippiemutter und dem Unverständnis ihres gutmütigen Sportlerehemanns Dean (Marc Blucas). Sylvias und Bernadettes gemeinsame Freundin Jocelyn (Maria Bello), eine Hundezüchterin mit einer Vorliebe zum Verkuppeln ihrer Freudinnen, ist das fünfte Mitglied und holt auch gleich Nummer sechs mit an Bord. Bei einem Kongress lernt sie den Jungunternehmer Grigg (Hugh Dancy) kennen und läd ihn sofort ein. Mit dem Hintergedanken allerdings, dass der sensible junge Mann genau das Richtige wäre, um Sylvia über ihren Mann hinwegzutrösten. Dummerweise ist Grigg aber viel mehr an Jocelyn selbst interessiert und lässt sich von der überzeugten Singlefrau auch nicht so schnell entmutigen. Ein halbes Jahr lang trifft sich der Buchclub. In dieser Zeit müssen die Frauen (und der Mann) mit ihren persönlichen Problemen fertigwerden, die sich mysteriöserweise alle in den Romanen von Jane Austen wiederspiegeln.
Die gleichnamige Romanvorlage der Amerikanerin Susan Kay Folder ist ein internationaler Bestseller und bot sich für eine Verfilmung an. Die momentan wieder neu angerollte Jane Austen Welle (Stolz und Vorurteil, Becoming Jane) dürfe ein Übriges getan haben, um das Projekt ins Rollen zu bringen. Drehbuchautorin Robin Swicord (Die Geisha, Mathilda, Betty und ihre Schwestern) führt erstmals selbst Regie, das Drehbuch stammt ebenfalls von ihr.
Um zunächst eins klarzustellen: Ja, es hilft, wenn man die sechs Austen Romane gelesen hat, je intensiver, desto besser. Stellenweise steht man als der Romanhandlungen unkenntlicher Zuschauer ein wenig verloren da, aber im Großen und Ganzen kann man den Film auch genießen, wenn man wie Grigg noch „Jane Austen Jungfrau“ ist.
The Jane Austen Book Club oder zu deutsch Der Jane Austen Club (das „Buch“ wurde in der Übersetzung einfach unterschlagen) ist ein romantisches Drama mit ganz ganz viel Romantik und ganz ganz wenig Drama. Susan Kay Folder und Robin Swicord wollen ihren Figuren genauso wenig das Singledasein zumuten, wie es Jane Austen wollte. So findet auch schön jedes Töpfchen sein Deckelchen oder bekommt sein altes Deckelchen wieder. Aber dieses blauäugige Konzept funktioniert in diesem Film viel besser als in vielen ähnlich angelegten Streifen. Wer in der Erwartung eines durchschnittlichen Liebesfilms ins Kino geht, der wird angenehm überrascht werden. Swicords Film hält sich zwar innerhalb der Genregrenzen, kommt aber trotzdem angenehm frisch konzipiert daher.
Entspannend wirkt die Tatsache, dass sich Der Jane Austen Club nicht nur auf eine Hauptfigur konzentriert, sondern auch sechs, und zwar sechs sehr unterschiedliche. Zudem sind die Erzählstränge über einen Zeitraum von einem halben Jahr verteilt, was der Handlung etwas episodenhaftes im besten Sinne verleiht. Der Bezug zu Jane Austen schließlich rundet die Sache ab. Jane Austen als Lebenshilfe, Krisenmanager und Paartherapheutin? Aber klar! Die jung gestorbene Autorin wird in und durch den Film schon fast kulthaft verehrt. Am besten kommt das in einer Szene gegen Ende zum Tagen, als Prudie sich auf dem Weg in ein Motel befindet, wo sie mit einem ihrer Schüler eine Affäire beginnen will. Sie trennt nur noch eine Ampel von dem Gebäude, als sich die „DON’T WALK“ Anzeige der Ampel auf einmal in WHAT WOULD JANE DO? (Anspielung auf den in Amerika verbreitenen Spruch „What would Jesus do?“) verwandelt und Prudie dazu bringt, wieder umzukehren.
Alles in allem ist Der Jane Austen Club ein wirklich netter kleiner Liebesfilm ohne größere Ambitionen, aber auch ohne größere Patzer.
Fazit: Jane Austen would watch this movie. 7 von 10 Punkten.
Grigg umwirbt Jocelyn.
Einsam: Prudie.
Sarah Böhlau, 15.02.08. Bilder: Sony.
Schreibe einen Kommentar