Literaturverfilmung USA/UK/Italien/Luxemburg 2004. Regie: Michael Radford. Mit Al Pacino, Jeremy Irons, Joseph Fiennes, Lynn Collins, Zuleikha Robinson, Kris Marshall, Charlie Cox, Heather Goldenhersh, John Sessions u.v.a. 131 Minuten. FSK ab 12.
Venedig, 1596: Selbst im eher fortschrittlichen Venedig sind die Juden, die keinen Grundbesitz haben dürfen und deshalb Geld für Zinsen verleihen, unter den Christen als Wucherer verhasst. Der junge, verschuldete Edelmann Bassanio bittet seinen Freund, den Kaufmann Antonio, ihm 3000 Dukaten zu leihen, damit er um die Hand von Portia, der schönen und reichen Erbin von Belmont, anhalten kann. Da sich Antonios Vermögen derzeit auf Handelsschiffen auf See befindet, beschließt er den jüdischen Geldverleiher Shylock um einen Kredit zu ersuchen. Dieser willigt ein und verlangt als Zins, dass wenn Antonio die Summe nicht innerhalb von drei Monaten zurückzahlen kann, Anspruch auf ein Pfund Fleisch aus der Brust des Kaufmanns. In der Erwartung, dass die Schiffe bald zurückkehren, nimmt Antonio die bizarre Klausel an und unterschreibt den Vertrag. Während Bassanio erfolgreich um Portia freit, häufen sich die Nachrichten, dass Antonios Schiffe gesunken sind. Als dann noch Shylocks Tochter Jessica mit dem Geld ihres Vaters von zuhause in die Arme von Bassanios Vertrautem Lorenzo flieht, sieht der Geldverleiher sein Leben in Scherben. Fortan lebt er nur noch für die Rache und fordert unerbittlich von Antonio, seine Schuld zu begleichen…
Wie viele der bisherigen Shakespeare-Verfilmungen enthält auch diese von Michael Radford die Original-Dialoge aus dem Stück. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Venedig sowie in Luxemburg. Ausstattung und Kostüme wirken sehr prunkvoll und so mag sich der Zuschauer in die Lagunenstadt im 16. Jahrhundert versetzt fühlen.
Leider wirkt der Film unausgewogen, die traurige Geschichte Shylocks passt nicht so recht zur lockeren Liebesgeschichte. Letztere wirkt vor allem wenig emotional und Lynn Collins bleibt in ihrer Rolle der Portia eher blass und wirkt gegen Ende fast wie ein Abklatsch der Viola (Gwyneth Paltrow) aus Shakespeare In Love.
Umso intensiver wird jedoch die Tragik Shylocks dargestellt. Al Pacino liefert als jüdischer Geldverleiher eine Glanzleistung ab. Der mögliche Vorwurf, das Stück sei antisemitisch, wird dadurch abgeschmettert, dass Shylock in seinem berühmten Monolog für die Menschlichkeit und die Gleichbehandlung der Juden plädiert: „Ich bin ein Jude. Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? (…)
Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen? Sind wir euch in allen Dingen ähnlich, so wollen wir’s euch auch darin gleich tun.“ Jeremy Irons überzeugt als schwermütiger Antonio in der Titelrolle. Doch keiner der Darsteller reicht an den genialen Al Pacino heran, der mit seiner Intensität den Film fast etwas vor der Langweile bewahrt.
Fazit: Prunkvolle Verfilmung des Klassikers von William Shakespeare mit einem Al Pacino in Höchstform. 7/10.
Al Pacino als Shylock.
Marius Joa, 11.05.05
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