Der Nebel

Und wieder einmal Stephen King. Das Szenario heute: ein Supermarkt. Die Gefahr: aufziehender Nebel. Erinnert Sie das an etwas? Johannes Michel war im Kino und schreibt, warum Der Nebel zwar ein ordentlicher Start ins Horrorjahr 2008 ist, als Horrorfilm aber dennoch nicht überzeugen kann.

Der Nebel (The Mist)
Horrorthriller, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 126 Minuten. Deutscher Kinostart: 17.01.2008
Mit: Thomas Jane, Marcia Gay Harden, Laurie Holden, Toby Jones, Jeffrey DeMunn, Frances Sternhagen, Nathan Gamble, William Sadler u.a. Regie: Frank Darabont. Buchvorlage: Stephen King.

Angst verändert alles!

Nach Zimmer 1408 im Herbst 2007 kommt erneut eine Stephen-King-Verfilmung in die Kinos. Regisseur Frank Darabont, unter anderem verantwortlich für The Green Mile, verspricht einen gelungenen Kinoabend.

Nach einem heftigen Sturm schiebt sich eine dichte Nebelwand immer näher an die Kleinstadt Castle Rock. Der Künstler David (Thomas Jane), dessen Haus schweren Schaden genommen hat, beschließt in die Stadt zu fahren und Einkäufe zu tätigen. Was er nicht vermutet: Der Supermarkt, den er aufsucht, wird zur tödlichen Falle. Denn immer schneller breitet sich der Nebel aus, Menschen verschwinden in ihm und werden nicht mehr gesehen. Zusammen mit anderen Kunden des Supermarktes verschanzt sich David und tüftelt einen Plan aus, wie die Situation zu lösen sein könnte. Was er nicht weiß: Hinter dem Nebel steht ein gescheiterter militärischer Versuch, der versehentlich ein Tor zu einer zweiten Dimension geöffnet hat. Nun breitet sich das Grauen in Castle Rock aus und nimmt Einen nach dem Anderen mit sich.

Ganz eingesponnen: Für diesen Mann kommt jede Hilfe zu spät.

Der Nebel lebt von seinen Charakteren. Dies führt dazu, dass der Film kaum Horrorelemente aufweist, sondern vielmehr eine Gesellschaftsstudie darstellt. Unter den Anwesenden im Supermarkt befindet sich auch Mrs. Carmody (Marcia Gay Harden), eine religiöse Fanatikerin, die im Nebel eine Prophezeiung Gottes sieht und ständig aus der Bibel zitiert, was den Wartenden noch bevorsteht. Als sich einige ihrer Befürchtungen bewahrheiten, sammelt sie immer mehr Anhänger um sich, die der Gruppe der logisch Denkenden im Supermarkt sehr bald als Mehrheit gegenüber stehen. Die Überschrift des Filmplakats „Angst verändert alles“ wird damit zum Motto des Films. Er zeigt eindrucksvoll, wie sich Menschen in einer Stresssituation verändern können – sie werden irrational, denken nur noch an sich und vergessen sämtliche Regeln der Zivilisation.

Bleibt die Frage: Was hat diese Thematik in einem Horrorthriller zu suchen. Ohne Umschweife: Sie passt zwar in das Konzept, wurde insgesamt aber zu lieblos umgesetzt. Dies mag zum einen an den B-Movie-Schauspielern liegen, zum anderen auch an deren Sprache. Allzu oft gleitet sie in eine Fäkalsprache ab, die nicht immer der Situation angemessen erscheint. Dies disqualifiziert spannende Szenen, zum Beispiel die in er Apotheke, als David und Co. Medikamente für die Verletzten auftreiben wollen – die wohl beste Szene des Films wird mit absolut unsinnigen und drittklassigen Dialogen untermalt.

Was sich wirklich im Nebel versteckt, sei hier zwar nicht verraten, die auftauchenden Monster sind aber gut animiert und dürften Insekten- und Spinnenhasser Angstschweiß auf die Haut treiben. Schockeffekte gibt es kaum, erschrecken werden daher nur wirklich schreckhafte Zuschauer, die schon durch ein plötzliches lautes Pochen an eine dicke Glasscheibe zu zittern beginnen. Die Horrorelemente sind in Der Nebel wirklich rar gestreut und machen die Einordnung als Horrorfilm beinahe zur Farce.

Gewalt gibt es zu Genüge zu sehen: abgetrennte Arme, ein herumliegender Unterkörper und viel Blut sind typisch für die Stephen-King-Vorlage. Der Schluss stimmt zwar nicht mit der Buchvorlage überein, setzt dem Film aber ein kleines Krönchen auf – schließlich wäre es doch fatal, wenn jeder Streifen ein gutes Ende aufweisen könnte.

Fazit: Leidlich gelungene Stephen-King-Adaption, die wenig Horror, dafür aber viele Dialoge und gesellschaftskritische Szenen aufweist. Insgesamt ein gelungener Start ins Horrorjahr 2008, auch wenn für einen Film dieses Genres zu wenig passiert. 6 von 10 Punkten.


David und Anhang flüchten aus dem Supermarkt.

Auch Davids Sohn hat Angst.

Im Supermarkt macht sich auch dank Mrs. Carmody (vorne rechts im grünen Oberteil) Panik breit.
Johannes Michel, 18. Januar 2008. Bilder: Senator.

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