Ach der Sommer ist schon wieder vorbei, die Tage werden kälter und die Nächte länger. Aber immerhin: Weihnachtszeit ist Fantasy-Blockbuster-Zeit. Die diesjährige Saison wird vielversprechend eingeleitet mit Mathew Vaughns Adaption von Neil Gaimans Der Sternwanderer.
Der Sternwanderer (Stardust).
Fantasy, USA/GB 2007. Regie: Matthew Vaughn. Drehbuch: Matthew Vaughn & Jane Goldmann.
Mit: Charlie Cox, Claire Danes, Michelle Pfeiffer, Robert de Niro, Sienna Miller.
Verleih: Paramount. 122 Minuten. FSK: ab 12.
Stormhold sucht den Superstar
Das kleine englische Döfchen Wall liegt an einer Steinmauer, die sorgfältig bewacht wird. Das Übertreten ist verboten, denn dahinter beginnt das verzauberte Land Stormhold, in dem normale Menschen nichts zu suchen haben. Dort fällt eines Nachts ein Stern vom Himmel und schlägt in einem Wald auf. Der Himmelskörper ist allerdings (innerhalb der Grenzen Stormholds) kein kalter Gesteinsbrocken, sondern eine junge Frau namens Yvaine (Claire Danes).
Sofort machen sich allerhand Gestalten auf die Suche nach dem Stern: Zum einen die vier überlebenden Söhne des gerade verstorbenen Grafen von Stormhold (Peter O’Toole). Denn dessen Amulett war es, das in den Himmel geschleudert wurde, den Stern traf und mit ihr zusammen wieder auf die Erde fiel. Nur derjenige Sohn, der das Amulett findet, wird der Nachfolger. Die Gruppe der potentiellen Erben verringert sich glücklicherweise ständig, da sich die Brüder mit Vorliebe gegenseitig umbringen. Schon allein der Familientradition wegen. Aber auch zum Spaß.
Die Hexenkönigin Lamia (Michelle Pfeiffer) dagegen hat ein ganz anderes Interesse an dem Sternenmädchen. Deren Herz, lebendig aus dem Körper geschnitten, birgt den Schlüssel zu ewiger Jugend und Schönheit. Der letzte Rest des vorherigen Sternenherzes wird geopfert, um aus dem alten, kraftlosen Mütterchen für kurze Zeit wieder eine junge, zauberkräftige Hexe zu machen. Nachschub ist dringend nötig, denn mit jedem Zauberspruch verliert Lamias Körper wieder an Magie und Jugend.
Und letztendlich sucht auch ein Junge aus dem nichtmagischen Wall nach dem Stern. Unglücklich in die Dorfschönheit Victoria (Sienna Miller) verliebt, verspricht Tristran (Charlie Cox) dem Objekt seiner Begierde den Stern, der vor ihren Augen irgendwo im Land hinter der Mauer heruntergefallen ist.
Es gelingt Tristran, zuerst bei der Absturzstelle anzukommen, wo statt eines handlichen Steins eine schlecht gelaunte Frau vorfindet. Da sich Ivaines Begeisterung darüber, als Liebesgabe verschenkt zu werden, stark in Grenzen hält, nimmt Tristran sie kurzerhand gefangen. Das ungleiche Paar macht sich zu Fuß auf den Weg zurück nach Wall und stolpert unterwegs von einem Abenteuer ins Nächste. Tristran erkennt die Gefahr, in der Ivaine schwebt und wandelt sich vom Entführer zum Beschützer.
Neil Gaimans Stardust erschien 1997 und zählt zu den bekanntesten Fantasyromanen überhaupt. Und da sich das Genre momentan großer Beliebtheit erfreut, ließ die Verfilmung nicht lange auf sich warten. Der Brite Matthew Vaughn ist noch neu auf dem Regiestuhl, Der Sternwanderer ist nach Layer Cake sein zweiter Film. Umso mehr überrascht Vaughns sichere Hand bei der Umsetzung des Romans, denn tatsächlich gibt es an dem Film kaum etwas auszusetzen. Der Sternwanderer ist mehr als gelungen: Ein sauber durchstrukturierter Spannungsbogen, kaum unnütze Handlungsstränge, intelligentes Drehbuch und hochkarätige Besetzung. Das ist Popcornkino in Perfektion. Weder soll die Kinogeschichte neu geschrieben werden, noch irgendwelche tieferen Wahrheiten transportiert werden. Wie die meisten Filme des Genres setzt Der Sternwanderer auf lieber knallbunte Bilder, schillernde Charaktere, aufwendige Kostüme und gelungen animierte Zauberei. Auffallend viele große Schauspieler geben sich in Sternwanderer in Nebenrollen die Ehre, während die Hauptrolle des Tristran mit dem eher neuen Gesicht von Charlie Cox versehen wurde.
Dieser Film soll hauptsächlich Spaß machen und versucht gar nicht erst, mehr zu sein. Für sichere Lacher sorgen beispielsweise die sieben Söhne des Königs von Stormhold, die die schönen Namen Primus, Sekundus, Tertius, Quartus, Quintus, Sextus und Septimus tragen und sich im Kampf um die Krone von Stromholt gegenseitig meucheln. Zu Beginn des Films leben nur noch vier, die bereits ermorderten hängen allerdings noch als Geister in der Welt der Lebenden ab. Immer, wenn ein weiterer beseitigt worden ist, gesellt sich sein Geist zu den toten Brüdern. Die mordlustige Königsfamilie hat die Lacher klar auf ihrer Seite, etwa wenn der sterbende König Peter O’Tooles seine Söhne vom Totenbett aus anfaucht, warum zum Teufel immernoch vier von ihnen übrig wären, während er selbst seine zwölf Brüder schon lange vor dem Tod des Vater umgebracht hatte.
Der klare Höhepunkt des Films allerdings ist die von Robert de Niro mit sichtlichem Vergnügen gespielte Rolle des Himmelspiraten Captain Shakespeare, hinter dessen grausamem Ruf sich allerdings ein kultiviertes Seelchen mit einer Vorliebe für prächtige Roben versteckt hält.
Der Sternwanderer hält sich auffallend an seine Romanvorlage, was auch naheliegt, da der Autor selbst als Produzent am Film mitwirkte. Nur gegen Ende wird das leicht bittersüße Ende des Romans „entbittert“ und in ein dem Genre entsprechendes zuckersüßes Happy End umgewandelt. Macht aber nichts.
Wie bereits angemerkt, gibt an diesem Film kaum etwas auszusetzen. Ein wenig irritiert der deutsche Filmtitel, bei dem allerdings, um hier fair zu bleibem, einfach der deutsche Buchtitel übernommen wurde. Der englische Originaltitel Stardust („Sternenstaub“) trifft den Kern der Sache doch ein wenig besser.
Fazit: Rundum perfekt inszenierte Fantasy. 9 von 10 Punkten.
Sarah Böhlau, 08. November 2007. Bilder: Universal.
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