Deutschland – Ein Sommermärchen

Obwohl Deutschland nur Dritter bei der Fußball-WM diesen Sommer im eigenen Land wurde, so begeisterte der „Weltmeister der Herzen“ mit leidenschaftlichem Offensivspiel die ganze Bundesrepublik. Regisseur Sönke Wortmann hat die Nationalmannschaft über den ganzen Zeitraum gefilmt. Das Ergebnis ist nun in den Kinos zu sehen. Marius Joa hat sich den WM-Film angesehen.

Sport-Dokumentation Deutschland 2006. Regie: Sönke Wortmann. 110 Minuten. FSK ohne Altersbeschränkung.

Etwa drei Monate sind nun seit der begeisternd umjubelten Fußball-WM 2006 in Deutschland vergangen. Bereits vor den Jahresrückblicken im Fernsehen bietet “Deutschland. Ein Sommermärchen” die Gelegenheit, die Ereignisse um die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft Revue passieren zu lassen. Eine Zeit, an die sicherlich jeder, der sich von der guten Stimmung des Turniers mitreißen ließ, gerne erinnert.

Sönke Wortmann (“Der bewegte Mann”, “Das Wunder von Bern“), früher selbst Fußballspieler, begleitete Mannschaft und Stab des DFB mehrere Wochen lang durch die Vorbereitung sowie das WM-Turnier mit der Kamera. Mit Genehmigung des DFB und der FIFA entstand dieser WM-Film, der einmalige Einblicke in das Alltagsleben der deutschen Profi-Fußballer gewährt. Der Erlös kommt den SOS-Kinderdörfern zugute.

Die Handlung nimmt bereits am Anfang kurz das bittere Ausscheiden im Halbfinale gegen Italien vorweg, wird dann aber chronologisch fortgeführt, vom Regenerationstrainingslager auf Sardinien bis zu den Feierlichkeiten am Brandenburger Tor. Erstmals wird den Zuschauern ein Einblick in die Stimmung der Mannschaft in der Kabine vor jedem Spiel gewährt, wie Motivator Jürgen Klinsmann sein Team „heißmacht“ und auf den Gegner einschwört, wie in sich gekehrt und konzentriert die Spieler sind. Dazu gibt es zwischendurch immer wieder Interviews mit den Trainern Jürgen Klinsmann (teilweise als Nachbetrachtung vom August 2006) und Joachim Löw, Manager Oliver Bierhoff und einigen Spielern wie Phillip Lahm, David Odonkor, Oliver Kahn, Jens Lehmann oder den beiden Spaßvögeln Bastian „Schweini“ Schweinsteiger und Lukas „Poldi“ Podolski, die durch ihre kleinen Albernheiten immer wieder für Lacher sorgen.

Spaßvögel: Poldi und Schweini.

Auf jeden Fall zeigt die Dokumentation, dass das Unternehmen WM 2006 von allen Beteiligten (Spielern, Trainern usw.) mehr als ernst genommen wurde und man sich wirklich mit aller Macht auf das Turnier und seine einzelnen Spiele vorbereitet hat. Das Ergebnis: mitreißender Offensiv-Fußball und eine Begeisterung, wie sie Deutschland noch nie zuvor gesehen hatte, im Einklang mit einer mehr als gesunden Portion „Event-Patriotismus“.

Leider hat “Deutschland: Ein Sommermärchen” eine große Schwäche. Und die heißt Xavier Naidoo. Die „Musik“ des Mannheimer Jammerhannes passt überhaupt nicht in die Stimmung der WM und nervt einfach aufgrund ihrer pseudo-spirituell-philosophischer Texte und ihres Einschlaf-Tempos. Da darf man sich generell nicht wundern, wenn die Stimmung im Lande (Ausnahme: WM) schlecht ist. So ist z.B. die Depri-Hymne „Dieser Weg“ so ermutigend wie eine Krebsdiagnose beim Arzt. Besonders bitter, dass man dieses Gejammer dann in der WM-Version auch noch im Abspann zu hören bekommt.

Fazit: Ein sehr gelungener Film, der seltene Einblicke gewährt und den Zuschauer in den schönen Erinnerungen der Fußball-WM schwelgen lässt. 8/10.


Motivator Klinsmann.

Feiern mit David Odonkor.
Marius Joa, 11. Oktober 2006. Bilder: Kinowelt/WDR.


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