Die Aufschneider

Schwierige Zeiten kommen auf uns Bürger zu, auch im Gesundheitswesen. Gerade in dieser Zeit bringt Drehbuchautor und Regisseur Carsten Strauch einen Film ins Kino, der die Schließung eines Krankenhauses zum Thema hat. Ob ihm dabei mehr als platter Witz gelingt, schreibt Johannes Michel.

Die Aufschneider
Komödie, Deutschland 2006. FSK: Ohne Altersbeschränkung. 93 Minuten.
Mit: Carsten Strauch, Rainer Ewerrien, Cosma Shiva Hagen, Nina Kronjäger, Christoph Maria Herbst, Stipe Erceg, Josef Ostendorf, Bernd Stegemann u.a. Regie: Carsten Strauch

Merke: Der Verzehr von Innereien ist out

Die öffentlichen Kassen sind knapp – und das bekommt auch das Gesundheitswesen zu spüren. Dumm nur, dass St. Georg und die Eichwald-Klinik direkt nebeneinander liegen. Eine der beiden muss geschlossen werden, diese Entscheidung bekommen die Klinikleiter Prof. Keller (Burghart Klaußner) und Prof. Radwanski (Christoph Maria Herbst) nur eine Woche vor der endgültigen Schließung mitgeteilt. Klar, dass zwischen den Krankenhäusern ein regelrechter Krieg ums Überleben ausbricht. Der Vorteil liegt klar bei St. Georg, das deutlich besser ausgestattet ist und mit neuesten Methoden operiert. Das weiß auch Prof. Keller und engagiert daraufhin einen Animateur, der Schwung in die verstaubte Klinik bringen soll.

Party im Krankenhaus? Prof. Keller und Animateur Werner (Josef Orstendorf).

Soweit die Story von „Die Aufschneider“, der im triesten, aber viel zu warmen Winter für Abwechslung auf deutschen Kinoleinwänden sorgen soll.

Für Witz und gute Unterhaltung sorgen aber vielmehr die kleinen Nebenhandlungen im Film rund um die Chefärzte Dr. Steffen Wesemann (Carsten Strauch) und Dr. Klaus Kunze (Rainer Ewerrien) von der Eichwald-Klinik. Zweiterer, ein Frauentyp – zumindest aus eigener Sicht – wirkt zwar souveräner im Job als Kollege Steffen, sorgt aber immerwährend dafür, dass sein Kollege in dumme oder scheinbar ausweglose Situationen getrieben wird. Da verstaut er eine Spenderleber in der Kühlbox seines Cabrios, die Steffen dann zu einem schmackhaften Abendessen bereitet. Schmackhaft, zumindest so lange, bis Klaus ihn informiert, was er da gerade gegessen hat. Oder: Aufgrund einiger Anspielungen wird Steffen urplötzlich von seinen Kollegen für schwul gehalten, bekommt davon aber gar nichts mit. Nur verhalten sich einige von jetzt auf da äußerst komisch ihm gegenüber.

Die wirkliche Story um die beiden sich bekämpfenden Krankenhäuser steht zwar im Vordergrund, sorgt aber bei weitem nicht für so viele Lacher wie die Irrwege der beiden Ärzte. Christoph Maria Herbst, dessen Spiel stark an seine Erfolgsrolle „Stromberg“ erinnert, bekommt leider nur einen Kurzauftritt – mehr als zehn Minuten ist er nicht auf der Leinwand zu sehen. Das Schauspielerteam zeigt insgesamt dennoch keine Schwächen, insbesondere Carsten Strauch und Rainer Ewerrien gehen in ihren Arztrollen richtig auf. Ohne Strauch wäre der Film nur halb so lustig.

Genau hier liegt die Schwäche von „Die Aufschneider“. Es fehlt eindeutig eine ordentliche Portion Witz. Zwar hat der Film die Lacher des Publikums zeitweise auf seiner Seite, richtig Ablachen wird aber keiner. Für eine Komödie ist der Film also deutlich zu unlustig. Vielleicht war es doch etwas zuviel, dass Carsten Strauch aus seinem für den Oscar nominierten Kurzfilm „Das Taschenorgan“ gleich einen vollwertigen Spielfilm machen wollte.

Fazit: Nur minder lustige Komödie, die für eine Satire allerdings nicht weit genug gegen das Gesundheitswesen rebelliert. 4 von 10 Punkten.


Carsten Strauch unterhält blendend als Chefarzt Dr. Steffen Wesemann.

Klinik unter Palmen? Eine Idee des Urlaubs-Animateurs Werner.
Johannes Michel, 11. Februar 2007. Bilder: 3L.


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