Sommer, Sonne, Urlaubszeit. Aber wer garantiert schon, dass immer gutes Wetter ist? Da bleibt als Alternative für den verregneten Feriennachmittag der Kinobesuch. Marius Joa hat sich bei dieser Gelegenheit die zweite Verfilmung der Chroniken von Narnia angesehen.
Die Chroniken von Narnia – Prinz Kaspian von Narnia (The Chronicles Of Narnia: Prince Caspian)
Fantasyfilm UK/USA/Neuseeland/Tschechien 2008. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 144 Minuten. Deutscher Kinostart: 31. Juli 2008.
Mit: Ben Barnes, Georgie Henley, Skandar Keynes, William Moseley, Anna Popplewell, Sergio Castellito, Peter Dinklage, Warwick Davis, Vincent Grass, Pierfrancesco Favino, Damián Alcázar und mit den Originalstimmen von: Liam Neeson, Ken Stott, Eddie Izzard, Sim-Evan Jones u.a. Regie: Andrew Adamson. Drehbuch: Andrew Adamson, Christopher Markus & Stephen McFeely. Nach dem Buch von C. S. Lewis.
Zurück in Narnia – Tödliche Niedlichkeit
Auch bei der Adaption des zweiten Romans von C. S. Lewis’ Die Chroniken von Narnia, Prinz Kaspian von Narnia führte der Neuseeländer Andrew Adamson (Shrek) Regie, nachdem er diese Aufgabe bereits beim Vorgänger Der König von Narnia (2005) ausgeführt hat. In den zweieinhalb Jahren zwischen den beiden Filmen haben sich nicht nur die Darsteller der vier Pevensie-Geschwister verändert.
Ein Jahr nachdem sie im zauberhaften Land Narnia ihr erstes Abenteuer erlebt haben, befinden sich die vier Pevensie-Geschwister Peter (William Moseley), Susan (Anna Popplewell), Edmund (Skandar Keynes) und Lucy (Georgie Henley) auf dem Weg zurück zur Schule. Doch plötzlich löst sich der Bahnsteig auf und die Geschwister sind zurück in Narnia. Der scheinbar unbekannte Ort entpuppt sich als Ruine von Cair Paravel, dem alten Königspalast während der Herrschaftszeit der Kinder. Denn seit die Pevensies Narnia verlassen haben sind 1300 Jahre vergangen. Das Volk der Telmarer hat Narnia erobert und die magischen Wesen (Zwerge, sprechende Tiere und diverse Fabelwesen) anscheinend ausgerottet.
Rechtmäßiger Thronerbe der Telmarer ist der junge Kaspian (Ben Barnes). Doch dessen Onkel Miraz (Sergio Castellito) hat seinen Bruder, den König, ermordet, und schielt auf den Thron. Mit der Hilfe des Lehrmeisters Dr. Cornelius (Vincent Grass) flieht Kaspian vor seinem Onkel in die Wälder. Dort trifft er auf die beiden Zwerge Nikabrik (Warwick Davis) und Trumpkin (Peter Dinklage). Mit einem geheimnisvollen alten Horn ruft Kaspian mehr oder weniger zufällig die Pevensies nach Narnia. Die fünf Menschenkinder nehmen gemeinsam mit den magischen Bewohnern den schweren Kampf gegen die telmarische Armee auf.
Eigentlich war es geplant, den zweiten Teil der Fantasy-Kinderbuchreihe bereits Ende 2007 in die Kinos zu bringen, doch sowohl die Suche nach geeigneten Drehorten als auch die Tatsache, dass man den jungen Darstellern mehr Zeit für ihre Schulausbildung geben wollte, führten zu einer Verschiebung. Während der Film in den USA bereits Mitte Mai startete, erhielt er durch die Fußball-EM einen späten Starttermin in Deutschland.
Teil 1 musste nach Erscheinung viel Kritik gefallen lassen. Hauptkritikpunkt war die angeblich mit Holzhammer verbreitete christliche Komponente. Jedem Zuschauer, dem Der König von Narnia zu religiös „überfrachtet“ war, sei gesagt, dass sich die Fortsetzung hierbei sehr zurückhält. Wie bei Harry Potter wächst das Zielpublikum mit den Charakteren. Und so präsentiert sich Prinz Kaspian von Narnia als gereifte, weiterentwickelte Fantasy-Adaption, die in vielerlei Hinsicht nur bedingt für jüngere Zuschauer geeignet ist.
Sah man in Der König von Narnia schon einige weniger zimperliche Kampfszenen, so legten die Macher beim zweiten Teil eine Schippe drauf. So gibt es in Prinz Kaspian von Narnia teilweise recht brutal zu, vor allem wenn man bedenkt, dass die Vorlage ein Kinderbuch ist. Auch wenn die Altersfreigabe ab 12 Jahren es den Sechs- bis Elfjährigen erlaubt, den Film mit ihren Eltern zu sehen, so sollte man als Erziehungsberechtiger aus o. g. Grund davon absehen, Kinder im frühen Grundschulalter mitzunehmen. Denn auch bezüglich der Story ist der Film eher für ältere Kinder gedacht.
Regisseur Andrew Adamson und sein Autoren-Team haben die einfach gestrickte Buchvorlage um einige Aspekte erweitert. Da gibt es eine Rivalität zwischen Kaspian und Peter. Romantische Gefühle werden mehrfach angedeutet. Um dem Charakter Miraz ein bisschen Hintergrund zu geben, beginnt der Film nicht in der realen Welt, sondern am Hofe des Tyrannen. Daneben tragen noch andere, kleine Ergänzungen zu einer abgerundeten Geschichte bei. Diese Erweiterungen und Änderungen werden nicht bei jedem Narnia-Fan auf große Gegenliebe stoßen. Vor allem die Szene, in der die Weiße Hexe (die eigentlich im ersten Teil starb) beschwört wird, wirkt unnötig. Warum die Telmarer wie Spanier dargestellt werden und (inklusive Kaspian) einen entsprechenden Akzent haben, darüber kann man sicherlich auch geteilter Meinung sein.
Schauspielerisch steht der zweite Teil dem ersten in Nichts nach. Sowohl die Darsteller der vier Pevensie-Geschwister als auch Ben Barnes als Titelfigur können überzeugen. Wie gereift das junge Ensemble ist, merkt man vor allem an Georgie Henley. Ansonsten geben sich die kleinwüchsigen Darsteller Peter Dinklage (Station Agent) und Warwick Davis (Willow) als grundverschiedene Zwerge Trumpkin und Nikabrik die Ehre. Die Telmarer werden von spanischen und italienischen Darstellern verkörpert.
Nicht nur die jungen Schauspieler und deren Charaktere sind gereift, sondern auch die technische Seite. Die Effekte wirken absolut fehlerlos. Bestes Beispiel: die computeranimierten Tiere um den tödlich-niedlichen Mäuserich Reepicheep. Die Kostüme und Rüstungen sind nicht mehr durch die Bank kunterbunt. Und bei manchen magischen Wesen entdeckt man nun auch weibliche und kindliche Exemplare. Insgesamt wirkt alles ausgereifter.
Im Sommer 2010 soll die Verfilmung des dritten Narnia-Buches Die Reise auf der Morgenröte folgen. Regie wird diesmal Michael Apted (James Bond – Die Welt ist nicht genug, Rom) führen. Auch wenn Teil zwei bisher nicht ganz den finanziellen Erwartungen gerecht werden konnte, so dürfte einer Adaption der kompletten siebenbändigen Buchreihe nur wenig im Wege stehen.
Fazit: Packende, gereifte Fantasy-Unterhaltung für ältere Kinder, aber auch für Erwachsene. Trotz einiger Änderungen eine gelungene Adaption des Kinderbuches. 8 von 10 Punkten.
In den Ruinen.
Reepicheep findet sich gar nicht „süß“.
Der böse Miraz.
Gemeinsam gegen die Telmarer.
Marius Joa, 16. August 2008. Bilder: Walt Disney/Walden Media.
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