Die drei Musketiere 3D

Schon x-mal verfilmt und doch werden die tapferen Musketiere immer wieder auf die Leinwand gebracht. Die neueste „Adaption“, eine internationale Produktion unter Regie von Paul W. S. Anderson, wurde in Würzburg, Bamberg sowie in den Babelsberg Studios gedreht.

 

Die drei Musketiere 3D (The Three Musketeers)
Action-Abenteuer Deutschland/Frankreich/UK/USA 2011. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 110 Minuten. Kinostart: 1. September 2011.
Mit: Logan Lerman, Matthew Macfadyen, Ray Stevenson, Luke Evans, Milla Jovovich, Christoph Waltz, Juno Temple, Orlando Bloom, Mads Mikkelsen, James Corden, Freddie Fox, Gabrielle Wilde u.v.a. Regie: Paul W. S. Anderson. Frei nach Alexandre Dumas d. Ä.

 


Von Selbstschussanlagen und Luftschiffen

Frankreich, 17. Jahrhundert. Von seinem Dorf in der Gascogne bricht der junge Heißsporn D’Artagnan nach Paris auf, um sich seinen Traum zu erfüllen: ein Musketier zu werden. Doch die alten Recken des Königs haben ihre Bedeutung verloren, und fristen ein tristes Dasein mit mickrigen Hilfsjobs. Als sich D’Artagnan mit Rochefort (Mads Mikkelsen), dem Hauptmann der Kardinalsgarde anlegt, stehen ihm die drei Musketiere Athos (Matthew Macfadyen), Porthos (Ray Stevenson) und Aramis (Luke Evans) im Kampf bei. Ihre kleine Schlacht erregt die Aufmerksamkeit von König Louis XIII (Freddie Fox) und Königin Anne (Juno Temple). Sehr zum Missfallen von Kardinal Richelieu (Christoph Waltz), der die Staatsgeschäfte ausführt, weil sich der Monarch lieber anderweitig beschäftigt. Gemeinsam mit der trickreichen Spionin Milady De Winter (Milla Jovovich) und dem machtgierigen Herzog von Buckingham (Orlando Bloom) plant Richelieu die beiden Großmächte Frankreich und England in einen Krieg zu stürzen. Wenn das nicht ein Fall für die Musketiere ist…

 D’Artagnan und die drei Musketiere

Bernd Eichinger war der Übervater der deutschen Filmproduzenten, bevor er am 24. Januar 2011 überraschend mit gerade einmal 61 Jahren an einem Herzinfarkt starb. Mit seinem Studio Constantin Film produzierte Eichinger sowohl anspruchsvolle Filme als auch Blockbuster wie z.B. Fantastic Four  oder die Resident Evil-Reihe. Ob er sich über Die drei Musketiere 3D gefreut hätte, ist doch eher fraglich. Denn die neueste Verfilmung des Roman-Klassikers von Alexandre Dumas dem Älteren ist zwar nicht wie nach den Trailern befürchtet ein völlig misslungenes Trash-Desaster, aber doch ein hohler Blockbuster nach Schema F, bei dem fast das gesamte Potenzial ungenutzt liegen bleibt.

Gedreht wurde der Film nicht etwa in Paris, sondern im Freistaat Bayern sowie in den Babelsberg Studios zu Potsdam. Und die Schauplätze sind im Grunde auch der einzig wirkliche Pluspunkt der ganzen Angelegenheit. Vor allem die Residenz in Würzburg liefert beeindruckende Aufnahmen. Außerdem sind Bamberg, Burghausen, Schloss Herrenchiemsee, wenn auch in tricktechnisch veränderter Form, zu sehen. Da fragt man sich, warum Hollywood diese historischen Orte bisher nicht fürs Kino entdeckt hat.

Ansonsten ist hier nicht viel zu holen. Inhaltlich wird ein seelenloses Programm abgespult und die vorhandenen Möglichkeiten, die ganze Story halbwegs spannend zu gestalten, vertan. Anstatt den Intrigenplot in der zweiten Hälfte des Films konsequent weiter zu führen, verliert man sich in höchst unrealistischen Luftschlachten. Vermutlich hielten sich die Drehbuchautoren Andrew Davies (Bridget Jones) und Alex Litvak (Predators) für besonders kreativ, als sie die Idee hatten, Luftschiffe nach Plänen von Leonardo DaVinci (!) in die Story einzubauen. Extrem deplatziert wirkt auch der Ninja-Taucheranzug.

Regisseur Paul W. S. Anderson (Resident Evil) gelingt es, seine namhaften und weitgehend talentierten Schauspieler wenig zu fordern. Das liegt an einerseits an den faden Charakteren und andererseits setzt Anderson lieber auf Action, anstatt sich mit Figurenentwicklung herum zu plagen. Oscar-Preisträger Christoph Waltz (Inglourious Basterds) wirkt als Kardinal Richelieu recht gelangweilt und durch seinen roten „Brautschleier“ eher unfreiwillig komisch. Logan Lerman (Percy Jackson) fällt als D’Artagnan vor allem durch seine dämliche Frisur und die flapsigen Dialoge auf, die teilweise wie eine Anbiederung an aktuelle Jugendsprache wirken. Die drei Musketiere werden als handelsübliche Stereotypen inszeniert, der Denker und vom Leben gekennzeichnete Athos, der Schläger und Säufer Porthos und der gläubige Aramis. Mads Mikkelsen erkennt man unter Hut und Augenklappe des allzu finsteren, aber blassen Rochefort kaum wieder. Nachdem er unzählige Helden ohne erkennbare Entwicklung gespielt hat, betritt Orlando Bloom (Herr der Ringe) hier Neuland und gibt den schmierigen Herzog von Buckingham, der mit seiner ausgefallen Haarpracht und Gewandung selbst Modetucke König Louis alt aussehen lässt. Man mag es kaum glauben, aber Milla Jovovich ist als gelegentlich herumfliegend kämpfende, hinterhältige Milady, die öfter mal die Seiten wechselt, noch eine der interessanteren Personen des Machwerks. In Ansätzen setzt sie hier unter der Regie ihres Ehemannes ihre Rollen als Schwert schwingende Amazone aus Resident Evil und Ultraviolet fort. Einen Kurzauftritt absolviert Til Schweiger.

Das Problem von Die drei Musketiere 3D ist nicht nur, dass einem die Figuren egal sind und die Darsteller auf Autopilot laufen. Die ohnehin schon flache Story ist in weiten Teilen auch noch extrem abgedroschen. Die Luftschiff-Szenen sind ein dreister Abklatsch von Fluch der Karibik, viele Scherzchen und Situationen hat man schon besser in anderen Filmen gesehen. Und manche Szenen sind einfach völlig hirnlos und unrealistisch, etwa wenn Milady De Winter zur Überwindung einer Selbstschussanlage (!) elegant am Boden entlang rutscht.

Das schlimme an dieser deutsch-französisch-britisch-amerikanischen Produktion ist nicht, dass sie insgesamt platt und einfallslos daherkommt, sondern dass sie von Bund und Land über 10 Millionen Euro Filmförderung erhalten hat. Geld, das man stattdessen für viele kleine Filme hätte verwenden können. Und den Vogel hat nicht zum ersten Mal die Filmbewertungsstelle Wiesbaden abgeschossen, die doch glatt das Prädikat „besonders wertvoll“ verliehen hat. Da fällt einem nichts mehr ein. Doch, eins noch: das Ende von Die drei Musketiere 3D schreit förmlich nach einer Fortsetzung. Wen wundert das noch?

Fazit: Seelenloser Neuaufguss, der bis auf wirkungsvolle Schauplätze und echtes 3D kaum etwas zu bieten hat. Prädikat: besonders belanglos. 3 von 10 Punkten.

 

Kardinal Richelieu und Milady De Winter schmieden einen bösen Plan

 

Orlando Bloom als böser Herzog

 

 

Marius Joa, 2. September 2011. Bilder: Constantin Film.

 

 

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Kommentare

3 Antworten zu „Die drei Musketiere 3D“

  1. Avatar von Johannes Michel
    Johannes Michel

    Ich kann insgesamt nur zustimmen: Tolle Kulissen – aber das wars dann auch schon…
    Mehr „Meinung“ von mir: http://blog.vieraugen.com/film-und-kino/die-drei-musketiere-vorahnung-das-wird-nix/

  2. Avatar von BOCHUMWAT
    BOCHUMWAT

    Ich wisst garnicht was ihr da schreibt O.o !
    Denckt doch mall nach der Film ist ab 12 =D Und diese zuschauerklase gefealt der Film ^^ .. mein Sohn fand ihn sehr Amüsand !!! Ich Empfehle ihn weiter , heutzutage muss einfach mehr in den Filmen gezeigt werden, statt so einer öden palabel von wegen der Alten Musketier Teilen ;bla bla bla; ! Das sehen die Filmemacher genau richgtig ^^ ! MACHT WEITERSO … FREU MICH AUF DEN 2 TEIL =)ps: ES IST 2011 NICHT 1980 UND NEUE IDEAN WIE FLUGSCHIFFE MUESSEN HER ^^ …. BB

  3. Avatar von Marius Joa
    Marius Joa

    @Bochumwat
    Habe deine Meinung in dem wirren Geschreibsel gefunden. Ich finde zu viele Kinofilme heutzutage laufen einfach nur noch nach Schema „bumm und dumm“. Und die Altersfreigabe „ab 12“ bedeutet nicht, dass jeder Film mit dieser FSK-Freigabe speziell für diese Altersgruppe gemacht wurde.

    Ach ja und danke, wir machen weiter so!

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