Der vor einhundert Jahren verstorbene Franz Kafka (1883-1924) wurde nach seinem Tod zum meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller weltweit. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Michael Kumpfmüllerbehandeln Georg Maas und Judith Kaufmann in ihrem Film Die Herrlichkeit des Lebens die letzten Wochen im Leben Kafkas, vor allem seine Beziehung zu Dora Diamant.
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Die Herrlichkeit des Lebens
Drama Deutschland, Österreich 2024. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 99 Minuten. Kinostart. 14. März 2024.
Mit: Henriette Confurius, Sabin Timbrea, Manuel Rubey, Daniela Golpashin, Michaela Caspar, Klaus Huhle u.a. Nach dem Roman von Michael Kumpfmüller. Drehbuch: Georg Maas und Michael Gutmann. Regie: Gerorg Maas und Judith Kaufmann.
Kafkas letzte Liebe
Im Sommer 1923 lernt der 40jährige pensionierte Versicherungsjurist und Schriftsteller Franz Kafka (Sabin Timbrea) beim Urlaub im Ostseebad Graal-Müritz die 25jährige Dora Diamant (Henriette Confurius) kennen. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und verbringen immer wieder Zeit miteinander. Kurz vor seiner Abreise gesteht Franz Dora, dass er unheilbar an Lungentuberkulose erkrankt ist und nicht mehr lange zu leben hat. Dennoch finden die beiden zusammen und beziehen gemeinsam eine kleine Wohnung in Berlin während Dora weiterhin ihrer Arbeit in einem jüdischen Kinderheim nachgeht. Franz‘ bester Freund Max Brod überredet ihn, mit seinen Erzählungen an Verlage heranzutreten. Doch Kafkas sich immer wieder verschlechternder Gesundheitszustand und der Konflikt mit seinem herrischen Vater drohen das junge Glück mit Dora negativ zu beeinträchtigen. Doch Dora steht Franz bei…
Franz Kafka (3. Juli 1883 – 3. Juni 1924) avancierte erst nach seinem frühen Tod zu einem der wichtigsten deutschsprachigen Vertreter der Weltliteratur. Romanfragmente wie Der Process und Das Schloss sowie zahlreiche Erzählungen wie Die Verwandlunggehören zu prägenden Werken des 20. Jahrhunderts. Kafka entstammte einer deutschsprachigen, böhmisch-jüdischen Familie aus Prag. Autor Michael Kumpfmüller nahm das letzte Lebensjahr Kafkas als Aufhänger für seinen Roman Die Herrlichkeit des Lebens. Gemeinsam mit Kamerafrau Judith Kaufmann (u.a. Das Lehrerzimmer) stemmte Georg Maas (Zwei Leben) die Adaption des Buches.
Eins gleich vornweg: Die Herrlichkeit des Lebens ist kein annähernd ganzheitliches Biopic über Franz Kafka. Aber eben auch keine kitschige Love Story à la „Herzkino“-Schmonzetten oder Schnulzen nach Rosamunde Pilcher. Kafkas schriftstellerische Arbeit ist im Film präsent, steht aber nicht im Mittelpunkt der Handlung. Stattdessen geht es hier primär um die Beziehung zu Dora Diamant, welche Franz in seinen letzten Monaten begleitete. Inszeniert wird diese „Liebesgeschichte“ in aufgeregter, einfacher Weise, mit dezenten, aber malerischen Bildern von Kaufmann sowie einer klassisch-elegischen Filmmusik von Paul Eisenach (O Beautiful Night) und Jonas Hofer (Der verlorene Zug). Die Auswirkungen von Kafkas sich dramatisch verschlechterenden Gesundheitszustandes werden zwar mit einer gewissen Konsequenz aber sehr dezent dargestellt. Trotz des unvermeidlichen, traurigen Endes der Geschichte gibt es die vereinzelt auch amüsante Szenen.
Maßgeblich für das Funktionieren des Films verantwortlich sind zudem das Hauptdarsteller*innen-Duo Henriette Confurius (Narziss und Goldmund, Tribes of Europa) und Sabin Tambrea (Hey Bunny, Narziss und Goldmund). Tambrea sieht dem realen Kafka nicht unbedingt ähnlich, überzeugt aber in der Rolle des dünnen und feinfühligen Schriftstellers. Henriette Confurius spielt Dora Diamant als tatkräftige und gleichzeitig glamouröse junge Frau. Kurz nach dem Kinostart von Die Herrlichkeit des Lebens wurde am 26. und 27. März 2024 die Miniserie Kafka in der ARD ausgestrahlt, welche sich dem Schriftsteller mit einem ganzheitlichen Ansatz widmet und mittlerweile über die Mediathek abrufbar ist.
Fazit: Georg Maas und Judith Kaufmann inszenieren Franz Kafkas letzte Lebensphase als bodenständig-bewegendes Drama. 8 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 7. April 2024. Bilder: Majestic-Filmverleih.
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