Comicverfilmung USA/Großbritannien/Tschechien/Deutschland 2003. Regie: Stephen Norrington. Musik: Trevor Jones. 110 Minuten. FSK ab 12.
Darsteller: Sean Connery, Shane West, Peta Wilson, Naseruddin Shah, Stuart Townsend, Tony Curran, Jason Flemyng, u.v.a.
Anno 1899: Die Welt steht vor einem Weltkrieg, da die einzelnen Nationen untereinander um die Wette rüsten. Diese Situation macht sich der größenwahnsinnige Bösewicht „Phantom“ zunutze, um seine hochmodernen Waffen wie Maschinenpistolen und Panzer zu verkaufen. Die Regierung ihrer Majestät beauftragt Abenteurer Allan Quatermain (aus dem Buch von H. Rider Haggard), eine Liga von außergewöhnlichen Gentlemen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten anzuführen. Und – oh Wunder – dieser Liga gehören noch andere berühmte literarische Figuren an: die Vampirin Mina Harker (aus Bram Stokers „Dracula“), Captain Nemo (aus Jules Vernes „20 000 Meilen unter dem Meer“), der unsterbliche Dorian Gray (aus Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“), der unsichtbare Rodney Skinner (aus H. G. Wells’ „Der Unsichtbare“), der Wissenschaftler Dr. Jekyll und sein Alter Ego Mr. Hyde (aus R. L. Stevensons „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“) sowie der Agent Tom Sawyer (aus Mark Twains „Die Abenteuer von Tom Sawyer“). Gemeinsam muss der bunt zusammen gewürfelte Haufen verhindern, dass das Phantom eine wichtige internationale Konferenz in Venedig in die Luft jagt. In Nemos gigantischem U-Boot Nautilus machen sich die Sieben auf den Weg…
Ein Team aus weltbekannten Romanfiguren? Die Idee ist interessant, doch haben sie sich die Filmemacher um „Blade“-Regisseur Stephen Norrington nicht selbst ausgedacht. „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ basiert auf Comics von Alan Moore und Kevin O’Neill. Um dem amerikanischen Kinopublikum eine Identifikationsfigur zu bieten, wurde Tom Sawyer eingebaut. Gebracht hat es aber im Prinzip nichts, denn der Film war in den USA nicht besonders erfolgreich. Etwas verwunderlich, denn es gab schon weit schlechtere Comicverfilmungen, die wesentlich mehr einspielten. Natürlich gibt es auch hier wieder neben historischen Fehlern über die technischen Errungenschaften des Jahres 1899, die klassischen Logikfehler. Wie kann die gewaltige Nautilus sowohl in den Londoner Hafen als auch in die Kanäle von Venedig passen? Wie kann Vampirin Mina Harker die Sonne aushalten? Außerdem schlägt die Story einige Kapriolen und der Bösewicht ist wie gewohnt überzeichnet. Die Charaktere haben nicht mehr viel mit ihren literarischen Vorbildern gemein, z.B. führen Dr. Jekyll und Mr. Hyde eine Zwei-Seelen-in-einer-Brust-Beziehung, die schon fast harmonisch wirkt. Der verwandelte Mr. Hyde sieht aus wie eine lachhafte Mischung aus Hulk und Höhlentroll. Es gibt also mehrere Gründe, sich dieses Potpourri der Weltliteratur nicht anzusehen. Wer’s trotzdem tut und keinen großen Tiefgang erwartet, der wird durch die rasant geschnittenen Kampfszenen, die gewaltige Portion Action, gute Spezialeffekte und die teils zündenden Dialoge mit Anspielungen auf die einzelnen Romane ganz passabel unterhalten. Sean Connery und Stuart Townsend bewegen sich sogar knapp über dem Schauspielerniveau solcher Streifen.
Fazit: Rasantes Popcornkino mit viel Action, das zu unterhalten vermag. 6/10.
Marius Joa, 06.10.2003
Schreibe einen Kommentar