Kennt heutzutage eigentlich noch jemand die Muppets? Eigentlich nicht, sollte man meinen. Und doch läuft seit kurzer Zeit ein neuer Kinofilm mit den lustigen Puppen von Jim Henson auch in Deutschland.
Die Muppets (The Muppets)
Puppentrick/Musical/Komödie USA 2011. FSK: ohne Altersbeschränkung. 103 Minuten. Kinostart: 19. Januar 2012.
Mit: Jason Segel, Amy Adams, Chris Cooper, Rashida Jones, den Muppets u.v.a. Regie: James Bobin. Drehbuch: Jason Segel und Nicholas Stoller. Nach Charakteren von Jim Henson.
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Selbstironisch und altbacken
In der amerikanischen Kleinstadt Smalltown leben Walter und Gary (Jason Segel). Obwohl ersterer eine Puppe und letzterer ein Mensch ist, sind die beiden Brüder unzertrennlich. Schon von klein auf wurde Walter einer der größten Fans der Muppets und verpasste kaum eine Folge ihrer Show. Nun sind die Brüder erwachsen und Gary ist nun schon seit zehn Jahren mit Mary (Amy Adams) zusammen, die nicht immer Verständnis für das innige Verhältnis der Geschwister hat. Gemeinsam unternehmen die drei eine Fahrt nach Los Angeles, um die legendären Muppet Studios zu sehen. Dort angekommen müssen Walter, Gary und Mary enttäuscht feststellen, dass die Studios ziemlich heruntergekommen sind und sich kaum jemand für sie interessiert. Als ob das nicht schlimm genug wäre, hat der fiese Geschäftsmann Tex Richman (Chris Cooper) die Heimat der berühmten Puppen gekauft, um auf dem Grundstück nach Öl zu bohren. Das Trio erkennt, dass es nur eine Chance hat, den Abriss der Muppet Studios zu verhindern. Gemeinsam mit Kermit dem Frosch wollen sie alle Muppets zusammen trommeln. Doch das erweist sich als schwierig, sind die wilden Puppen doch in alle Winde verstreut…
Eigentlich sah es nach Muppet Movie (1979), Der große Muppet Krimi (1981), Die Muppets erobern Manhattan (1984), Die Muppets Weihnachtsgeschichte (1992), Muppets: Die Schatzinsel (1996) sowie Muppets aus dem All (1999) nicht unbedingt danach aus, als ob es einen siebten Kinofilm mit den berühmten Puppen aus der Schmiede von Jim Henson (1936-1990) geben würde. Doch 2008 schickten Jason Segel, Hauptdarsteller der erfolgreichen Sitcom How I Met Your Mother und Nicholas Stoller (Drehbuchautor, u.a. Nie wieder Sex mit der Ex) einen ersten Drehbuchentwurf für einen weiteren Muppet-Film an Disney. Die Regie übernahm schließlich James Bobin (Da Ali G Show), während der Neuseeländer Bret McKenzie, Komparse in der Herr der Ringe-Trilogie und eine Hälfte des Comedy-Duos „Flight Of The Conchords“, als Music Supervisor fungierte und Jason Segel in die Rolle von Gary schlüpfte. Neben den Muppets und den Darstellern Amy Adams (Verwünscht) und Chris Cooper (Adaption), standen viele bekannte Persönlichen aus der Unterhaltungsbranche für kleine Nebenrollen und Cameos zu Verfügung.
Die Muppets (2011) glänzt vor allem dadurch, dass sich der Film nicht an eine Zielgruppe, die heutigen Kids, anbiedert. Stattdessen macht die bunte Puppentruppe einfach das, was sie früher bekannt und beliebt gemacht hat: singen, tanzen und das Publikum zum Lachen bringen. Außerdem spart der Film nicht mit Seitenhieben auf die heutige Medienlandschaft. Etwa wenn die Muppets scherzen, es würde sie heutzutage doch eh keiner mehr kennen. Oder wenn die Spendengala zur Rettung der Muppet Studios nur deshalb einen Programmplatz erhält, weil das Reality-Format „Schlag den Lehrer“ (!) wegen der drohenden Klage eines Pädagogen kurzfristig abgesetzt wird.
Ständig wird in der Geschichte quasi die vierte Wand durchbrochen. So schlägt einer der Charaktere vor, man solle die übrigen Muppets am besten in einer Montageszene suchen. Oder man wundert sich, dass die Explosion der Toiletten-Fabrik von Gonzo im Budget drin war. Gerade diese selbstironischen Gags und die zum Teil hinreißenden Coverversionen bekannter Songs machen den neuen Puppen-Film zu einem kurzweiligen Vergnügen.
Doch insgesamt wirkt das Ganze dann auch etwas zu altbacken. Ständig wird gesungen, was mit der Zeit etwas zu nerven beginnt. Zwar haben sich die Dialogautoren bei der Übersetzung der Liedtexte Mühe gegeben und ein ordentliches Ergebnis erzielt, doch leider hören sich die Singstimmen der deutschen Synchronsprecher wenig souverän an. Schade, aber in manchen Fällen unvermeidlich, ist es auch, dass viele der Sprecher aus der Original-Serie nicht mehr dabei sind und die Puppen völlig andere Stimmen haben, die nicht immer sehr passend sind. Das nimmt so mancher lieb gewonnener Figur viel an altem Charme.
Trotz der gelungenen Selbstironie verliert das ständige Hin- und Her zwischen grenzenloser Fröhlichkeit und tiefer Traurigkeit irgendwann seine Wirkung. Und obwohl so gut wie alle Puppen aus der alten Show dabei sind, werden viele davon etwas verschenkt. Der letzte Funke springt zu selten über, das können auch die teilweise amüsanten Gastauftritte vieler Prominenter nicht überspielen.
Fazit: Viel Selbstironie, viele Anspielungen und noch mehr Gaststars. Aber insgesamt zu altbacken und musikalisch lahm. 5 von 10 Punkten.
Walter und Gary sind unzertrennlich
Miss Piggy und Kermit müssen reden
Marius Joa, 29. Januar 2012. Bilder: Disney.
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