Gerade noch pünktlich zum 20. Geburtstag der satirischen Zeichentrick-Kultserie läuft nun endlich der Kinofilm der schrecklich gelben Familie. Kann dieser in punkto Humor und Gesellschaftskritik gleichsam wie die Serie überzeugen? Marius Joa hat sich den langersehnten Leinwand-Auftritt von Homer & Co angesehen.
Die Simpsons – Der Film (The Simpsons Movie)
Zeichentrickfilm/Satire USA 2007. Regie: David Silverman. Drehbuch: Matt Groening u.v.a.
Idee & Originalkonzept: Matt Groening. 87 Minuten. FSK ab 6.
Deutsche Sprecher: Norbert Gastell, Anke Engelke, Sandra Schwittau, Sabine Bohlmann u.v.a.
An einem scheinbar ganz normalen Sonntagmorgen, als sich die Simpson-Familie im Gottesdienst von Reverend Lovejoy befindet, geschieht etwas Unerwartetes: Opa Simpson bricht in weissagende Worte aus und prophezeit den drohenden Untergang Springfields. Doch vorerst scheint nur Marge den Worten ihres senilen Schwiegervaters Glauben zu schenken und macht sich an die Entschlüsselung der Botschaft.
Familienvater Homer rettet unterdessen (ungeachtet seiner Leidenschaft für Schweinekoteletts) ein Schwein vor dem Schlachten und widmet ihm seine volle Aufmerksamkeit und Zuneigung. Doch wohin mit den Abfällen des neuen Haustieres? Ohne großes Nachdenken befördert Homer die Fäkalien in den Lake Springfield. Da der See aber nur durch kürzlich vorgenommene Schutzmaßnahmen gerettet werden konnte, erleidet er durch die Abfälle den endgültigen ökologischen Kollaps. Im Weißen Haus erfährt Präsident Arnold Schwarzenegger von der Verschmutzung. Den matchgierigen Umweltminister Russ Kargill beauftragt er mit der Problemlösung. Dieser setzt mit der Regierungsorganisation EPA einen teuflischen Plan in die Tat um: ganz Springfield verschwindet unter einer gigantischen Kuppel aus unzerstörbarem Panzerglas. Die Einwohner geraten in Panik. Homer ist schnell als Sündenbock für die Katastrophe ermittelt und die zu allem entschlossene Bevölkerung belagert das Haus der Simpsons. Werden sich Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie aus dieser Situation befreien und ihre Heimatstadt retten können?
Homer und das Schwein des Anstoßes.
Mitte der 80er Jahre beauftragte Produzent James L. Brooks den Zeichner Matt Groening, sich Figuren für kurze Zeichentrickfilme auszudenken. Aufgrund mangelnder Kreativität, so Groening kürzlich in einem Interview, ließ er sich von seiner eigenen Familie inspirieren und schuf die gelbe Familie Simpson. Die ersten Clips über die chaotische Sippe feierten 1987 in der Tracey Ullmann Show Premiere. Die Simpsons kamen gut an und so gab der US-Sender Fox eine Serie in Auftrag. Am 17. Dezember 1989 debütierte The Simpsons im US-Fernsehen und läuft seitdem mit großem Erfolg ununterbrochen, seit 1991 auch in Deutschland. In den USA wurde im Mai die 400. Folge ausgestrahlt, im Oktober soll die 19. Staffel beginnen. Ein Ende ist vorläufig nicht in Sicht.
Was macht Die Simpsons so erfolgreich? Ist es der satirische, aber gleichzeitig auch einfache Humor oder die mitunter subtile Kritik an der (amerikanischen) Gesellschaft? Eine weitaus interessantere Frage wäre doch: wieso mussten wir solange auf den Kinofilm warten? Ganz einfach: die laufende Produktion der Serie nahm zuviel Zeit und Energie in Anspruch. 2003 wurden dann elf der Stammautoren mit dem Drehbuch für einen Film beauftragt. Ihre Arbeit an der Serie wurde teilweise von neuen Schreibern übernommen, was viele Fans für die Ursache der ihrer Meinung nach nachlassenden Qualität der letzten Staffeln halten.
Bei elf Drehbuchautoren, darunter Schöpfer Matt Groening selbst, darf man sich natürlich fragen, ob zu viele Köche nicht den (gelben) Brei verderben. Die einfache Antwort: nein! Denn obwohl die Königsdisziplin der Simpsons-Dramaturgie die 22-Minuten-Episode ist, so funktioniert das Konzept auch bei einem Film von knapp 90 Minuten. Gleich nach dem überraschenden Beginn des Films wird der Grundstein für den Hauptplot gelegt, um sich dann ein wenig Zeit für einige Gags zu nehmen. Die Story wird jedoch zu keiner Zeit aus den Augen gelassen, sondern weitergeführt. Im Prinzip ist Die Simpsons – Der Film die lange Version einer Serienfolge, mit mehr Platz für viele subtile Gags und einem etwas größeren Gesamtrahmen. Viele Nebencharaktere haben ihren kleinen, aber nicht unwichtigen Auftritt. Außerdem gibt es Gastauftritte von Tom Hanks und der Band Green Day.
Am Humor hat sich trotz des größeren Rahmens nichts geändert. Tollpatschige Slapstick-Einlagen, die gewohnte Durchbrechung der Erwartungshaltung und natürlich die allgegenwärtige Gesellschaftskritik begeistern. Die fiktive Kleinstadt mit dem sehr geläufigen Namen Springfield ist Mikrokosmos des gesamten „American Way Of Life“ und damit eine Plattform für die unterschiedlichsten Seitenhiebe, auch auf Geschehnisse außerhalb Amerikas. Fans der Serie und gelegentliche Zuschauer dürften hier auf jeden Fall ihren Spaß haben. Doch recht schwer macht es der Film den Zuschauern ohne Serienkenntnis, denn vieles wird als bekannt vorausgesetzt.
Ein Tipp für alle Zuschauer: während des Abspanns unbedingt sitzen bleiben, denn einige Schmankerl gibt’s dann noch als Zugabe.
Fazit: Sehr gelungene und unterhaltsame Adaption der genialen Zeichentrickserie, deren Konzept auch auf der großen Leinwand funktioniert. Wer bisher mit der Serie nicht warm wurde, dem sei vom Besuch des Kinofilms eher abgeraten. 8 von 10 Punkten.
Die Simpsons auf der Flucht.
Bart in der Identitätskrise.
Marius Joa, 2. August 2007. Bilder: 20th Century Fox.
Schreibe einen Kommentar