Disturbia

Einige Reihen weiter vorne kreischen die Teenies – und das spät abends. Ja haben die denn am nächsten Tag keine Schule? Dabei war’s gar nicht zum Fürchten. Naja, vielleicht mal zwischendurch. Johannes Michel über Disturbia, einen gelungenen, aber zu sehr auf eine Zielgruppe fixierten, Thriller.

Disturbia
Thriller, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 104 Minuten.
Mit: Shia LaBeouf, Sarah Roemer, Carrie-Anne Moss, David Morse, Aaron Yoo, Jose Pablo Cantillo, Matt Craven, Viola Davis u.a. Regie: D.J. Caruso.

Thriller mit Teenie-Charme

„Remake von Hitchcocks Klassiker Das Fenster zum Hof“, „Superstar Shia LaBeouf, der neue James Stewart“, … Vor dem Kinostart von Disturbia war viel zu lesen, was die Erwartungen nach oben schraubte. Nach dem Film bleibt nur zu sagen: Enttäuschung nein, aber die Vergleiche hinken.

Nachdem sein Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, macht sich Kale (Shia LaBeouf) viele Vorwürfe. Wie konnte der Unfall, mit ihm am Steuer, geschehen? Hat er Fehler gemacht? Auch in der Schule läuft es nicht mehr rund. Als er seinen Spanischlehrer zusammenschlägt, wird er von einem Gericht zu drei Monaten Hausarrest verurteilt. Damit er nicht ausbüxt, wird im Haus ein Sender installiert sowie ein Empfänger an Kales Bein befestigt: Er darf sich nicht weiter als 30 Meter vom Sender wegbewegen, sonst steht binnen Minuten die Polizei vor der Haustür.
Nach einem Streit mit seiner Mutter, die ihm Spielekonsole und Fernseher kappt, verlegt sich Kale aufs Beobachten und analysiert seine Nachbarn. Dabei fällt ihm auch der suspekte Mr. Turner (Davide Morse) auf, der zweimal am Tag Rasen mäht, einen großen Wagen fährt und sich sonderbar verhält. Als er eines Abends mit einer jungen Frau sein Haus betritt und Kale einen Streit sowie eine Verfolgungsjagd durchs Haus beobachtet, verdichten sich die Hinweise, Turner könnte ein von der Polizei schon lange gesuchter Killer sein. Kale, sein Freund Ronnie (Aaron Yoo) und die neue Nachbarin Ashley (Sarah Roemer) beginnen zu ermitteln.

Kale bereitet alles für die nächtliche Beobachtungsaktion vor.

Nachdem sich viele Filmkritiker zuvor Disturbia vorgenommen haben und immer wieder Parallelen zu Fenster zum Hof von Alfred Hitchcock suchten, soll diese Kritik diesen Fehler nicht begehen. Nur soviel: die beiden Filme haben so gut wie nichts miteinander zu tun: Kale sitzt nicht im Rollstuhl, ist nicht verletzt sondern ein Kleinkrimineller, er hat einen Halbasiaten als Freund und wohnt in einer typisch amerikanischen Wohngegend, die mit Hitchcocks Hinterhof nichts gemein hat. Einzig die das Beobachten und der Unglaube der Freunde (zumindest im ersten Moment) sind vorhanden, aber diese Aussage würde auch auf hunderte andere Filme zutreffen. Damit hätten wir dieses Kapitel durch.

Disturbia erzeugt eine Konfliktlage, in die sich sowohl spionagefreudige Teenies als auch junge Erwachsene einfühlen sollen. Kale ist ein vom Leben gezeichneter Junge, der sich nach dem Tod seines Vaters eher an seine X-Box setzt, als sich auf seine Freunde zu konzentrieren. Die neue Situation, in die er nun kommen soll, ermöglicht ihm zugleich einen Ausbruch aus seiner alten. Die Möglichkeit, einen Kriminalfall zu lösen, könnte Kale läutern. Nachbarin Ashley ist hierbei nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern Kales Chance, auch beim anderen Geschlecht Punkte zu sammeln. Daher werden, wie überraschend, Kale und Ashley am Ende ein Paar.

Die Story von Disturbia ist gut durchdacht, schwerwiegende Filmfehler existieren nicht. Einzig die Konzeption als Teeniethriller erweist sich als leicht problematisch. Könnte es doch passieren, dass ein Filmfan in zwanzig Jahren reinschaut und sich fragt, was bitte „X-Box live“ oder „iTunes“ bitteschön sein soll. Regisseur D.J. Caruso hat somit die Chance, den Film etwas zeitloser zu gestalten, verspielt. Auch die Konzeption des Nachbarn Turner ist alles andere als gelungen. Zwar verkörpert David Morse, den wir unter anderem als Gefängniswärter aus The Green Mile kennen, den Psychopaten perfekt, er ist aber zu durchschaubar, es ist von Beginn an klar, dass er der „Böse“ sein muss – Alternativen existieren keine.

Shia LaBeouf, den viele schon als den neuen Stern am Himmel von Hollywood feiern, liefert nach Transformers erneut eine solide Leistung ab, zum wirklichen Star fehlt ihm allerdings noch so einiges. Aber er hat auch noch Zeit, sich zu entwickeln. Die restliche Besetzung ist zu vernachlässigen und wird durch Disturbia sicher keine Nachfolgeangebote erhalten.
Eines haben wir, ganz am Rande, noch mitgenommen: Moderne Handys bieten so einiges, zum Beispiel auch die Funktion, verschiedenen Anrufern unterschiedliche Klingeltöne zuzuordnen: Ruft bei Ashley ihre Mutter an, wird ihr das direkt durch Beethovens Fünfte signalisiert – eine gute Idee.

Fazit: Gelungener Thriller, der allerdings etwas zu sehr auf die Teenie-Zielgruppe setzt. Daher ist die Konstruktion der Geschichte etwas zu einfach geraten. Spannend bleibt’s aber dennoch. 7 von 10 Punkten.


Leben im Chaos.

Kale und Ronnie überwachen die Nachbarn.

Was führt Nachbar Mr. Turner im Schilde?

Auch Ashley ist mit von der Partie und verfolgt Turner.
Johannes Michel, 22. September 2007.

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