Django Unchained

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Kultregisseur Quentin Tarantino irgendwann einen echten Western drehen würde, nachdem er in seinen bisherigen Filmen immer wieder prägende Genre-Beiträge zitiert hatte. Mit Django Unchained war es dann soweit.

 

Django Unchained
Western USA 2012. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 165 Minuten. Kinostart: 17. Januar 2013.
Mit: Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Samuel L. Jackson, Kerry Washington, James Remar, Dennis Christopher u.v.a. Drehbuch und Regie: Quentin Tarantino.

 

„Das D ist stumm.“

Der Sklave Django (Jamie Foxx) ist sicherlich etwas überrascht, als ihn der deutsche Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz) von seinen Ketten befreit. Doch Schultz tut dies nicht ohne Hintergedanken. Denn mittlerweile verdingt sich der gewiefte Deutsche als Kopfgeldjäger. Zur Identifikation und „Überführung“ der wegen Mordes gesuchten Brittle-Brüder benötigt Schultz die Hilfe Djangos. Nach getaner Arbeit lässt sich Django von seinem Befreier überreden, den Winter mit dem Aufspüren gesuchter Verbrecher zu verbringen und jeweils das Kopfgeld zu teilen. Danach machen sie sich daran, Djangos Frau Broomhilda (Kerry Washington) zu finden. Die ist mittlerweile Eigentum des fiesen Plantagenbesitzers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio). Unter dem Vorwand einen von Candies Sklaven für viel Geld erwerben zu wollen, geben sich Schultz und Django dem Sklavenhalter gegenüber als Geschäftsleute aus. Doch bald schöpft Stephen der Haussklave (Samuel L. Jackson) Verdacht…

Zu den großen Einflüssen des von einer großen Fangemeinde verehrten Filmemachers Quentin Tarantino zählt das Genre des Italowesterns. Bereits in seinen früheren Filmen wie Reservoir Dogs oder Kill Bill: Vol. 2 zitierte der US-Amerikaner solche Streifen. Da war für ihn mehr als logisch, irgendwann selbst einen Western zu drehen. Mit seiner achten Regie-Arbeit erfüllte sich Tarantino diesen Lebenstraum. Django Unchained ist nicht nur eine Hommage an dreckige Spaghetti-Western wie den auf ewig prägenden Film Django von 1966, sondern vermischt dieses Genre auch mit Blaxploitation. Denn das Hauptthema des Werkes ist die Sklaverei in den Südstaaten der USA vor dem Sezessionskrieg.

Auch mit knapp 50 bleibt sich Tarantino bei seinem neuesten Machwerk – etwa dreieinhalb Jahre nach der Nazi-Groteske Inglourious Basterds – weitgehend treu. Der Soundtrack von Django Unchained enthält fast keine neu komponierte Musik, sondern bedient sich diverser Stücke aus anderen Werken, zumeist von Filmmusikguru Ennio Morricone. Auch der Titelsong aus Sergio Corbuccis Genreklassiker Django wird gleich zu Beginn verwendet. Doch auch sonst zitiert sich QT durch die Westernprärie und baut eine Brücke zu Blaxploitationfilmen wie Shaft.

Django Unchained ist auch einer der wenigen Filme, der die hässliche Fratze der Sklaverei in den Vereinigten Staaten in fast all ihrer Grausamkeit darstellt. Ob Auspeitschen, Mandingo-Kämpfe bis zum Tod oder das Zerfleischen durch scharfe Hunde, solche Szenen gehen dem Zuschauer an die Nieren. Dagegen ist die Gewaltdarstellung in den gnadenlosen Schusswechseln Tarantino-typisch überzeichnet. Bei jedem Treffer spritzt das Blut meterhoch und die Leichen stapeln sich teilweise. Immer wieder wird die Härte allerdings durch Humor aufgelockert, vor allem durch die Figur des Dr. King Schultz.

Oscar-Preisträger Christoph Waltz spielt diesen Zahnarzt aus Düsseldorf, der zum Kopfgeldjäger umgesattelt hat, auf vielfach nuancierte Weise, ähnlich wie sein Oberst Landa aus Inglourious Basterds, nur nicht ganz so hinterhältig. Schultz ist ein gleichsam genial geschriebener Charakter, der neben seiner Zielstrebigkeit und Kompromisslosigkeit immer die gepflegtesten Umgangsformen zelebriert und als korrekter Deutscher auch die juristische Seite seines Metiers nicht vergisst. Waltz erhielt für die Rolle erneut einen Golden Globe als bester Nebendarsteller, außerdem wurde das Drehbuch ausgezeichnet. Leonardo DiCaprio (Titanic, Inception) agiert in der Rolle des sadistischen Sklavenhalters Calvin Candie erstmals als Bösewicht und versprüht mir seiner Figur Eiseskälte. Daneben agiert ein künstlich auf alt geschminkter Samuel L. Jackson (Marvel’s The Avengers) als Haussklave, der seine Seele verkauft hat. Franco Nero, der Original-Django, ist in einer kleinen Rolle natürlich mit dabei.

Leider hat Django Unchained ein paar Längen. Trotz der langen Laufzeit ist die Erzählstruktur hier bis auf ein paar kleine Rückblenden linear. Das Ende kommt auch deshalb so spät weil es nicht nur einen, sondern gleich zwei Showdowns gibt, die sich gegenseitig an Brutalität und Blut überbieten. Hier gelingt es Hauptdarsteller Jamie Foxx aus dem Schatten seiner Spielpartner zu treten und sein Django räumt bis zum letzten Mann auf.

Fazit: Tarantinos achte Regie-Arbeit ist ein furioser Südstaaten-Western mit viel absurdem Humor und noch mehr Blut. 8 von 10 Punkten.

 

 
Der neue und der alte Django
 
Fies: Calvin Candie

 

 

 

 

Marius Joa, 28. Januar 2013. Bilder: Columbia Pictures.

 

 

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