Im England des 19. Jahrhunderts agiert eine stolze 21jährige als wirkungsvolle Kupplerin. Die vor allem als Fotografin bekannte Autumn de Wilde gibt mit einer Neuverfilmung des Romans Emma von Jane Austen ihr Spielfilmdebüt.
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Emma.
Komödie UK 2020. FSK: ohne Altersbeschränkung. 124 Minuten. Kinostart: 5. März 2020.
Mit: Anya Taylor-Joy, Johnny Flynn, Mia Goth, Callum Turner, Josh O’Connor, Rupert Graves, Miranda Hart, Bill Nighy, Gemma Whelan, Amber Anderson, Tanya Reynolds, Connor Swindells u.a. Nach dem Roman von Jane Austen. Drehbuch: Eleanor Catton. Regie: Autumn de Wilde.
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Prächtiges Geplänkel
Obwohl Emma Woodhouse (Anya Taylor-Joy) früh ihre Mutter verlor gehört die 21jährige doch zum privilegierten Landadel. Nach der Heirat ihrer Schwester (Chloe Pirrie) lebt Emma mit ihrem alten Vater (Bill Nighy) und vertreibt sich die Zeit mit erfolgreichen Kuppeleien. So hat die junge Frau ihre Gouvernante Miss Taylor (Gemma Whelan) mit dem verwitweten Mr. Weston (Rupert Graves) verkuppelt. Emma sucht eine neue Freundin und findet dieser in der jungen, verwaisten Internatsschülerin Harriet Smith (Mia Goth). Schon bald scheint sich auch in Person von Dorfpfarrer Mr. Elton (Josh O’Connor) ein Mann für Harriet zu interessieren. Auch wenn Emma sich und ihrem Vater geschworen hat, nie selbst zu heiraten, so gibt es mit Nachbar Mr. Knightley (Johnny Flynn) und Frank Churchill (Callum Turner), Mr. Westons Sohn, zwei attraktive Kandidaten…
Emma und Harriet
Ehrlich gesagt beschränkte sich meine Kenntnis der Werke von Schriftstellerin Jane Austen (1775-1817) bisher lediglich auf die Sichtung des TV-Biopics Miss Austen Regrets (2007) und der Zombie-Mashup-Adaption Stolz und Vorurteil und Zombies (2016). Daher weckte die Neuverfilmung von Austens 1815 veröffentlichten Roman Emma anfangs eher nicht meine Aufmerksamkeit. Schließlich wurde der Stoff bereits mehrmals adaptiert. 1996 spielte Gwyneth Paltrow die Hauptrolle, nachdem Amy Heckerling ein Jahr zuvor die Highschool-Variante Clueless (1995) abgeliefert hatte. Außerdem gab es 1972 (mit Doran Godwin) und 2009 (mit Romola Garai) jeweils Miniserien. Doch die illustre Besetzung mit britischen Jungstarts wie Anya Taylor-Joy (The Witch, Split, Vollblüter und vielleicht irgendwann X-Men: The New Mutants) als Titelheldin den Serienstars Josh O’Connor (The Crown), Gemma Whelan (Game of Thrones) Tanya Reynolds und Connor Swindells (beide Sex Education) sowie die nicht zu unterschätzende Tatsache, dass der Film im hiesigen Programmkino in der OV gezeigt wurde, steigerten meine Vorfreude.
Die 1970 geborene Autumn de Wilde hat sich bisher vor allem als Fotografin (u.a. Cd-Cover) und Musikvideo-Regisseurin (etwa für Death Cab for Cutie, Ingrid Michaelson, Spoon und Elliot Smith). Emma fungiert daher als Filmdebüt der Amerikanerin. Wie bei de Wildes “Vorgeschichte” nicht anders zu erwarten gestaltet sich die Produktion mit farbenfrohen, unkitschigen Kostümen und gelungener (nicht total üppiger) Ausstattung als optisch sehr ansprechend. Außerdem glänzt Emma. (nur echt mit dem Punkt am Ende) mit einem starken Ensemble. Anya Taylor-Joy verkörpert gekonnt die intelligente, scharfsinnige, stolze und selbstbewusste Protagonistin. An ihrer Seite agieren (neben den bereits oben erwähnten) Mia Goth (Suspiria [2018]) als schüchterne Harriet, Bill Nighy als hyperchondrischer Vater und Johnny Flynn als Mr. Knightley. Bei den Schauspielern sitzt wirklich jedes Detail. Obwohl sie recht wenig Screentime hat so entpuppt sich Tanya Reynolds in der Rolle der Mrs. Elton als heimlicher Szenendieb.
So schön Emma auch inszeniert und gespielt ist so wenig Neues bietet der Film inhaltlich. Die ganze Angelegenheit gestaltet sich unterhaltsam und kurzweilig, ich könnte aber sehr gut vorstellen, dass die anderen Verfilmungen des Romans erzählerisch nicht schlechter ausfallen. Insgesamt bleibt der Eindruck eines prächtigen Geplänkels, welches Fans der Vorlage sicherlich gefallen dürfte, aber am Ende dann doch nur eines von vielen schicken Period Pieces darstellt.
Fazit: Optisch ansprechend inszenierte, stark gespielte und kurzweilige Austen-Adaption,. 7 von 10 Punkten.
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Mr. Woodhouse fühlt sich nicht wohl
Mr. Knightley
Die Eltons, ein schräges Paar
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