Im Jahr der dritten Teile (Fluch der Karibik, Spiderman, Shrek) setzt sich nun auch die Verfilmung der „Fantastic Four“-Comics fort. Mit Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer legt Regisseur Tim Story den zweiten Teil des 2005 äußerst erfolgreich angelaufenen Superhelden-Abenteuers fort. Lena Stadelmann hat sich das Sequel angesehen.
Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer
Action/Comicverfilmung, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 92 Minuten.
Mit: Ioan Gruffud, Jessica Alba, Chris Evans, Michael Chiklis, Julian McMahon, Doug Jones u.a. Regie: Tim Story
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Ganz New York ist in Aufruhr: Das Traumpaar der Fantastic Four, Mr. Fantastic und Invisible Girl alias Reed Richards (Ioan Gruffud) und Susan Storm (Jessica Alba), wollen heiraten! Allerdings ist es schon der fünfte Anlauf, da dem viel beschäftigten Superheldenteam immer wieder eine Katastrophe nach der anderen in den Weg kommt. So auch dieses Mal: der mysteriöse Silver Surfer (Doug Jones) löst mysteriöse Stromausfälle aus, macht mysteriöse Krater in die Erde und bringt den Molekularhaushalt der Fantastic Four auf mysteriöse Weise durcheinander, wenn er sie berührt. Und weil dahinter seeehr viel Macht steckt, lässt auch der Böseheld des ersten Teils, Victor Von Doom, der natürlich nicht tot ist, nicht lange auf sich warten…
„The Thing“ ist ziemlich wütend auf Von Doom (Julian McMahon).
Dass es einen zweiten Teil der Fantastic Four geben würde, war bei einem Einspielergebnis von über 330 Millionen Dollar eigentlich nur eine Frage der Zeit – leider nicht der Qualität. Schon der erste Film, der 2005 in die Kinos kam und schlicht mit Fantastic Four betitelt war, konnte nicht unbedingt als berauschendes cineastisches Erlebnis beschrieben werden. Aber der Film war durchaus unterhaltend und kurzweilig – mehr Anforderungen sollte man an Comicverfilmungen im Popcorn-Format auch nicht stellen. Der typische Ablauf eines Superhelden-Erstlings von dem Ereignis, das die Superkräfte verschafft, über die Entdeckung derselben, dem Herantasten und Ausprobieren der Fähigkeiten bis hin zum finalen Kampf gegen den Erzfeind füllten die Laufzeit von 106 Minuten angenehm und die Tatsache, dass es nicht nur ein Superheld, sondern gleich vier waren, und diese nicht alle von ihren neuen Kräften begeistert waren (wer will schon als Stein herumlaufen?), verlieh dem Film zumindest eine gewisse, Popcorn-Kino-verträgliche Tiefe.
Nun also der zweite Teil, derselbe Regisseur (Tim Story, New York Taxi), dieselben Helden und derselbe Bösewicht. Aber genau das wird Fantastic Four – Rise of the Silver Surfer zum Verhängnis: es gibt nämlich einfach nichts mehr zu erzählen. Reed und Sue sind ein glückliches Paar und wollen heiraten – war am Ende des ersten Teils schon so bzw. absehbar. Johnny (Chris Evans), The Human Torch, beeindruckt die Frauen noch immer und taucht zu Veranstaltungen immer mit mindestens zwei von ihnen auf – gähn! Und Ben (Michael Chiklis) hat sich in sein Schicksal gefügt, aber dafür auch das Glück mit der blinden Alicia (Kerry Washington) gefunden – auch das hatten wir schon am Schluss des ersten Teils. Dazu stößt, wie schon erwähnt, auch wieder Julian McMahon als Victor Von Doom, der jedoch irgendwie gar nichts zur Handlung beiträgt. Trotzdem kann eine Comic-Verfilmung natürlich interessant sein, wenn die Feinde der Superhelden (die eigentlichen, wichtigen, zur Handlung beitragenden – also nicht Victor Von Doom) dementsprechend interessant sind. Also, widmen wir uns dem Silver Surfer: Interessantes Auftreten, cooles Board, nette Fähigkeiten – nur leider ist er ganz und gar nicht böse, er dient nur (jetzt kommts): Galaktus , dem Verschlinger der Welten!
Fassen wir zusammen: wir haben also einen alten Bösewicht, den man eigentlich aus dem Film streichen könnte, einen neuen Bösewicht, der nicht böse ist und einen richtigen Bösewicht, der bis zum Schluss nicht auftaucht und dann mit der letzten Hoffnung auf Spannung völlig unspektakulär zerstört wird.
Doch selbst das Nichtvorhandensein von Handlung und Spannung kann ein genügsamer Kinogänger verkraften, wenn er dafür mit spritzigen, ironischen, doppeldeutigen Dialogen entschädigt wird! Um es kurz zu machen und keine falschen Hoffnungen zu wecken: Die Autoren Mark Frost und Don Payne gehören für ihre Leistung geteert, gefedert und auf dem Achterdeck ausgepeitscht, am Besten noch mit Berufsverbot dazu! Eine sinnentleerte Bemerkung folgt der anderen, die Dialoge bestehen quasi nur aus Klischees und jeden „Witz“ hat man in mindestens fünf anderen Filmen besser umgesetzt gesehen. Nach Logik darf man ja in so manchen Comicverfilmungen nicht suchen, aber ein paar Erklärungen wären durchaus wünschenswert gewesen, z.B. warum Von Doom noch lebt und eigentlich alles Mysteriöse des Silver Surfers. Ach richtig: dann wärs ja nicht mehr mysteriös! Fast schon enervierend sind die ständigen Ortseinblendungen, als ob es wichtig wäre, ob der vom Silver Surfer auf mysteriöse Weise vereiste See in Japan oder sonst wo liegt, ebenso wie es völlig belanglos ist, ob das Verhörzentrum der Army in Sibirien oder Grönland liegt.
Aber kommen wir doch mal zu den positiven Seiten des Films: er geht nur 92 Minuten und der Silver Surfer ist richtig gut gemacht. Das wars! Ach ja, und eine kleine Reminiszenz an Stan Lee, die mir ein winzig kleines Schmunzeln entlocken konnte. Ansonsten weckt dieser Film nur eine Emotion: Ärger über das sinnlos verschwendete Geld!
Fazit: Selten so das Ende herbeigesehnt. 2 von 10 Punkten.
Das ganze Team: Ben (Michael Chiklis), Johnny (Chris Evans), Susan (Jessica Alba) und Reed (Ioan Gruffud).
Die Geheimnisse der Molekularstruktur: Johnny und Ben tauschen die Kräfte.
Lena Stadelmann, 20. August 2007. Bilder: Constantin.
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