Far Cry

Regisseur Uwe Boll schafft es immer wieder, Geldgeber zu finden. Ob Far Cry, besetzt mit dem deutschen Schauspieler Til Schweiger, überzeugen kann? Johannes Michel war im Kino.

Far Cry
Actionfilm, Deutschland/Kanada 2008. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 94 Minuten. Deutscher Kinostart: 4. Oktober 2008.
Mit: Til Schweiger, Udo Kier, Ralf Moeller, Michael Paré, Natalia Avelon, Emmanuelle Vaugier u.a. Regie: Dr. Uwe Boll

Sie fallen wie die Fliegen

Uwe Boll, seines Zeichens kanadischer Regisseur und „Filmemacher“ aus Deutschland, gilt seit einigen Jahren als der Experte für Computerspiel-Verfilmungen. Nach Alone In The Dark und Postal hat er sich nun eines Actiongames angenommen, das die Spielewelt verändert hat. „Far Cry“, von den deutschen Entwicklern von Crytek, galt über lange Zeit grafisch als die Referenz unter Spielern. Wird Uwe Boll diesem Anspruch nun mit seinem Film auch gerecht?

Auf einer tropischen Insel wacht Jack Carver aus der Bewusstlosigkeit auf – und findet eine Mobiltelefon sowie eine Waffe vor. Über Handy informiert ihn die Journalistin Val, was seit geraumer Zeit auf der Insel vor sich geht. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Jagd: Jack muss sich durch Dschungel, Meer und Felsenlandschaften schlagen, um am Ende gegen den Wissenschaftler Dr. Krieger anzutreten, der mit genetischen Experimenten Mutanten erschaffen hat, die nun die Insel beherrschen.
Soweit die Story von Far Cry, dem Computerspiel. Was macht Uwe Boll daraus?
Jack Carver (Til Schweiger), ehemaliger Soldat, ist mittlerweile ein bemitleidenswerter Skipper, der in Kanada Bootstouren anbietet. Auf einer seiner Touren ist die Journalistin Valerie (Emmanuelle Vaugier) an Bord, die ein Treffen mit ihrem Onkel Max (Ralf Moeller) vereinbart hat. Dieser ist Soldat im Hochsicherheitsbereich von Dr. Krieger (Udo Kier). Dessen Ziel: Die Erschaffung eines Supersoldaten, der nahezu unbezwingbar sein soll. Als Valerie und Jack ankommen, hat Krieger Vals Onkel bereits genetisch manipuliert, weil er Informationen nach draußen getragen hatte. Für Val und Jack beginnt nun der Kampf ums Überleben, denn lange lässt die erste Begegnung mit Dr. Krieger nicht auf sich warten.

Jack Carver ballert sich den Weg frei.

Far Cry ist nicht der erste Uwe-Boll-Film, den sich unser Redaktionsteam zu Gemüte geführt hat. Seit Alone In The Dark haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, Bolls Filme näher zu analysieren. Im Falle von Bloodrayne positionierten wir uns entgegen der Meinung vieler Rezensenten, der Film seit „unanschaubar“. Auch auf Far Cry trifft eine derart harte Wertung nicht zu – ein „unerträglich“ kann er daher nicht bekommen. Einige Kollegen scheinen sich allerdings nicht die Mühe zu machen, einen genaueren Blick auf Bolls Werk zu werfen. Nein, dies soll keine Boll-Verteidigung sein. Was Boll teilweise mit Millionenbeträgen anstellt, geht auf keine Kuhhaut. Dennoch sind seine Filme in vielen Fällen unterhaltend – wie Far Cry.

Nun aber zurück zum Film: Til Schweiger als Jack Carver liefert keine Glanzleistung ab. In Keinohrhasen hat er bewiesen, das viel mehr in ihm steckt. Dennoch passt er ganz gut in die Rolle des zuerst lustlosen und verschlafenen Jack. Auf der Gegenseite steht Udo Kier als Dr. Krieger. Ihn kennen wir bereits aus diversen Boll-Filmen, in Far Cry zeigt er (erstmals), dass er durchaus das Zeug zum Angst einflößenden Bösewicht hat. Teilweise erinnert er etwas an den Reeder Stromberg aus dem James-Bond-Film Der Spion, der mich liebte, gespielt von Curt Jürgens.

Dass Boll, wohl aus Kostengründen, die Handlung von den Tropen nach Kanada verlegt, stört kaum. Dass allerdings die Grundstory des Computerspiels „Far Cry“ kaum noch vorhanden ist und lediglich die Charaktere übrig bleiben, wird nicht nur Fans enttäuschen. Klar: Für einen Abend füllenden Film reicht eine Computerspiel-Story nicht aus, dennoch hätte sie zumindest eingearbeitet werden müssen. Somit leiht sich Bolls Film nur den Titel, mit dem Spiel hat das alles nichts mehr zu tun.

Technisch überzeugt Far Cry weitgehend. Wir sehen schöne Kamerafahrten, gelungene Explosionen und packende Kriegsspiele. Als den Mutanten schließlich die Flucht gelingt, wird der gesamte Komplex, hier übrigens ein Sägewerk, zum Schlachtfeld. Eine Schwäche hat aber der Film technisch aber dennoch: In den Anfangsminuten nervt die wackelnde Kamera. In Bloodrayne: Deliverance waren wir noch der Meinung, Bolls Kameraleute hätten nur ihr Stativ vergessen. Nachdem dies aber auch hier auftritt, müssen wir zwangsläufig eine gravierende Schwäche unterstellen. Solche Bilder sind weder Kino-, noch DVD-geeignet und sollten eigentlich dem Schnitt zum Opfer fallen.

Insgesamt ist Far Cry in dieser Fassung nicht mehr als ein sinnloser, von der Story her schwacher und daher wenig überzeugende Ballerfilm. Die Kritikerschelte, die wir in den letzten Wochen erlebt haben, hat er nicht verdient, dennoch sollte bei einem Budget von 30 Millionen Dollar eigentlich mehr drin sein.

Fazit: Vom Dschungel in den kanadischen Wald verlegtes Geballer auf niedrigem Niveau. 3 von 10 Punkten.


Hier geht’s noch ruhig zu: Jack auf seinem Boot.

Dr. Krieger entspannt sich beim Malen.

Valerie wurde entdeckt und wird abgeführt.
Johannes Michel, 14. Oktober 2008. Bilder: Fox.

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