Von Kritikern wegen Vorführsperre von Anfang an skeptisch beäugt, vom Kinopublikum sowohl in den USA als auch in Deutschland zum Box Office-Stürmer gemacht: die neueste Comicverfilmung „Ghost Rider“. Lena Stadelmann hat sie sich angesehen und schreibt, mit welchen Erwartungen man in diesen Film gehen sollte.
Ghost Rider
Comicverfilmung, USA 2007. FSK: ab 12. 114 Minuten.
Mit: Nicolas Cage, Eva Mendes, Peter Fonda, Wes Bentley, Sam Elliott u.a. Regie: Mark Steven Johnson
And he burns, burns, burns…
In seiner Jugend schließt der Motorrad-Stuntfahrer Johnny Blaze (Nicolas Cage) einen Deal mit Mephistopheles (Peter Fonda) ab, um seinen krebskranken Vater zu retten, und verkauft dafür seine Seele. Sein Vater erlebt eine Genesung über Nacht, stirbt aber am nächsten Tag bei einem Stunt. Der nun unsterbliche Johnny, der von Mephistopheles als nächster „Rider“ (Seeleneintreiber) eingeplant ist, lässt sein Leben und seine Jugendliebe Roxanne hinter sich, und startet eine Karriere als todesmutiger Stuntfahrer. Als er eines Tages Roxanne (Eva Mendes) wieder trifft, die mittlerweile Journalistin ist, sieht er wieder einen Sinn in seinem Leben. Doch just in diesem Moment taucht der missratene Sohn von Mephistopheles, Blackheart (Wes Bentley), auf, und will seinem Vater den mysteriösen Vertrag von San Verganza streitig machen, der ihm die Kontrolle über 1000 böse Seelen und damit unbegrenzte Macht gibt. Mephistopheles fordert also Johnnys Schuld ein, der sich zum ersten Mal in den „Ghost Rider“ verwandelt und gleich einen neuen Deal eingeht: wenn er es schafft, Blackheart wieder in die Hölle zu schicken, erhält er seine Seele wieder.
Nicolas Cage als todesmutiger Stuntfahrer Johnny Blaze.
Wer hier eine Comicverfilmung à la „X-Men“ oder „Batman Begins“ erwartet, filmisch durchdacht mit teilweise ethisch-philosophischer Thematik, wird mit Sicherheit enttäuscht werden. Das liegt zum Teil an der Vorlage, die zwar mit dem Teufelspakt ein berühmtes und oftmals ambivalent gebrauchtes Motiv als Basis hat, deren Held aber einfach zu unreflektiert bleibt. Doch darüber hinaus hat auch die filmische Umsetzung von „Ghost Rider“ größere Schwächen, allen voran das Drehbuch (von Regisseur Mark Steven Johnson), das mit einigen Plattitüden aufwartet; mit der teilweise fehlenden Logik sollte man am Besten (wie bei so vielen Comicverfilmungen) gar nicht erst anfangen. Und auch wenn die Special-Effects rund um das brennende Motorrad ganz gelungen sind: der „Ghost Rider“ mit brennendem Totenschädel sieht teilweise einfach nur lächerlich aus, zu computeranimiert und schlicht zu lieb. Wirklich ernst nehmen kann man den Film also nicht.
Wenn man allerdings ohne große Erwartungen ins Kino geht, mit der Einstellung, dass man eigentlich nur unterhalten werden will, dann kann man dem Film durchaus positive Seiten abgewinnen. Denn er hat einen teilweise unfreiwilligen, meistens aber (unterstelle ich zumindest) intendierten Spaßfaktor, was nicht zuletzt an Nicolas Cage und seiner Darstellung des „Ghost Rider“ liegt. Er scheint perfekt auf diesen einerseits risikofreudigen und absolut coolen, andererseits irgendwie seltsamen, fast schon neurotischen Charakter zu passen. Nach seinen Stunts trinkt Johnny Blaze kein Bier, sondern Jelly Beans (!) aus dem Martiniglas. Er hört kein Motörhead, sondern Karen Carpenter. Und seine Lieblingssendungen sind Tierdokumentationen. Auch die zu Beginn einfach nur bildhübsche Rolle der Jugendfreundin wird im Laufe des Films absichtlich ins Lächerliche gezogen, was die Komödien erfahrene Eva Mendes („Hitch“) gekonnt meistert. Mit dieser, leider nur auf wenige Personen begrenzten Ironie wertet der Film sich selbst auf, kann damit aber nicht alles retten, weshalb er letztendlich einfach nur durchschnittlich ist.
Fazit: Humorvolles, geistloses Popcorn-Kino. 5 von 10 Punkten.
Blackheart (Wes Bentley 2.v.r.) mit seinen Kumpels.
Mephistopheles (Peter Fonda) durchkreuzt Johnnys Pläne …
… wieder ein normales Leben mit Roxanne (Eva Mendes) zu führen.
Lena Stadelmann, 02. März 2007. Bilder: Sony
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