Glass Onion: A Knives Out Mystery

Benoit Blanc, der von Daniel Craig gespielte Meisterdetektiv aus Knives Out, ist zurück. In Glass Onion: A Knives Out Mystery landet er bei einem Murder-Mystery-Spiel eines Milliardärs auf dessen Privatinsel.


Glass Onion: A Knives Out Mystery
Krimi USA 2022. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 140 Minuten. Kinostart: 23. November 2022.
Mit: Daniel Craig, Edward Norton, Janelle Monaé, Kathryn Hahn, Kate Hudson, Leslie Odom Jr., Dave Bautista, Madelyne Cline, Jessica Henwick u.v.a. Drehbuch und Regie: Rian Johnson.

 

 

Beim Häuten der Glaszwiebel

Mitten in der Corona-Pandemie im Mai 2020 lädt der milliardenschwere Technologie-Unternehmer Miles Bron (Edward Norton) seine engsten Freunde und Weggefährten – Lionel Toussaint (Leslie Odom Jr.), Chefwissenschaftler von Brons Unternehmen Alpha, die liberale Politikern Claire Debella (Kathryn Hahn), die Mode-Influencerin Birdie Jay (Kate Hudson) und den Men’s-Rights-Influencer/Videogame-Streamer Duke Cody (Dave Bautista) – auf seine Privatinsel in Griechenland ein, wo er mit dem „Glass Onion“ eine eindrucksvolle Luxusanlage erbauen ließ. Dukes Freundin Whiskey (Madelyne Cline) und Birdies Assistantin Peg (Jessica Henwick) sind ebenfalls mit dabei. Zu aller Überraschung taucht Andi Brand (Janelle Monaé) auf, welche mit Miles zusammen Alpha aufgebaut hatte und die er nach Meinungsverschiedenheiten aus der Firma klagen ließ. Auch Detektiv Benoit Blanc (Daniel Craig), der während des Lockdowns ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, gesellt sich zur illustren Runde. Vor seinen versammelten Gästen kündigt Miles ein Mörderspiel an, in welchem die Anwesenden den fiktiven Mord an ihm aufklären sollen. Doch schon bald wird aus dem Spiel bitterer Ernst als einer der anwesenden Personen tot zusammenbricht. Der messerscharfe Ermittler-Verstand Blancs ist gefragt…

Mit dem im November 2019 in den USA sowie im Januar 2020 in Deutschland gestarteten Knives Out konnte Regisseur Rian Johnson (Looper, Star Wars: Die letzten Jedi) einen großen Erfolg (ca. 312 Millionen Dollar Einspielergebnis bei einem Budget von 40 Millionen Dollar sowie guten Kritiken und Filmpreise) verbuchen. Schnell war die Nachfrage nach einer Fortsetzung des an Whodunits wie die von Agatha Christie angelegten Krimis mit Bond-Darsteller Daniel Craig als eigenwilligem Ermittler Benoit Blanc groß. Für 469 Milionen Dollar sicherte sich Streaminganbieter Netflix die Rechte an zwei Fortsetzungen. Die erste der beiden, Glass Onion: A Knives Out Mystery, wieder geschrieben und inszeniert von Johnson, ist nach einem kurzen Kinostart im November 2022 kurz vor Weihnachten bei Netflix veröffentlicht worden. Für Johnson und den ebenfalls zurückgekehrten Hauptdarsteller Craig hat sich das Ganze finanziell jetzt sschon gelohnt. Gemeinsam mit Produzent Ram Bergman erhielten die beiden für die Sequels etwa 100 Milionen Dollar Gage. Doch kann der neue Fall des Benoit Blanc trotz all der horrenden Geldbeträge auch überzeugen?

Ehrlich gesagt empfand ich Knives Out damals beim Kinobesuch im Januar 2020 aufgrund der clever konstruierten Story durchaus unterhaltsam aber insgesamt etwas zu überhypt. Vor allem die gesellschaftskritischen Ansätze wirkten mir zu plump und aufgesetzt. Glass Onion macht da Einiges besser. Vor allem gestaltet sich das Figurenensemble wesentlich übersichtlicher und die Handlung kann sich einfacher auf die unterschiedlichen Charaktere konzentrieren. Wobei die Fortsetzung eines ganze Reihe prominenter Cameos (die 2022 verstorbenen Angela Lansbury und Stephen Sondheim sowie Kareem Abdul-Jabbar, Natasha Lyonne, Hugh Grant, Ethan Hawke, Yo-Yo Ma und Serena Williams) auffährt.

Vor allem die von Kate Hudson (Almost Famous, Mona Lisa and the Blood Moon) und Dave Bautista (Guardians of the Galaxy, Blade Runner 2049) dargestellten Influencer werden als hohle Figuren entlarvt, welche hinter deren schillernder Oberfläche wenig zu bieten haben. Etwas besser kommen da schon die von Kathryn Hahn (Transparent, WandaVision) gespielte Politikerin und Leslie Odom Jr. (Mord im Orientexpress [2017], Hamilton [2020]) als vernünftiger Wissenschaftler weg. Edward Nortons Miles Bron erinnert natürlich sehr an superreiche Tech-Magnaten wie Elon Musk und Mark Zuckerberg. Sein auf einem griechischen Privateiland aufgebautes Reich mit dem titelgebenden Glaszwiebel-Bau und der modernen Luxushotel-Anlage weckt allerdings eher Reminiszenzen an die Hauptquartiere der Bösewichte aus 007-Filmen.

Der Reiz von Glass Onion besteht aus meiner Sicht nicht nur daraus, dass die Geschichte genre-üblich geschickt erzählt wird und es mit Daniel Craig alias Benoit Blanc einen hochbegabten, exzentrischen Super Sleuth gibt (dessen herrlicher Südstaatenakzent in der Originalfassung die Performance sogar noch aufwertet), sondern weil Johnson hier zudem gekonnt ein Genre, dessen literarische und filmische Hochzeiten (1930er bzw. 1970er und 1980er Jahre) eigentlich vorbei zu sein schien, in die 2020er Jahre überträgt, in die kurzlebigen, schnellen Zeiten von Corona-Pandemie, Social Media, Fake News, reaktionären und dümmlichen Selbstdarstellern usw. Die spannende Frage bleibt jetzt nur, ob Johnson, Craig und Co mit einem mit großer Wahrscheinlichkeit kommenden dritten Film dem Ganzen noch etwas Neues/Interessantes hinzuzufügen haben oder ob das nächste Sequel dann wieder nur die gleichen Zutaten durchkaut. Benoit Blanc will return…

Glass Onion: A Knives Out Mystery ist seit dem 23. Dezember 2022 Teil des Angebots von Netflix.

Fazit: Spaßiger, entlarvender Neo-Whodunit-Streifen in Zeiten von unsäglichen Influencern und egomanen Tech-CEOs. 8 von 10 Punkten.


Milliardär Miles begrüßt seine Gäste…

…und Detektiv Benoit Blanc.

Beim Dinner

 


Marius Joa, 1. Januar 2023. Bilder: Netflix.

 

 


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Kommentare

2 Antworten zu „Glass Onion: A Knives Out Mystery“

  1. Avatar von Ulrike

    Schade, dass ich den verpasst habe. Aber dafür habe ich heute als ersten Film im neuen Jahr „Avatar – The Way of Water“ gesehen, und zwar in 3D. Mein allererster 3D-Film überhaupt.

    LG
    Ulrike

  2. Avatar von Gina

    Interessant, mir hat der erste Teil besser gefallen. Aber grundsätzlich ist die ganze Reihe überhyped. Mir war „Glass Onion“ ein bisschen zu überdreht.

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