Auf dem 42. Internationalen Filmwochenende in Würzburg war auch die irische Indie-Komödie Gold zu sehen. Der mit Maisie Williams (Game Of Thrones) und James Nesbitt (Hobbit-Trilogie) prominent besetzte, kleine Film ist aber keineswegs ein Abklatsch von Little Miss Sunshine, auch wenn das Poster diesen falschen Eindruck vermittelt.
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Gold
Komödie Irland 2014. 88 Minuten. Kinostart: unbekannt.
Mit: David Wilmot, Maisie Williams, James Nesbitt, Kerry Condon, Steven Mackintosh, Patrick Gibson u.v.a. Drehbuch: Brendan Heery und Niall Heery. Regie: Niall Heery.
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Der erste Schritt
Ray (David Wilmot) ist ein Außenseiter, der in seinem Auto wohnt. Als sein alter Vater im Sterben liegt, beschließt Ray, den Kontakt zu seiner Ex-Freundin Alice (Kerry Condon) und der gemeinsamen Tochter Abbie, die er vor 12 Jahren verlassen hatte, wieder aufzunehmen. Doch vor allem Alice Ehemann, der Sportlehrer und Motivationscoach Frank McGunn (James Nesbitt) und Abbie (Maisie Williams) selbst, die auch mit der Hilfe ihres Sitefvater mittlerweile zur erfolgreichen Langstreckenläuferin geworden ist, sind wenig begeistert von der Anwesenheit des Zurückgekehrten, der nach einem Selbstmordversuch einige Jahre in der Psychiatrie verbracht hat. Mit guten Absichten versucht Ray sich mit „seiner“ Familie wieder zu vereinen.
Ray und seine Tochter Abbie
2006 veröffentlichte der irische Regisseur Niall Heery seinen Erstling Small Engine Repair, über einen erfolglosen Countrymusiker, gespielt von Game Of Thrones-Darsteller Iain Glen. Im Zentrum von Heerys zweitem Spielfilm steht erneut ein Loser: der quasi obdachlose Ray, der nach Suizidversuch und langen Aufenthalten in Heilanstalten auch Jahre später noch nicht ins Leben wirklich zurückgefunden hat. Ausgerechnet bei Ex-Freundin und Teenager-Tochter, für welche er ihr ganzes bisheriges Leben lang nicht als Vater da war, möchte Ray einen Neuanfang wagen, was natürlich allerlei Schwierigkeiten mit sich bringt.
Gold ist ein sympathischer kleiner Film mit zwei großen Stärken: zum einen das starke, authentische Schauspieler-Quartett – David Wilmot (Die Tudors, Shadow Dancer) als Ray, Maisie Williams (Game Of Thrones) als Abbie sowie James Nesbitt (bekannt u.a. als Zwerg Bofur in der Hobbit-Trilogie) als Frank und Kerry Condon (Rom) als Abbies Mutter Alice – dem man als Zuschauer sehr gerne bei der Arbeit zusieht.
Zwar ist die Thematik des Films gar nicht lustig und im Verlauf gibt es auch immer wieder ernste Szenen, doch sorgen die durch Rays Anwesenheit verursachten Irritationen immer wieder für Szenen von herrlicher Situationskomik (der zweite große Pluspunkt), die ein wenig kaschieren, dass die Story von Gold recht einfach gestrickt ist. Zu den humoristischen Höhepunkt zählen vor allem die immer wieder eingestreuten Motivations- und Lehrvideos von Frank, die mit zunehmender Laufzeit des Films immer mehr im krassen Gegensatz zur eigentlichen Handlung stehen. Als musikalische Untermalung für Abbies Läufe durch die irische „Wildnis“ dient übrigens das peruanische Volkslied El Condor Pasa.
Leider hat Gold bisher weder einen deutschen Kinostart noch ist hierzulande eine Heimkino-Veröffentlichung in Sicht. Als UK-Import ist Niall Heerys zweiter Spielfilm (mit englischen Untertiteln) aber erhältlich.
Fazit: Sympathische, kleine, irische Komödie mit starker Besetzung und trotz ernster Thematik vielen lustigen Szenen. 8 von 10 Punkten.
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Abbies Mutter Alice und Stiefvater Frank
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Marius Joa, 31. Januar 2016. Bilder: Sony Pictures Home Entertainment.
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