Grabgeflüster – Liebe versetzt Särge

Komödie, GB 2002. Regie: Nick Hurran. 97 Minuten. FSK ab 12
Mit: Alfred Molina, Brenda Blethyn, Robert Pugh, Naomi Watts, Lee Evans, Christopher Walken u.a.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben? Nicht immer. Dreißig Jahre lang bekam der Bestattungsunternehmer Boris Plotz (Alfred Molina) Herzklopfen, wenn er nur an seinen Jugendschwarm Betty (Brenda Blethyn) dachte, inzwischen brave Stadtratsgattin. Hatte er doch auf Grund seiner Schüchternheit bei einem Schulball im Jahr 1964 verpasst, sie zum Tanzen aufzufordern.

Heute ist sie also mit Hugh Rhys-Jones (Robert Pugh) verheiratet, einem eitlen Fatzken, der es mit der Treue überhaupt nicht genau nimmt und eine heimliche Affäre mit Meredith (Naomi Watts) hat, einer mörderisch durchtriebenen Blondinen, die notfalls über Leichen geht und plant, seine Ehefrau mit einem Drink zu vergiften.

Dazu kommt es allerdings erst gar nicht. Da sich Betty auf keinem Fall von ihrem Mann scheiden lassen will, auf der anderen Seite aber mit Boris ein neues Leben beginnen möchte, beschließen beide, Bettys Tod zu inszenieren. So stürzt sie also bei einem Dorffest von der Klippe, der Arzt stellt ihren Tod fest und Boris darf sie beerdigen. Einziges Problem: Hugh, mittlerweile ja ein „freier Mann“, gesteht der nach seiner Meinung toten Ehefrau die Affäre mit Meredith und freut sich hämisch, nun Bettys Lebensversicherung einstreichen zu können und für immer ausgesorgt zu haben.

Klar, dass Betty sich das nicht gefallen lassen kann. Und so sinnt sie zusammen mit Boris und Frank Featherbed (Christopher Walken), einem anderen Bestattungsunternehmer des Ortes, auf Rache. Eine horrorfilmähnliches Ende bildet den Abschluss der britischen Komödie von Regisseur Nick Hurran.

Parallel erzählt wird die Geschichte des Bestatters Frank Featherbed und seinem Kompagnon Delbert Butterfield (Lee Evans), die in der Kleinstadt Wrottin-Powys ein Konkurrenzunternehmen zu Boris Plots gegründet haben und – nach amerikanischem Vorbild – Bestattungen als große Show anbieten. So wird eine Frau, die ihr Leben lang im Geheimen Star Trek und Mr. Spock-Fan war, in Uniform und mit spitzen Ohren bestattet – Schocks bei den trauernden Verwandten und beim Ehemann sind garantiert.

„Grabgeflüster“ ist keine Komödie wie jede andere, sondern „eine Komödie, die unter die Erde geht“. So stehen absurde Situationskomik, Herzenswärme, Romantik und Zuversicht nahe beieinander. Auf jeden Fall bekommt der Kinobesucher genügend Chancen, sich vor Lachen zu biegen. Eine typisch britische Komödie a „Monty Python“ ist der Film aber nicht. Trotz des Themas ‚inszenierter Tod’ bleibt der schwarze Humor leider etwas auf der Strecke. Dennoch: Für den Freund des eher ruhigen Kinos ist „Grabgeflüster“ (Originaltitel: Plots with a View) ein absolutes Muss. 7/10.

Johannes Michel, 12.07.2003


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