Mit dem 15. Film des „Marvel Cinematic Universe“ (dem dritten in Phase 3) erleben Star-Lord und seine Gefährten ihr zweites, furioses Weltraumabenteuer: Guardians Of The Galaxy Vol. 2.
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Guardians Of The Galaxy Vol. 2
Science-Fiction-Abenteuer USA 2017. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 136 Minuten. Kinostart: 27. April 2017.
Mit: Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Michael Rooker, Karen Gillan, Pom Klementieff, Sean Gunn, Elizabeth Debicki, Chris Sullivan, Kurt Russell u.a. Drehbuch und Regie: James Gunn. Nach Comics von Dan Abnett und Andy Lanning.
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Ironisches Inferno
Nachdem die Guardians Peter Quill/Star-Lord (Chris Pratt), Gamora (Zoe Saldana), Drax (Dave Bautista), Rocket (Originalstimme: Bradley Cooper) und Baby Groot (Originalstimme: Vin Diesel) für das stolze Volk der Sovereign ein Tentakelmonster zur Strecke gebracht haben, erhalten sie eine Belohnung von Hohepriesterin Ayesha (Elizabeth Debicki), nämlich Gamoras fiese Adoptivschwester Nebula (Karen Gillan) als Gefangene. Doch mit der Ruhe für die knallharten fünf Weltraumhelden ist es bald vorbei. Denn Rocket hat die Sovereign bestohlen und die machen nun Jagd auf die Guardians. Wie gut, dass mit Ego (Kurt Russell) Peters Vater auftaucht, um seinen Sohn sowie dessen Gefährten aus einer misslichen Lage zu befreien. Ayesha hat unterdessen Star-Lords Ziehvater Yondu (Michael Rooker) und seine Ravagers auf die Guardians angesetzt…
Seitdem sich das Erfolgsrezept eingespielt hat, glänzt das Marvel Cinematic Universe (MCU) nicht gerade durch Abwechslung oder Kreativität. Selbst die immens aufwändigen Actionszenen werden völlig austauschbar abgehandelt. Zwar brachte der frühere Indie-Filmemacher James Gunn (Super) mit Guardians Of The Galaxy (2014) eine spaßige und heterogene Truppe auf die Leinwand, aber darüber hinaus funktionierte alles nach allzu bekanntem Schema. Da erscheint es äußerst erfreulich, dass Teil 2 der ironischen Space Opera im Vergleich zum Vorgänger etwas mehr Spaß macht und das obwohl auch hier das gigantische Blockbuster-Rad nicht neu erfunden wird.
Teil 1 hatte (aus meiner Sicht) das große Problem, dass es zwar interessante und schräge Charaktere gab, diese aber nicht wirklich ausgearbeitet wurden. Dieses Versäumnis kompensiert „Vol. 2“ gut. Die Eigenheiten der Guardians und ihre Beziehungen untereinander erhalten viel Platz. Leider wird dadurch über weite Strecken die Story etwas vernachlässigt. Innerhalb der bisweilen dysfunktionalen Familie von eigenwilligen Typen nimmt das von Vin Diesel wortgewandt gesprochene Baby Groot klar die Rolle des Kindes ein. Denn der kleine Baummensch hat meist nur Unsinn im Kopf, etwa in der Szene als Peter, Gamora, Drax und Rocket im Hintergrund ein riesiges Tentakelmonster bekämpfen während Groot im Vordergrund zu Mr. Blue Sky von Electric Light Orchestras das Tanzbein schwingt. Der Soundtrack zelebriert anhand des zweiten „Awesome Mix“ natürlich wieder alte Hits aus den 1970ern und 1980er, wirft dadurch einen verklärten Blick auf Peter Quills Kindheit. Sein großes Idol David Hasselhoff hat nicht nur einen Cameo, sondern trällert auch den Abspann-Song. Daneben treten Sylvester Stallone, Michelle Yeoh und Ving Rhames (Mission: Impossible) in Mini-Rollen auf.
Regisseur James Gunn und sein Team lassen ein Effekte-Inferno auf den Zuschauer los, welches für drei oder vier weitere Filme reichen würde, wobei man hier den seltenen Fall hat, dass die dritte Dimension trotz Konvertierung wirklich überzeugt. Dass es in dieser CGI-Orgie nicht langweilig oder die Szenerie allzu dramatisch wird liegt freilich an der fast ständigen ironischen Durchbrechung der heiklen Situationen. „Vol. 2“ leht in dieser Hinsicht sogar noch eine Schippe drauf.
Zum x-ten Mal im MCU gibt es nur einen äußerst mäßigen Bösewicht. Bevor diese aufwändige und umfangreiche Filmreihe einen überzeugenden Antagonisten (der nicht Loki heißt) bieten kann, wird wohl das reale Universum implodieren oder die Hölle zufrieren. Aber warten wir erst noch die nächsten Streifen ab. Den Guardians würde es jedenfalls gut tun, wenn sie auch weiterhin innerhalb des großen Ganzen für sich alleine agieren und nicht zu Nebenfiguren im nächsten „Avengers“-Film degradiert werden.
Fazit: Guardians Of The Galaxy Vol. 2 ist über weite Strecken hemmungslos überladen, macht aber dank der liebevollen Figurendynamik und der ironischen Brechung viel Spaß. 7 von 10 Punkten.
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Rocket und Baby Groot
Drax und Mantis
Kurt Russell als Peter Quills Vater
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Marius Joa, 30. April 2017. Bilder: Marvel/Disney.
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