Mit den Vorschusslorbeeren vom diesjährigen Fantasy Filmfest läuft Gunpowder Milkshake seit Donnerstag in den deutschen Kinos. Doch wie gut funktioniert der Auftragskiller-Actioner mit prominenter weiblicher Besetzung (u.a. Karen Gillan, Lena Headey)?
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Gunpowder Milkshake
Actionfilm USA, Deutschland, Frankreich 2021. FSK: keine Jugendfreigabe. 114 Minuten. Kinostart: 2. Dezember 2021.
Mit: Karen Gillan, Chloe Coleman, Lena Headey, Angela Bassett, Carla Gugino, Michelle Yeoh, Paul Giamatti, Ralph Ineson, Adam Nagaitis u.a. Drehbuch: Navot Papushado und Ehud Lavski. Regie: Navot Papushado.
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Mama, die Auftragskiller und ich
Vor 15 Jahren verschwand Auftragskillerin Scarlet (Lena Headey) und ließ ihre junge Tochter Sam (Freya Allen) in der Obhut ihres Chefs Nathan (Paul Giamatti). Mittlerweile ist die erwachsene Sam (Karen Gillan) selbst eine renommierte Hitwoman, welche selbst die schwierigsten Jobs erledigen kann. Doch bei ihrem jüngsten Auftrag hat Sam dummerweise den Sohn des Mafiabosses Jim McAlester (Ralph Ineson) getötet, der nun Jagd auf sie macht. Außerdem geht ein weiterer Job schief und Sam sieht sich plötzlich als Beschützerin eines unschuldigen achtjährigen Mädchens namens Emily (Chloe Coleman). Nathan, der die Personalabteilung der ominösen „Firma“ leitet, sieht sich gezwungen, Sam die Unterstützung zu versagen. Sam bittet Anna May (Angela Bassett), Florence (Michelle Yeoh) und Madeleine (Carla Gugino) um Hilfe. Die drei Frauen betreiben eine Bibliothek, welche allerdings nur als Tarnung für ein Waffenlager dient. Bald taucht auch Sams Mutter überraschend wieder auf…
Mit Rabies (OT: Kalevet; 2010) drehte der israelische Filmemacher Navot Papushado (geboren 1980) gemeinsam mit seinem kreativen Partner Aharon Keshales einen der wenigen israelischen Horrorfilme. 2013 folgte mit Big Bad Volves die zweite gemeinsame Arbeit des Duos. Papushados dritter abendfüllender Spielfilm Gunpowder Milkshake wurde von Juni bis August 2019 in Berlin gedreht. Darin kämpft eine junge Auftragskillerin gemeinsam mit ihrer Mutter und deren alten Weggefährtinnen gegen eine ganze Armee von Mafia-Schergen. In Person von Karen Gillan (Amy Pond aus Doctor Who und Nebula aus dem Marvel Cinematic Universe), Lena Headey (Game of Thrones, Terminator: The Sarah Connor Chronicles) sowie Angela Bassett (Black Panther, Strange Days), Carla Gugino (Watchmen) und Michelle Yeoh (Tiger & Dragon) wartet die Besetungsliste mit einigen namhaften Darstellerinnen auf. Diese Frauenpower kann aber kaum darüber hinwegtäuschen, dass der Film inhaltlich im Grunde nichts zu bieten hat.
Die Freigabe ab 18 Jahren lässt erahnen, dass es bei den Fights und Schusswechseln nicht zimperlich zugeht. Die zahllosen Kampfszenen sind gekonnt choreographiert und auch wenn wir es hier nicht mit einem großen Splatterfest zu tun haben, so erweist sich die Gewaltdarstellung als überaus konsequent. Es macht Spaß den erwähnten Damen der Schöpfung beim Kämpfen zuzusehen, auch wenn sich diese Sequenzen immer wieder sehr brachial und schmerzhaft gestalten. Bei einem waschechten Actionfilm erwartet man natürlich keine ausgeklügelte Story oder gut ausbalancierte Figuren. Was Papushado und sein Co-Autor Ehud Lavski aber diesbezüglich abliefern gestaltet sich absolut dürftig und selbst bei geringer Erwartungshaltung als total enttäuschend. Das Drehbuch (falls man es so nennen mag) macht sich nicht einmal die Mühe, das Setting in irgendeiner Form auszuarbeiten. Sam arbeitet wie früher ihre Mutter für eine dubiose Organisation namens „Die Firma“ (nicht zu verwechseln mit der von John Grisham), von der man nichts weiß, außer dass diese von Anzugträgern geleitet wird und aus unbekannten Gründen Leute umbringen lässt. Sams Mutter Scarlett und die drei Damen aus der Bibliothek haben früher zusammengearbeitet, aber weder über Scarletts Biographie noch die ihrer früheren Mitstreiterinnen erfährt man etwas Nennenswertes. Auch die männlichen „Figuren“, darunter Sams Aufftraggeber Nathan (Paul Giamatti, Sideways) und Mafiaboss Jim McAlester (Ralph Ineson, Game of Thrones – Staffel 2) bekommen keine Hintergrundgeschichte, was ihre Motive umso beliebiger wirken lässt.
Auch beim Humor kann Gunpowder Milkshake nur bedingt überzeugen, da die wenigen gelungenen Gags/Sprüche fast alle bereits im Trailer verpulvert wurden. Insgesamt erinnerte mich der Film sehr an R.E.D., jenen Streifen über pensionierte Top-Agenten von Robert Schwentke, mit dem Unterschied dass man sich bei diesem Werk bei der Story wenigstens etwas Mühe gegeben hat. Trotz eines schwachen Einspielergebnisses und berechtigerweise mäßigen Kritiken soll bereits an einer Fortsetzung gewerkelt werden. Doch eigentlich müsste man die ganze Geschichte nochmal komplett neu aufziehen, nur eben ohne die völlige Inhaltsleere. Was dieser Auftragskiller-Actioner überhaupt im Kino zu suchen hat, erschloss sich mir durch die Sichtung auch nicht wirklich. Klares Material für DVD, BluRay und Streaming.
Fazit: Streckenweise unterhaltsamer, brachial gefilmter Actionkracher mit überwiegend weiblicher Besetzung, der allerdings inhaltlich überhaupt nichts zu bieten hat. 5 von 10 Punkten.
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Die drei von der Krankenstation
Die drei Damen aus der Bibliothek
Nathan
Mutter und Tochter kämpfen gemeinsam
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Marius Joa, 5. Dezember 2021. Bilder: Studiocanal.
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