Feed the Reapers

Bei den Eröffnungstagen des Antikyno von Nisan Arikan und Lars Henriks (20.-23.04.2023) wurden nicht nur Werke des Filmemacher-Paares gezeigt, sondern auch Genre-Produktionen anderer Filmschaffender, wie der mittellange Spielfilm Feed the Reapers von Gero Samrey.  

Feed the Reapers
Horrorthriller Deutschland 2023. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. 41 Minuten.
Mit: Susen Ermich, Anni Adler, Daniel Brach, Fredderik Collins, Matthias „Moloch“ Schmidt u.a. Nach einer Kurzgeschichte von Gero Samrey. Drehbuch: Robert Gryczka. Regie: Gero Samrey.



Frischfleisch für den Schnitter?

Kim (Susen Ermich) und ihr Freund (Daniel Brach) sind ständig auf der Suche nach dem ultimativen Kick und wollen daher eine Nacht in einem verfallenen Gebäude verbringen, welches früher eine Nervenheilanstalt beherbergte. In diesem Krankenhaus soll vor Jahren eine junge Frau auf grauenvolle Weise gestorben sein. Kurz nach ihrer Ankunft muss das Paar feststellen, dass sie nicht allein sind. Unterdessen kämpft Nancy (Anni Adler) um das Leben ihrer todkranken Schwester. Der umstrittene Spezialist Dr. Hoffman (Fredderik Collins) hat eine neue experimentelle Methode entwickelt, welche den Hirntumor von Nancys Schwester ausmerzen könnte. Die letzte Hoffnung für die dem Tode nahe junge Frau…

Das Antikyno, eine Location für kleine, handgemachte Filme und besondere Theaterprojekte wurde vom 20. bis 24. April 2023 im Hamburger Stadtteil Harburg eröffnet. Die Eigentümer, das Filmemacher-Paar Nisan Arikan und Lars Henriks, zeigten nicht nur eigene Werke, wie die Horrorkomödie Birthright (über eine hochschwangere Hexe und ein Ritual) und die Miniserie F60 Kamikaze (ein über fünf Jahre produziertes Jugenddrama), sondern am letzten der Opening Days auch Werke anderer Filmschaffender. Nach einem Kurzfilmblock mit drei iranischen Beiträgen und einem deutschen kamen die Zuschauer*innen in den Genuss von Feed the Reapers von Gero Samrey.

Der 37jährige Samrey kommt wie auch Lars Henriks aus dem Hamburger Umland, nämlich aus Uelzen. Im dortigen Central Theater feierte sein Film im März diesen Jahres Premiere. Dreharbeiten und Nachproduktion zogen sich über einen Zeitraum von fünf Jahren hin, weil die Beteiligten das Projekt neben ihrem Hauptberuf oder anderen Produktionen stemmten. Gero Samrey etwa arbeitet eigentlich als Krankenpfleger. Die erste Story-Idee hielt er in einer Kurzgeschichte fest, welche von Robert Gryczka in ein Drehbuch adaptiert wurde. Als Schauplatz für die verfallene Heilanstalt diente eine ehemalige Tuberkulose-Klinik in Sorge, einem kleinen Ort im Harz.

Vom Inhalt und Stil her wirkt Feed the Reapers auf mich (auch aufgrund der Länge knapp über der Mindestlaufzeit von 40 Minuten für einen Spielfilm) wie eine Episode eines Anthologie-Films, welche wiederum die Verfilmung einer Groschenroman-Story darstellt, was aber nicht despektierlich klingen soll. Im Gegenteil, der kurze, intensive Streifen dürfte Horror-Fans viel Spaß bereiten. Dabei geizen Samrey und sein Team nicht mit Kunstblut und Gore-Effekten, doch verkommen die gelungenen SFX nie zum Selbstzweck.        

Das Setting mit der alten Klinik, einem waschechten „lost place“ wie ihn Fotografen dieser besonderen Orte lieben, macht fast schon die halbe Miete aus. Und dass obwohl sich Teile der Handlung tagsüber abspielen. Die Kameraführung von Timm Jost und Daniel Tornow besticht nicht nur durch stimmungsvolle Bilder, sondern auch überaus virtuose Perspektiven. Zusammen mit dem brachialen Metal-Score wähnt man sich hier auch zeitweise fast wie in einem blutigen Musikvideo. Sich selbst zu ernst nimmt sich der Film zu keiner Zeit und unterhält im Finale sogar mit genüsslicher Überzeichnung. Wenn die Frauenfiguren sich entschlossener und widerstandsfähiger als die männlichen Charaktere zeigen, dann werden althergebrachte Horrorfilm-Klischees dezent umgekehrt.

Regisseur Gero Samrey (auch zuständig für Produktion und Schnitt), Drehbuchautor Robert Gryczka (auch Regieassistent) und der zwei Meter große Matthias Schmidt, Darsteller des finsteren Reapers, der unter seinem Künstlernamen Moloch schon in einigen Horror-Streifen mitgewirkt hat, beantworteten nach der Vorführung Fragen zu ihrem Werk. Moloch hatte zudem sein Reaper-Kostüm dabei und stand für Fotos zur Verfügung.   

Nach der Uraufführung in Uelzen im März 2023 und dem Screening bei den Antikyno Opening Days in Hamburg-Harburg im April wird Feed the Reapers auch auf dem diesjährigen Weekend of Fear (9. bis 10. Juni 2023) in Erlangen gezeigt.

Fazit: Stilsicher inszenierte, blutige Horror-Featurette mit echtem B-Movie-Charme. 7 von 10 Punkten.



Marius Joa, 14. Mai 2023. Bilder: Samrec.ordz.


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