Zum zweiten Mal schickt Eli Roth Jugendliche in die Slowakei, wo sie Menschenschlächtern zum Opfer fallen sollen. Johannes Michel war im Kino und schreibt, warum Roth selbst aber auch die FSK eine ordentliche Fortsetzung gefährdet haben.
Hostel 2
Horror, USA 2007. FSK: keine Jugendfreigabe. 92 Minuten.
Mit: Lauren German, Heather Matarazzo, Bijou Phillips, Roger Bart, Richard Burgi, Vera Jordanova, Milan Knazko, Stanislav Ianevski u.a. Regie: Eli Roth.
Verstümmeltes Horrorkino
Vergangenes Jahr klingelten die Kinokassen bei Hostel. Hat ein Film erst einmal die Planzahlen deutlich übertroffen, ist eine Fortsetzung nur noch eine Frage der Zeit. Eli Roth hat gerade einmal anderthalb Jahre gebraucht, um den Nachfolger – irgendwie erinnert und das an die Saw-Reihe –, Hostel 2, auf die Beine zu stellen.
Die drei Amerikanerinnen Beth (Lauren German), Lorna (Heather Matarazzo) und Whitney (Bijou Phillips) studieren Kunst in Rom. Während des Unterrichts lernen sie Axelle (Vera Jordanova) kennen, die sie für einige entspannende Tage in die Slowakei lockt. Wellness und Party stehen zwar zu Beginn im Vordergrund. Bald wird aber eine nach der anderen entführt, denn die Unterkunft dient als Nachschublager für eiskalte Verbrecher, die ihre Entführungsopfer an reiche Sadisten verkaufen, die ihre „Erwerbungen“ dann bis zum Tod foltern.
Kunden: Stuart (Roger Bart) und Todd (Richard Burgi) im Folteroutfit.
Fortsetzungen haben des tendenziell schwer. Das gilt natürlich auch für Hostel 2, von dem die Zuschauer, unverblümt ausgedrückt, noch eine Steigerung bezüglich Spannung, Gewalt und Schockmomenten erwarteten. Zwar war doch schon Hostel nichts für zart beseidete Gemüter gewesen, dennoch: etwas mehr wird immer gern genommen.
Die FSK allerdings schob dem direkt einen Riegel vor. Internetquellen berichten von knapp fünf gekürzten Minuten, und das, obwohl der Film in Deutschland ohne Jugendfreigabe läuft. Ein Skandal und ein Affront gegen die Fans. Wen es interessiert, der kann über einschlägige Suchmaschinen und den Begriff „Schnittbericht“ so einiges finden. Ob und mit oder ohne Schnitt: Die Splatterszenen in Hostel 2 zeigen sich deutlich zurückhaltender als noch im Vorgänger. Zwar sind auch durchaus harte Szenen wie die „Amputation“ eines männlichen Glieds dabei, dennoch werden sie wohl keinen wirklich schockieren, sondern vielmehr ekeln.
Vollkommen vergleichbar mit dem ersten Sequel ist aber die langatmige Story. Auch Hostel 2 braucht etwa die Hälfte der Laufzeit, um in Fahrt zu kommen. Bis die Studentinnen von Rom in die Slowakei gereist sind, ihr Jugendherbergszimmer beziehen und erst einmal Party und Wellness über sich ergehen lassen, sind gut und gerne 50 Minuten vorbei. Zwar wird über die beiden Geschäftsmänner Stuart und Todd schon einmal die Geschichte in Schwung gebracht, für einen Film dieses Genres dauert es aber eindeutig zu lang.
Die Kunden Stuart und Todd sind eine eindeutige Stärke des Films. Als die Entführer aus dem „Hostel“ gemeldet bekommen, dass neue Opfer angekommen sind, tickt die Auktionsbörse. Wie bei Ebay steigern sich die Interessenten nach oben, ob gerade im Büro per Computer oder auf dem Golfplatz per Handy. Schließlich erhalten Stuart und Todd den Zuschlag und fliegen in die Slowakei – getarnt als Geschäftsreise natürlich. Während Stuart sich zuerst zurückhält, das obligatorische Tattoo (ein Bluthund) verweigert und gerne aussteigen würde, ist Todd von seinem Tun (das aber noch vor ihnen liegt) überzeugt. Als es dann ans Eingemachte geht und Todd sein Opfer lebensgefährlich verletzt (obwohl er sie nur einschüchtern wollte), macht er einen Rückzieher und wird somit, da er die Grundlagen des Vertrags nicht erfüllt hat, selbst zum Opfer. Stuart hingegen, der massive Probleme mit seiner Ehefrau hat und eigentlich ein vollkommenes Weichei ist, wird zum perversen Killer. Nicht zufällig ähnelt sein Folteropfer Beth seiner Frau mehr als deutlich.
Ebenfalls interessant: Der Zuschauer erhält, etwa durch die Auktion, Einblicke in die Funktionsweise des kriminellen Netzwerks. Nach Hostel 2 ist noch einmal mehr vorstellbar, dass derartige Mafias wirklich existieren könnten.
Genug der Lobesworte. Hostel 2 ist deutlich schwächer als sein Vorgänger. Einzig und allein die „Reflexion“ ist hinzugekommen. Schauspielerisch wird sicher keiner Glanzleistungen erwartet haben, also wird auch niemand enttäuscht. Wer sich für das Gerne interessiert, sollte sich den Film aber auf jeden Fall anschauen. Wer Hostel noch nicht kennt, ist damit aber besser bedient.
Fazit: „Update“ des ersten Teils, in der geschnittenen Version nicht schockierend. Warten wir auf die DVD-Ausgabe. 5 von 10 Punkten.
Entführt, in Erwartung ihres Schlächters: Whitney.
Noch läuft der Urlaub angenehm.
Wird gleich mit einer Sense „bearbeitet“: Lorna.
Johannes Michel, 02. Juli 2007. Bilder: Sony Pictures.
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