Konferenz der Tiere… Nicht nur ein Germanist denkt sofort an eine Kindergeschichte von Erich Kästner, die sich eigentlich so gar nicht an Kinder richtet, sondern die Erwachsenen anklagen und aufmerksam machen will. Ob der aktuelle Kinofilm damit überhaupt etwas zu tun hat, beantwortet Johannes Michel.
Konferenz der Tiere (3D)
Trickfilm, Deutschland 2010. FSK: ohne Altersbeschränkung. 93 Minuten. Deutscher Kinostart: 7. Oktober 2010
Synchronstimmen: Ralf Schmitz, Thomas Fritsch, Christoph Maria Herbst, Bastian Pastewka, Oliver Kalkofe u.a. Regie: Holger Tappe, Holger Klooss
Nur für Kinder
Ein deutscher Film, der in New York endet? Tiere, die sich in der Wüste zusammenrotten, um einen monströsen Staudamm der Menschen einzureißen? Das klingt irgendwie nicht nach Erich Kästner, der aber sogar auf dem Poster als Inspirationsquelle erwähnt wird. In Ordnung, damit könnte sich der Kinobesucher noch abfinden. Mit einigen anderen Dingen aber sicher nicht.
Die Tiere in der afrikanischen Savanne warten, wie jedes Jahr, auf Wasser. Immer nach der Trockenzeit baute sich bisher ein reißender Fluss auf, der das Tal mit Leben füllte – nur diesmal will das Wasser einfach nicht kommen. Dies führt zu Streit unter den Tieren. Erdmännchen Billy möchte der Sache auf den Grund gehen und überredet schließlich seinen Kumpel, den Löwen Sokrates, mit ihm ins „Tal des Todes“ zu wandern. So nennen die Tiere die Schlucht, aus der das Wasser normalerweise ausströmt, in die sich aber während der Trockenzeit niemand hinein traut. Die beiden bleiben aber nicht alleine, denn aus allen Erdteilen gesellen sich andere Tiere dazu, die irgendwie vom Menschen in ihrer Lebensweise beeinträchtigt wurden: Ein Hahn, der fast auf dem Teller gelandet wäre, Schildkröten, die ihre Heimat wegen einer Ölpest verloren haben und eine Eisbärendame, der ihr Land unter den Füßen weggeschmolzen ist – um nur einige zu nennen. Sie alle entdecken schließlich, dass der Mensch mit einem Staudamm das Tal vom Wasser abgeschnitten hat und beschließen, dagegen vorzugehen.
Löwe Sokrates und Erdmännchen Billy planen, wie sie wieder an Wasser kommen.
Nein, mit Worten zur 3D-Technik soll diese Filmkritik nicht beginnen. Auch in Zeiten modernster Technik steht bei einem guten Film die Story im Vordergrund, und die ist bei Konferenz der Tiere an derart vielen Stellen hanebüchen, dass diese Unzulänglichkeiten auch die Kritik einläuten sollen: Ein Öltanker läuft auf Grund und verliert seine Ladung, weil der Kapitän betrunken ist. Ein Motorrad-Rocker wirft in Australien eine Glasflasche weg und löst damit einen Flächenbrand aus. Oder: Einer Eisbärendame schmilzt das Eis, ja, die Formulierung passt, regelrecht unter dem Hintern weg. Genau. Solche Übertreibungen kommen vielleicht bei Kindern an, lassen den erwachsenen Zuschauer aber völlig kalt.
Mit Erich Kästners Vorlage hat der Film in keinster Weise etwas zu tun. Während sich Kästner gegen Kriege auflehnt und eine pazifistische Botschaft rüberbringen will, geht es den Filmemachern nur um „Öko“. Und das setzen sie dermaßen plakativ um, dass selbst Greenpeace die Konferenz der Tiere kaum als ernstzunehmenden Werbefilm akzeptieren könnte. Und, die Frechheit kommt zum Schluss: Natürlich sitzen die Vereinten Nationen in New York, aber muss bei einem deutschen Film die ganze Tierschar am Ende in New York einziehen? Kann es nicht auch Berlin oder wenigstens eine andere europäische Hauptstadt sein? Ein bisschen Nationalismus darf schon sein…
Nun zur Technik. Perfekt ist Konferenz der Tiere nicht, denn die Natur treffen die Tricktechniker zwar gut, mit Menschen & Co. haben sie aber ihre Probleme. Das wird besonders deutlich, als die Tiere den Staudamm überwinden und ein Luxushotel vorfinden, in dem gerade die Staatsmänner der Welt tagen. Mehr als eine Handvoll Leute sind nie zu sehen, alles wirkt leer, lieblos, trist. Selbst im Pool schwimmt nie ein Gast. Im Vordergrund steht natürlich die 3D-Technik, die auch gut funktioniert, auf den zweiten Blick aber nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Denn schon nach wenigen Minuten hat sich der Zuschauer derart daran gewöhnt, dass der Aha-Effekt ausbleibt. Und dass ab und zu ein Gewehr aufs Publikum gerichtet wird oder ein paar Wassertropfen in die Zuschauermenge fliegen, interessiert dann auch nicht mehr.
Fazit: Öko-Story mit Belehrungseffekten, die allerdings höchstens bei kleinen Kindern funktionieren dürfte. Ansonsten ein solider Zeichentrickfilm, der aber unter seinen Möglichkeiten bleibt und daher im Durchschnitt versinkt. Einen Punkt Abzug gibt’s noch für den überflüssigen 3D-Hype. 4 von 10 Punkten.
Sympathieträger: Die alten Schildkröten.
Nein, so sehen Tiere eigentlich nicht aus…
Billy flüchtet vor den Büffeln, nachdem er Wasser geklaut hat.
Johannes Michel, 13. Oktober 2010. Bilder: Constantin
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