Krieg der Welten

Science-Fiction-Thriller, USA 2005. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 116 Minuten.
Mit: Tom Cruise, Dakota Fanning, Tim Robbins, Miranda Otto, Justin Chatwin u.a. Regie: Steven Spielberg, Buchvorlage: H.G. Wells

Niemand hätte zu Beginn des 21. Jahrhunderts geglaubt, dass diese Welt von einer außerirdischen Macht beobachtet wird, die der Menschheit weit überlegen ist. Und während die Menschen ihren vielfältigen Beschäftigungen und alltäglichen Interessen nachgehen, blicken eiskalte und mitleidlose Wesen voller Neid und Missgunst auf die Bewohner des Planeten Erde. Und so schmieden sie aus den unendlichen Tiefen des Weltalls ihre grausamen Pläne gegen die Menschheit, die sich ihrer uneingeschränkten Herrschaft stets gewiss war: Eine gewaltige Invasion und unvorstellbare Schlacht soll die Existenz der gesamten Erde für immer vernichten!

Dass „Krieg der Welten“ am laufenden Band mit „Independence Day“, dem Emmerich-Blockbuster aus den 90er Jahren, verglichen wird, verwundert niemanden. Die Geschichten gleichen sich auf den ersten Blick nahezu: böse Aliens kommen auf die Erde und wollen die Menschheit vernichten.
Das wars aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Im Mittelpunkt von „Krieg der Welten“ steht Ray Ferrier (Tom Cruise) als ein Familienvater, der bisher in allen Belangen versagt hat. Von seiner Frau ist er geschieden, die beiden Kinder mögen ihn nicht besonders und das erste, was er am Ende eines Arbeitstages macht ist, sich aufs Ohr zu legen anstatt sich um die Kinder zu kümmern und vielleicht für eine warme Mahlzeit zu sorgen.

Sämtliche Autos wurden durch den Angriff lahmgelegt.

Als die Aliens schließlich auf die Erde kommen und mit elektromagnetischen Blitzen alle elektronischen Geräte außer Gefecht setzten – und damit auch alle Verkehrsmittel inklusive der Autos, die heute bekanntermaßen ebenfalls stark Elektronik lastig sind – gelingt es ihm gerade noch rechtzeitig mit seinen beiden Kindern, die er übers Wochenende bei sich hat, zu fliehen – in einem geklauten Auto, das schon repariert worden war. Von diesem Zeitpunkt an beginnt eine Jagd quer durch die Vereinigten Staaten, immer auf der Flucht vor den Außerirdischen, die mit riesigen dreibeinigen Maschinen (im Original: Tripods) ganze Städte in Schutt und Asche legen.

Ray Ferrier erweist sich, insgesamt betrachtet, als Held für seine Familie, schafft er es doch, seine Tochter durchzubringen und am Ende sogar dem verloren geglaubten Sohn wieder zu begegnen. Für die Rettung der Welt leistet er allerdings nichts. Da wurden dem Filmfan in „Independence Day“ noch ganz andere Bilder gezeigt – unvorstellbar, dass der Held des Films nicht auch einen maßgeblichen Anteil am Sieg über die Außerirdischen hat.

„Krieg der Welten“ zeigt auf schockierende (und teilweise auch böse) Weise, dass sich die Filmindustrie in den vergangenen zehn Jahren gravierend weiter entwickelt hat. Menschen drehen hier offensichtlich durch, streiten sich mit Waffengewalt um ein noch funktionierendes Auto und schrecken dabei vor Verletzen und Verletzt werden nicht im Geringsten zurück. Dasselbe gilt für eine Szene, als Menschenmassen versuchen, noch rechtzeitig auf ein sich schon beim Auslaufen befindenden Schiffs zu gelangen. Gegenseitiges Erdrücken, Niedertrampeln und Wegstoßen ist hier an der Tagesordnung, genau wie im richtigen Leben. Zu beschönigen gibt es nichts.

Soweit die positiven Elemente und Eindrücke aus „Krieg der Welten“. Einige Negativpunkte gibt es aber auch anzuführen. Allem voran: der Film endet viel zu abrupt. Knapp 100 Minuten erlebt der Kinobesucher Hochspannung pur, und dann heißt es am Ende, dass die Aliens durch Viren umgekommen sind und die Menschheit einen Sieg errungen hat. Wie es aber genau dazu kommt, ob Menschen den Virus absichtlich in Umlauf gebracht haben oder ob es sich nur um einen gravierenden Zufall gehandelt hat, wird nicht mehr erklärt. Schade.

Genauso fallen einige Dinge auf, die Regisseur Steven Spielberg wohl übersehen haben muss. So gelingt es Ray Ferrier am Ende, seine Frau in Boston zu erreichen. Boston, nicht gerade eine Kleinstadt, scheint – zumindest in dem Gebiet, wo seine Ex-Frau wohnt – keineswegs von der Zerstörung durch die Dreibeiner betroffen zu sein. Warum?
Ebenfalls unrealistisch erscheint, dass Ray Ferrier und seine beiden Kinder beim Untergang der Fähre überleben, obwohl nur knapp hinter ihnen die sich aufbäumende Schiffsschraube allen Menschen um ihnen herum zum Verhängnis wird. Aber sei’s drum.

Fazit: „Krieg der Welten“ ist ein sehr guter Film, der leider etwas zu lax mit der Buchvorlage von H.G. Wells umgeht. Dennoch leisteten Regisseur und Schauspieler gute Arbeit, und für einen unterhaltsamen Abend sorgen die Aliens immerhin. Die Liste der DVD-Anschaffungen wird um einen Film erweitert. 8 von 10 Punkten.


Mit Blitzen griffen die Außerirdischen die Menschheit an. Zerstörung, wohin man blickt.

In einem alten Keller versteckt sich Ray Ferrier (Tom Cruise) mit seiner Tochter (Dakota Fanning, bekannt aus „Hide and Seek“).
Johannes Michel, 20. Juli 2005. Inhaltszusammenfassung: UIP


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Kommentare

4 Antworten zu „Krieg der Welten“

  1. Avatar von Marius Joa
    Marius Joa

    Zweite Filmkritik zu Krieg der Welten von Marius Joa:

    Der geschiedene Hafenarbeiter Ray Ferrier soll übers Wochenende auf seine beiden Kinder, den fast erwachsenen Robbie und die zehnjährige Rachel, aufpassen. Als es am Himmel merkwürdige Gewitter gibt und fast überall Blitze im Boden einschlagen, tauchen außerirdische Kriegsmaschinen daraus auf und starten ihren vernichtenden Feldzug gegen die Menschheit. Ray flieht mit seinen Kindern Richtung Boston, wo er seine Ex-Frau zu finden hofft…

    Eigentlich sollte Spielbergs Adaption des bekannten Roman von H.G. Wells erst 2007 in die Kinos kommen. Doch urplötzlich gaben die Macher im August 2004 grünes Licht und im November begannen die Dreharbeiten, die bis März dauerten. Eine ziemlich schnelle Sache also, in 10 Monaten einen 128-Millionen-Dollar-Blockbuster aus dem Bode zu stampfen. Leider merkt man das dem Film auch an.
    Die Story ist spannend erzählt und die guten Spezialeffekte machen Krieg der Welten zu einem teilweise beklemmenden Kinoerlebnis. Die Familiengeschichte wirkt recht nachvollziehbar. Konsequent wird der Film aus der Sicht von einfachen Bürgern erzählt, die einfach nur ums nackte Überleben kämpfen. Auf überzogenen Haudrauf-Patriotismus wie in Independence Day wird glücklicherweise verzichtet. Vor allem Tom Cruise als abgehalfterter Familienvater und Dakota Fanning als dessen verstörte Tochter wissen schauspielerisch zu überzeugen.
    Doch leider wirkt der Film völlig unabgerundet. Wie die Aliens besiegt werden konnte, wird nur am Ende durch ein schnelles Voice-Over erklärt. Trotz der vorhandenen Spannung wurde insgesamt zu wenig aus den Möglichkeiten gemacht, einen wirklich spektakulären Film über die vor der Vernichtung durch Außerirdische stehende Menschheit zu drehen. Alles wirkt ein wenig lieblos. Die Musik von Altmeister John Williams wirkt meist etwas übertrieben. Überzogen auch die Rolle von Tim Robbins als Guerillakämpfer im hauseigenen Keller.

    Fazit: Spannendes, aber oberflächliches Science-Fiction-Szenario. 5/10.

    Marius Joa, 20.07.05

  2. […] Hauptdarsteller und Produzent Tom Cruise um ein Jahr nach hinten verschoben, um stattdessen “Krieg der Welten” zu drehen. Dies führte dazu, dass die ursprünglich vorgesehenen Darsteller Carrie-Anne […]

  3. […] Josh Friedman (“Krieg der Welten“) hatte so seine Probleme, die vielen komplexen Handlungsstränge in einem Drehbuch […]

  4. […] an Independence Day (1997) von Roland Emmerich oder Stephen Spielbergs Version von H.G. Wells Krieg der Welten aus dem Jahre 2005. Ein solches Szenario lässt sich aber auch ohne große Effekte und Actionszenen […]

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