Fünf Jahre nach ihrem Langfilmdebüt, dem Psychohorror-Drama Saint Maud (2019), hat die britische Filmemacherin Rose Glass ihre zweite Regie-Arbeit veröffentlicht. Love Lies Bleeding erzählt die Geschichte einer Bodybuilderin auf der Durchreise und einer Fitnessclub-Managerin mit krimineller Familie.
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Love Lies Bleeding
Thriller/Drama UK, USA 2024. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 104 Minuten. Kinostart: 18. Juli 2024.
Mit: Kristen Stewart, Katy O’Bryan, Ed Harris, Anna Baryshnikov, Dave Franco, Jena Malone u.a. Drehbuch: Rose Glass und Weronika Tofilska. Regie: Rose Glass.
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Liebe, Wut und Muskeln
1989, irgendo in New Mexico. Lou (Kristen Stewart) managt einen Fitnessclub in einer ländlichen Kleinstadt. Dort trifft sie eines Tages auf die aufstrebende Bodybuilderin Jackie (Katy O’Brian). Eigentlich ist Jackie nur auf der Durchreise zu einem Wettbewerb in Las Vegas und sucht eine Unterkunft. Doch schnell kommen sich die beiden Frauen näher. Ausgerechnet im Waffenclub von Lous kriminellem Vater (Ed Harris) nimmt Jackie einen Job als Bedienung an, den sie von JJ (Dave Franco), den Ehemann von Lous Schwester Beth (Jena Malone), angeboten bekam. Lou warnt ihre neue Partnerin von den illegalen Geschäften ihres alten Herrns. Doch schon bald wird auch Jackie in die kriminellen Machenschaften der Familie verstrickt und die Beziehung zu Lou gerät in Gefahr…
Nach diversen Kurzfilmen gab die 1990 geborene Rose Glass mit Saint Maud ihr Debüt in Spielfilmlänge, über eine schwer kranke Frau mittleren Alters und ihre junge, sehr religiöse Pflegerin. Auch in ihrem zweiten abendfüllenden Werk stehen zwei unterschiedliche Frauen im Mittelpunkt: Lou, die es sich in einem ziemlich ernüchternden Leben in der teils lebensfeindlichen Provinz von New Mexico scheinbar halbwegs bequem gemacht hat, und Jackie, eine Bodybuilderin kurz vor ihrem ersten Wettbewerb. Die beiden unterschiedlichen Frauen werden recht schnell ein Paar, doch Lous krimineller Vater und seine Machenschaften bedrohen ihre junge Liebe.
Was auf den ersten Blick und vor allem nach dem zuletzt häufig in den Kinos gezeigten Trailer wie eine klassische „Against-all-odds“-Liebesgeschichte aussieht überrascht vor allem mit seiner gekonnt mäandernden Ausrichtung. Queere Love Story, Krimi-Drama, Neo-Noir-Thriller, all das kombiniert der Film mit heftigen Gewaltspitzen, Horror-Elementen und surrealen Momenten. Inszenatorisch und thematisch erinnert das irgendwie an die Werke von David Lynch und den Coen-Brüder, aber die Regisseurin macht daraus etwas Eigenes, einen Female-Empowerment-Reißer, dessen Protagonistinnen sich mit Kraft (Jackie) und Geistesgegenwart (Lou) gegen eine von Männern dominierte Welt aus Gewalt, Misogynie und Kriminalität wehren.
Der spätere Plotverlauf mag teilweise etwas vorhersehbar sein, aber Love Lies Bleeding fesselt durch seine kraftvolle Inszenierung, welche die Düsternis der hier gezeigten, streckenweise alptraumhaften Welt gekonnt einfängt, perfekt ergänzt durch einen atmosphärisch-unheilvollen Elektronik-Score von Clint Mansell (Requiem For A Dream, Black Swan). Noch dazu kann sich Rose Glass auf ihren hochklassigen Cast verlassen, vor allem in Person der immer spannenden Kristen Stewart (Spencer). Auf Augenhöhe agiert Katy O’Brian (Twisters), die früher selbst als Bodybuilderin aktiv war und auch schon als Polizistin gearbeitet hat, in der körperlichen Rolle von Jackie. Ebenfalls im Gedächtnis bleiben Anna Baryshnikov (Manchester by the Sea) als anhängliche, kaputte Daisy und Ed Harris (Die Truman Show, Pollock) als Lous finsterer Vater, nur echt mit grauem Haarteil.
Fazit: Brutal-kraftvolle Mixtur aus queerer Liebesgeschichte und blutigem Krimidama. 8 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 27. Juli 2024. Bilder: Plaion Pictures.
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