Loving Vincent

Erst nach seinem Tod wurde der niederländische Maler Vincent van Gogh (1853-1890) weltberühmt. Ein Team aus polnischen und britischen Filmemachern schuf einen eigenwilligen Animationsfilm auf Basis der Gemälde van Goghs: Loving Vincent.

Loving Vincent
Animationsfilm Polen, UK 2017. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 95 Minuten. Kinostart: 28. Dezember 2017.
Mit: Douglas Booth, Jerome Flynn, Robert Gulaczyk, Helen McCrory, Chris O’Dowd, Saoirse Ronan, John Sessions, Eleanor Tomlinson, Aidan Turner u.a. Drehbuch: Dorota Kobiela, Hugh Welchman, Jacek Dehnel. Regie: Dorota Kobiela, Hugh Welchman.

 

 


Magische Bilder, wenig dahinter

Ein Jahr nach dem Tod Vincent van Goghs taucht plötzlich ein Brief des Künstlers an dessen Bruder Theo auf. Der junge Armand Roulin (Douglas Booth) erhält den Auftrag, den Brief auszuhändigen. Zunächst widerwillig macht er sich auf den Weg, doch je mehr er über Vincent (Robert Gulaczyk) erfährt, desto faszinierender erscheint ihm der Maler, der zeit seines Lebens auf Unverständnis und Ablehnung stieß. War es am Ende gar kein Selbstmord? Entschlossen begibt sich Armand auf die Suche nach der Wahrheit…

Spät, im Alter von 28 Jahren, begann Vincent van Gogh mit der Malerei. Bis zu seinem Tod im Alter von nur 37 Jahren schuf der Niederländer 800 Gemälde, von denen aber lediglich eines zu seinen Lebzeiten verkauft wurde. Ursprünglich planten die Regisseure Dorota Kobiela (Das fliegende Klavier) und Hugh Welchman (Oscar 2007 für den animierten Kurzfilm Peter und der Wolf) die Werke des legendären Künstlers für einen Kurzfilm lebendig werden zu lassen. Doch schließlich entschied sich das Duo für einen abendfüllenden Streifen. Etwa sechs Jahre benötigte die Produktion von Loving Vincent, von der Skriptentwicklung, den Dreharbeiten mit realen Schauspielern vor Green Screen bis zur Umwandlung der Bilder in Ölgemälde nach van Goghs Stil, die durch 125 Künstler vorgenommen wurde. Grundlage für die im Film auftretenden Figuren beildeten die Portraits der Freunde und Bekannten des produktiven Malers. Die Rückblenden innerhalb der Handlung sind in Schwarzweiß gehalten.

Rein visuell ist das sicherlich mühevolle und waghalsige Experiment gelungen. Hätte der rothaarige Niederländer 100 Jahre später gelebt, wäre er vermutlich als Schöpfer großer Zeichentrickfilmkunst in die Geschichte eingegangen. Die eigenwillige, wunderschöne Bildsprache dieser post-impressionistischen Gemälde in bewegter Form wird stimmungsvoll durch den Score von Clint Mansell (Requiem For A Dream, The Fountain) ergänzt. Für die unterschiedlichen Rollen konnte die polnisch-britische Koproduktion einige namhafte britische und irische Akteure gewinnen. Neben Douglas Booth (Noah, Stolz und Vorurteil und Zombies) als “Held” Armand Roulin agieren unter anderem Jerome Flynn (Game Of Thrones) als Doktor Gachet, Saoirse Ronan (Abbitte, In meinem Himmel) als dessen Tochter Marguerite sowie Helen McCrory (Hugo Cabret, Penny Dreadful) als Gachets Haushälterin und Chris O’Dowd (The IT Crowd, Die Insel der besonderen Kinder) als Armands Vater.

Leider geriet Loving Vincent inhaltlich nicht ansatzweise so gelungen wie in optischer Hinsicht. Die Story um den Reisenden Armand, der sich auf die Suche nach einem Adressaten für Vincents Brief begibt, erforscht zwar die Hintergründe von van Goghs Tod, lässt aber die Gelegenheit, im Rahmen der magischen Optik etwas ins Phantastische abzudriften oder gar zwischenzeitlich die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen zu lassen, unglücklicherweise aus. Selbst bei solch einem außergewöhnlichen Bilderreigen entpuppt sich die thematische Reduzierung als nicht unerhebliche Schwäche. Mehr entsprechendes Potenzial hätte der Stoff durchaus hergegeben.

Fazit: Loving Vincent transformiert die lebendig gewordene Schönheit der Gemälde van Goghs auf die Leinwand, bleibt inhaltlich aber sehr schmucklos. 6 von 10 Punkten.

 

 

Marius Joa, 29. Dezember 2017. Inhaltszusammenfassung und Bilder: Weltkino.

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