Die Stoffe keines anderen Dramatikers werden so oft fürs Kino verfilmt wie die von William Shakespeare. Der Australier Justin Kurzel drehte die 91. Adaption von Macbeth, mit Michael Fassbender und Marion Cotillard in den berüchtigten Hauptrollen.
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Macbeth
Historiendrama UK/Frankreich/USA 2015. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 113 Minuten. Kinostart: 29 Oktober 2015.
Mit: Michael Fassbender, Marion Cotillard, Paddy Considine, Sean Harris, Jack Reynor, David Thewlis u.a. Regie: Justin Kurzel. Drehbuch: Todd Luiso, Jakob Koskoff, Michael Lesslie. Nach William Shakespeare.
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Blut, Dreck und Nebel
im 11. Jahrhundert. In Schottland tobt ein Krieg unter verschiedenen Clanfürsten. Macbeth (Michael Fassbender), der Than von Glamis, kämpft an der Seite König Duncans (David Thewlis). Nach der entscheidenden Schlacht erscheinen Macbeth drei Hexen, die ihm die Krone und weitere Macht prophezeien. Angetrieben von seiner ambitionierten Ehefrau (Marion Cotillard), ermordet Macbeth seinen Monarchen, der ihn kurz zuvor noch zum Than von Cawdor ernannt hat, kaltblütig im Schlaf. Als Duncans Sohn und Nachfolger Malcolm (Jack Reynor) nach England fliegt, hält man ihn für den Mörder seines Vaters, und Macbeth wird als nächster Verwandter zum König gekrönt. Doch Zweifel und Furch vor dem Verlust seiner neu gewonnenen Macht sowie die Unnachgiebigkeit seiner Ehefrau treiben den neuen Herrscher Schottlands zu weiteren Morden…
Macbeth versucht sich reinzuwaschen
Wie viele Werke des elisabethanischen Dramatikers gehört auch das „schottische Stück“ zu den am meisten gespielten und für Leinwand/Fernsehen verfilmten Stoffen, ob als freiere Adaptionen, wie bei Akira Kurosawas Das Schloss im Spinnwebwald (1957), der Bollywoodversion Maqbool (2003) sowie der Zeichentrick-Miniserie Wyrd Sisters (1997, nach dem gleichnamigen Scheibenweltroman von Terry Pratchett) oder als eher klassische Variante wie von/mit Orson Welles (1948) oder Roman Polanski (1971).
Seine Version gestaltet der Australier Justin Kurzel recht naturalistisch. Gedreht wurde quasi an Originalschauplätzen. Kameramann Adam Arkapaw (True Detective) liefert beeindruckende Bilder mit nebelverhangenen Schlachtenszenen irgendwo zwischen Braveheart und Excalibur. Im Hintergrund der kraftvollen Szenerien ragen schottischen Gebirgszüge und alte Burgen auf. Untermalt wird dieses visuelle Spektakel von einem düster-jammernden Score, den Justin Kurzels Bruder Jed komponierte.
Da auch der deutsch-irische Schauspieler Michael Fassbender (X-Men: Erste Entscheidung, Zukunft ist Vergangenheit) in der traditionsreichen Hauptrolle durchaus zu überzeugen weiß, hätte „Macbeth 2015“ ein wirklich großer Film werden können. Für eine rundum gelungene Shakespeare-Verfilmung fehlt es aber dann doch etwas an Substanz. Das Drehbuch reduziert die Story bis aufs Mark und konzentriert sich ausschließlich auf das Ehepaar Macbeth. Auch aufgrund der nimmermüde vorgetragenen Originaltexte wirkt alles mit der Zeit zu schwülstig und schwerfällig. Von einem Reinfall ist der Film dank der stimmigen Inszenierung aber meilenweit entfernt.
Fazit: Regisseur Justin Kurzel gestaltet seine Version des bekannten Bühnenstoffes zwar kraftvoll und bildgewaltig, aber durch die inhaltliche Reduzierung auch zu karg und sperrig. 6 von 10 Punkten.
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Schlachten im Nebel
Burgen im Hintergrund
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Marius Joa, 3. November 2015. Bilder: Studiocanal.
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