Motel

Motel. Erinnert irgendwie an Hostel. Aber nicht nur hier hat sich Regisseur Nimród Antal bedient. Auch andere Genrefilme dienten ihm als Vorlage. Ob’s gelungen ist, schreibt Johannes Michel.

Motel (Vacancy)
Thriller, USA 2007. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 85 Minuten.
Mit: Luke Wilson, Kate Beckinsale, Frank Whaley, Ethan Embry, Scott G. Anderson, Mark Casella, David Doty u.a. Regie: Nimród Antal.

Nicht „schrecklich“ genug für die Rubrik „Horror“

Die Überschrift sagt alles – oder zumindest viel. Motel ist zwar als Horrorthriller angekündigt, kann aber die Erwartungen, zumindest bezüglich des Horror-Genres, keineswegs erfüllen. Daher finden Sie diese Filmkritik auch nicht in der Horror-Rubrik. Für den Ungarn Nimród Antal ist sein erster Hollywood-Film dennoch eine ordentliche Leistung.

Das Ehepaar David (Luke Wilson) und Amy (Kate Beckinsale) sind auf dem Heimweg von einer Familienfeier. Schon im Auto streiten sie unentwegt, nachdem David aufgrund eines Staus von der Autobahn abgefahren ist und sich die beiden in der einsamsten Pampa wieder finden. Dann streikt auch noch das Auto. Glücklicherweise liegt nur wenige Meilen entfernt ein Motel, in das sich die beiden einquartieren. Sie ahnen nicht, dass es schon seit Jahren als Produktionsstätte für so genannte Snuff-Videos dient und schon etliche Vormieter ihres Zimmers zu Tode gequält wurden. Erst als David Fernseher und Videorekorder einschaltet, in dem natürlich prominent ein Snuff-Video platziert wurde, wird den beiden klar: Diese Nacht werden sie nur überleben, wenn sie zusammenhalten und nach einem Ausweg suchen.

David und Amy: Angst schweißt zusammen.

Regisseur Nimród Antal hat sich für seinen Thriller bei anderen prominenten Filmen ordentlich bedient. Es finden sich Elemente von Saw, Psycho und, nicht zu vergessen, die Killer sehen Michael Myers aus Halloween sehr ähnlich.

Wirklich verängstigend ist Motel allerdings nicht. Zu durchschaubar ist die Story, zu schnell finden sich David und Amy mit ihrem Schicksal ab und suchen nach Lösungsmöglichkeiten. Außerdem ist es schon extrem unwahrscheinlich, dass über Jahre Menschen in einem Motel verschwinden und niemand nachfragt, was geschehen sein könnte. Auch weist der Film einige Unzulänglichkeiten auf. Wir wissen zwar, dass ein Sheriff in den USA oft alleine unterwegs ist, dennoch ist davon auszugehen, dass er nach der Untersuchung eines Notrufs noch einmal an die „Basis“ Report erstatten würde. Es müsste also auffallen, wenn plötzlich ein Sheriff „fehlen“ sollte.

Die Killer gehen recht unlogisch ans Werk. Dass man ein Hotelzimmer schlecht hermetisch abriegeln kann, okay. Dass man aber den Geheimausgang derart offensichtlich und einfach auffindbar „versteckt“, nein. Den ganzen Film durchzieht ein viel zu einfaches Denken und Handeln. Übertrieben viele Klischees dominieren: Amy hat keinen Handyempfang und verliert ihr Gerät auf der Flucht auch noch; das Auto streikt; der Hotelmanager ist ein schleimiger Typ; das Ehepaar liegt im Streit und findet durch den aufkeimenden Konflikt wieder zusammen; David wird angeschossen, liegt Stunden tot an der Zimmertür und überlebt am Ende doch. Usw., usw.

Bleibt auch Positives? Schon. Insgesamt ist der Film recht gut konstruiert, die Story bietet ungenutztes Potenzial. Die wenigen Schauspieler liefern gute Leistungen ab und es ist erquickend, Luke Wilson einmal nicht in einer (schlechten) Komödie zu sehen. Gleiches gilt für Kate Beckinsale, die schon deutliche schwächere Filme abgeliefert hat. Auch die Optik stimmt: Die erstklassige Kameraarbeit und eine gute Kulisse schaffen für den Film eine passende Stimmung. Auch das Hotelzimmer im Stil der 1960er/1970er ist für Snuff-Szenen gut geeignet.

Fazit: Guter Ansatz, schwache Umsetzung. Motel kann die Erwartungen an einen Horrorthriller in keinster Weise erfüllen. Wer Spannung liebt, sollte zu Saw, wer Blut liebt, zu Hostel greifen. Der Vergleich einer großen deutschen Kinozeitschrift mit Identität ist unangebracht. 4 von 10 Punkten.


Der Killer lauert um die Ecke.

Ein Sheriff (David Doty) befragt den Hotelmanager (Frank Whaley).

Hier laufen die Fäden zusammen: der Videoraum.
Johannes Michel, 22. Juli 2007. Bilder: Sony Pictures.

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